LANGENFELD/AACHEN Todesfahrer steht wegen Mordes vor Gericht

Aachen/LANGENFELD · Ein Langenfelder raste in Alsdorf in einen stehenden BMW, sein Beifahrer starb. Vor Gericht hat sich der 46-Jährige nun erstmals geäußert.

 Das von der Polizei an der Unfallstelle in Alsdorf aufgenommene Bild zeigt den zerstörten VW des Langenfelders.

Das von der Polizei an der Unfallstelle in Alsdorf aufgenommene Bild zeigt den zerstörten VW des Langenfelders.

Foto: Polizei

Am 3. Januar raste ein Langenfelder in Alsdorf-Hoengen mit seinem Golf in einen stehenden BMW. Sein 43-jähriger Beifahrer starb, der 48-jährige BMW-Fahrer wird für immer querschnittsgelähmt bleiben.

Jetzt muss sich der 46-jährige Langenfelder vor dem Aachener Landgericht verantworten. Staatsanwältin Golriez Litterscheid geht davon aus, dass er seinen Lebenspartner auf dem Beifahrersitz ermordet hat.

Die Anklage lautet: Mord und zweifacher versuchter Mord, außerdem vorsätzlicher gefährlicher Eingriff in den Straßenverkehr sowie schwere und gefährliche Körperverletzung. Eine 30-jährige Opel-Fahrerin aus Aachen hatte sich bei dem Unfall die Hand gebrochen.

Alles, was die bislang vernommenen Zeugen ausgesagt haben, lässt sich kaum anders deuten, als dass der Langenfelder mit voller Absicht und mindestens Tempo 135 in den stehenden BMW gefahren sein muss. Damals, am 3. Januar um 17.45 Uhr, war die L240 auf Höhe von Alsdorf-Hoengen ein einziges großes Trümmerfeld.

Nachdem der Langenfelder fast ein halbes Jahr lang geschwiegen hatte, sagte er am zweiten Prozesstag erstmals aus. Er skizzierte die schwierige Beziehung zur „Liebe meines Lebens“ und erklärte, wie es aus seiner Sicht zum Unfall kam.

Wenige Wochen vor dem Unfall, am 15. Dezember 2018, hatte der Langenfelder unter dem Einfluss einer Droge, die mit flüssigem Ecstasy vergleichbar ist, seinen Lebenspartner aus der gemeinsamen Wohnung in Langenfeld geworfen. Dessen Eltern hatten ihren Sohn abgeholt und nach Hause nach Alsdorf gebracht.

In der fast 20-jährigen Beziehung der seit 2017 verheirateten Männer war es nicht die erste Trennung. Doch wie so oft vorher habe man sich nach Weihnachten 2018 wieder angenähert, sagte der Angeklagte. Schließlich habe man sich darauf geeinigt, probeweise wieder zusammenzuziehen.

Am Tag des Unfalls habe er den 43-Jährigen in Alsdorf abgeholt, sei mit ihm nach Köln zu einer Psychologin gefahren. Danach wollten die beiden Männer zurück nach Alsdorf. Kurz vor der Abfahrt Eschweiler“ auf der A4 sei ein Streit entbrannt, schilderte der Langenfelder, der seine beginnenden Entzugserscheinungen merklich verstärkt habe.

Als er die L240 von Eschweiler Richtung Alsdorf fuhr, hatte er laut Zeugenaussagen mit stark überhöhter Geschwindigkeit mehrere Autos riskant überholt und dabei die Außenspiegel von mindestens zwei Autos abgefahren. Der 46-Jährige sagte, weder er noch sein Mann hätten vom Abfahren der Außenspiegel etwas bemerkt, was der Verkehrssachverständige Eugen Babilon für äußerst unwahrscheinlich hält.

Weiter erklärte der Angeklagte, „nicht schneller als 90 oder 100“ gefahren zu sein. Den an einer Ampel stehenden BMW will er erst gesehen haben, als sein Lebensgefährte laut schrie und sein Golf nur noch „25 bis 30 Meter“ vom BMW entfernt war. Die Bremse habe er nicht mehr treten können. Es kam zur Kollision.

Die Eltern des Getöteten sind heute sicher, dass ihr Sohn sich endgültig von dem Langenfelder habe trennen wollen. Sie glauben, dieser habe deswegen den Unfall absichtlich herbeigeführt. In einer Aussage, die sie wenige Tage nach dem Unfall gemacht hatten, waren sie dessen noch nicht ganz so sicher.

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