Langenfeld/Monheim Handel beklagt Bandenkriminalität

Langenfeld/Monheim · Während Ladendiebstähle in der Polizeistatistik weniger werden, klagen Händler in Langenfeld und Monheim über steigende Zahlen.

In den Polizei-Statistiken sinken beim Ladendiebstahl landesweit die Fallzahlen. „Dieser Trend ist in unseren Läden leider nicht erkennbar“, kommentiert Heinz Hövener, Betreiber von fünf Edeka-Frischemärkten, die Zahlen. „Nach wie vor ein tägliches Problem“, bestätigt auch Dirk Fleschenberg, Geschäftsführer des Elektrofachmarktes expert-Hoffmann in Monheim und Sprecher von Treffpunkt Monheim, dem Zusammenschluss der lokalen Einzelhändler.

Beim Kampf gegen die Langfinger ist jeder Geschäftsbetreiber ein sprichwörtlicher „Einzel“-Händler. Weder der Verein Kommit, die Interessengemeinschaft der Händler in Langenfeld, noch der Treffpunkt Monheim entwickelten bisher gemeinsame Strategien. „Es geht bei uns eher um Datenschutz oder Internethandel“, räumt Christoph Zimmermann, City-Manager in Langenfeld, ein und verweist auf die unterschiedlichen Voraussetzungen in den Läden.

Verstärkte Sicherungsmaßnahmen wie Videoüberwachung, Alarmsysteme, Warensicherung und Ladendetektive sind unvermeidlich, und führen zu mehr Aufgriffen. Sie bedeuten aber auch erhebliche Investitionen (das Kölner Handelsforschungsinstitut spricht von 1,3 Milliarden Euro jährlich), die letztendlich in die Verkaufspreise einfließen. Es ist ein Hase-Igel-Spiel, weil auch die Gauner mit krimineller Kreativität „aufrüsten“. Strahlengeschützte Taschen, weite Kleidung, Rucksäcke, sogar Rollatoren und Rollstühle werden genutzt. „Wir nehmen die Kunden sofort in Empfang“, nennt Fleschenberg eine Strategie. Rucksäcke und Taschen müssten abgegeben werden, die Verweildauer werde beobachtet. „Video-Überwachung ist inzwischen im Einzelhandel Standard, sie hilft auch in Stoßzeiten, und die Technik (Rundumkameras) hat sich deutlich verbessert“, so der Langenfelder Sicherheitsfachmann Denis Herbertz.

„Die Täter kommen aus allen Schichten und Gruppierungen“, sagen Hövener und Fleschenberg einstimmig, und auch bei Höveners verschiedenen Läden zwischen Wuppertal und Monheim gibt es keine auffälligen Abweichungen nach Alter, Geschlecht oder Nationalität. In jedem Fall wird Anzeige erstattet. „Zugenommen haben die Gewaltbereitschaft und die Uneinsichtigkeit der Täter“, so ein Händler. „Das ist doch einkalkuliert“, so ein beispielhafter Kommentar eines gestellten Diebes.

Problematisch ist das vermehrt zu beobachtende, systematische Vorgehen von Tätern, die gleichzeitig und in Gruppen auftreten. „Einer kauft ein, übergibt es einem zweiten, ein dritter lenkt die Kassiererin ab“, so Hövener. „So kann ein teures Stück Fleisch zwischen Theke und Kasse verschwinden“. Ärgerlich - auch für die Polizei - ist, wenn Verfahren gegen Ladendiebe von der Staatsanwaltschaft als Bagatelldelikte oder wegen fehlendem öffentlichen Interesse eingestellt werden. Das führt dazu, dass mancher Händler erst gar keine Anzeige mehr erstattet, auch das könnte die Statistik verbessert haben. „Ladendiebstahl ist keine Kleinigkeit, sondern in bestimmten Fällen organisierte Kriminalität“, heißt es sogar bei der Gewerkschaft der Polizei. Auch Hövener und Fleschenberg halten nichts von der Idee, Ladendiebstahl zur Entlastung der Justiz nur noch als Ordnungswidrigkeit zu behandeln.

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