Langenfeld 72-Jähriger findet Geschwister 

Langenfeld · Eine Mischung aus Neugier, Spannung – und auch Angst habe ihn auf dem Weg zu seiner ungewöhnlichen Verabredung begleitet, verrät Gottfried Buff. Schließlich war es für den 72-Jährigen eine Reise ins Unbekannte, als er sich Anfang August aufmachte, seine neu entdeckten Geschwister zu besuchen

 Der 72-jährige Gottfried Buff zeigt Bilder seiner beiden Brüder und  Schwestern, die er erst jetzt ausfindig gemacht hat.

Der 72-jährige Gottfried Buff zeigt Bilder seiner beiden Brüder und  Schwestern, die er erst jetzt ausfindig gemacht hat.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

. Doch die Nervosität sollte sich rasch legen: „Sie haben mich alle so herzlich begrüßt, als würden wir uns schon immer kennen“, berichtet der Langenfelder gerührt, „das war einfach phänomenal.“ Auch bis dato unbekannte Neffen und Nichten hätten ihm im hessischen Korbach einen warmherzigen Empfang bereitet. „Ein Großneffe ist sogar extra aus Kassel angereist“, erzählt Buff, der vielen Langenfeldern unter anderem von der heimischen Theaterbühne oder durch den Karneval gut bekannt ist.

Den wenigsten bekannt sein dürfte hingegen seine Familiengeschichte: Zur Welt kam er in der Lüneburger Heide. Dorthin war seine Mutter am Ende des Zweiten Weltkriegs aus ihrem Geburtsort geflohen, einer deutschen Siedlung bei Warschau. Neben dem kleinen Gottfried musste sie alleinstehend noch vier andere Kinder durchbringen – den leiblichen Nachwuchs ihrer tödlich verunglückten Schwester. Seinen Vater, den er lieber als „Erzeuger“ bezeichnet, lernte Gottfried Buff nie kennen – der Mann hatte die Familie frühzeitig verlassen. Auch ein Versuch in der Jugend, Kontakt aufzunehmen, scheiterte.

Die Familie zog ins Rheinland. Ein Gespräch mit seiner ältesten Cousine vor zwei Jahren erweckte die Suche nach dem anderen Teil der Familie aufs Neue: „Sie fragte, weißt Du, dass Du noch zwei Schwestern hast?“ erzählt Buff. Der machte sich auf die Suche. Unterstützung erhielt er dabei von Sohn Jochen, der das Langenfelder Standesamt leitet.

Der Einblick in eine Akte des Jugendamtes über seinen Vater verriet in der Tat, dass es mehrere Geschwister geben müsse. Die Spur führte nach Hessen, wo der Nachname von Buffs Vaters wieder auftauchte. Durch Anfragen in den sozialen Netzwerken verdichteten sich schließlich die Hinweise auf die unbekannte Verwandtschaft, und eines Tages erhielt Buff Antwort auf einen Brief, den er verschickt hatte: Ein Bruder schrieb darin, man müsse sich kennenlernen.

Und so machte sich Gottfried Buff jetzt mit seiner Ehefrau auf den Weg nach Korbach zu den „neuen“ Verwandten: Vier Geschwister im Alter zwischen 62 und 79 Jahren, zwei Brüder und zwei Schwestern von verschiedenen Müttern, leben in Nordhessen – ein weiterer jüngerer Bruder ist bereits früh gestorben. Buff besuchte das Elternhaus seiner Geschwister – und stand im kleinen Ort Mühlhausen schließlich auch am Grab seines Vaters, den er nie gekannt hatte. Der war im Jahr 1978 gestorben.

„Natürlich wäre es schön gewesen, wenn ich früher schon Kontakt zu meinen Geschwistern gehabt hätte“, sagt Buff. Die Freude über das Kennenlernen schmälert das aber offensichtlich nicht – und natürlich soll es bei dem einen Treffen nicht bleiben: „Wir telefonieren regelmäßig und führen die typischen Gespräche unter Geschwistern.“ Und ein Gegenbesuch sei schon in Planung. „Wir wollen die Onkel und Tanten jetzt auch mal kennenlernen“, bekräftigt Jochen Buff.

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