Katholisches Bildungszentrum Haan/Langenfeld Pflegeschülerinnen leiten eine Station

Langenfeld · Zehn Azubis des Katholischen Bildungszentrums in Haan konnten sich sechs Tage in der Praxis als Gesundheits- und Krankenpflegerinnen üben. Sie versorgten 29 Patienten im St. Martinus Krankenhaus.

 Pflegeazubis leiten eine Station in Langenfeld: Einmal Blutdruck messen, bitten Olivia Schidlowsky und Maria Giannakou (v. l.).

Pflegeazubis leiten eine Station in Langenfeld: Einmal Blutdruck messen, bitten Olivia Schidlowsky und Maria Giannakou (v. l.).

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

29 Patienten des St. Martinus Krankenhauses staunten nicht schlecht, als sie in den letzten Tagen zehn neue, junge Menschen auf ihren Stationen erlebten, die sich aufmerksam um sie kümmerten. Die zehn stehen kurz vor ihrem Examen als Gesundheits- und Kranken-Pfleger oder –Pflegerinnen. Zwei davon – Maria Giannakou (21) und Olivia Schidlowsky (20) – stellten sich gestern einem Interview. Sie alle legen im August ihre Prüfungen ab und sind dann das, was man früher Krankenschwester nannte. Gelernt haben sie im Katholischen Bildungszentrum in Haan. Das St. Martinus Krankenhaus ist einer der Träger der Schule.

Seit 2009 lässt das Richrather Krankenhaus die Azubis kurz vor ihrem Abschluss sechs Tage lang selbstständig eine Station leiten und organisieren. Das sei besser, als von einem Tag auf den anderen mit Examen in der Tasche sofort ins kalte Wasser zu springen, sagt Katja Opper, Praxisanleiterin im St. Martinus Krankenhaus und examinierte Krankenschwester. „Während meiner Ausbildung gab es so etwas Schönes nicht“, sagt sie.

Die beiden Schülerinnen, die nach dem Abschluss im Krankenhaus in Richrath bleiben werden, stimmen ihr zu. Trotz vieler Kurzpraktika während der Ausbildung in Haan sei die längere Praxis doch sehr lehrreich. „Ganz so habe ich mir das nicht vorstellen können“, sagt Olivia Schidlowsky ehrlich.

Die zehn Azubis haben nahezu alle Stationen durchlaufen: die Internistische, Geriatrie, Unfallchirurgie und Neurologie. Selbst zwei Sterbefälle haben die jungen Frauen miterlebt. Die Organisation ihrer Arbeit sei eine Herausforderung, sagen sie. Prioritäten setzen (ob man erst den Blutdruck misst oder erst aufs Schellen eines Patienten reagiert), sich untereinander abzusprechen, das sei in der Praxis sehr wichtig. „Bisher hat sich keiner der Patienten beschwert“, erklärt Olivia.

Spaß macht den beiden Langenfelder Azubinen der anstrengende Job auch nach einer Woche harter Praxis noch. Schichten von 6 bis 14 und 13 bis 21 Uhr haben sie geleistet. Olivia hat nachvollzogen, dass sie in acht Stunden 15 000 Schritte zurücklegt. Das sind ungefähr zehn Kilometer. „Ich brauche jedes Jahr neue Turnschuhe“, sagt sie.

Ihr Berufswunsch hat sich schon früh abgezeichnet: mit 16 Jahren und ihrem ersten Schülerpraktikum im Krankenhaus. „Ich war damals die einzige in meiner Klasse, die in die Klinik wollte“, erinnert sie sich. Der Stationsalltag, die Krankheitsbilder, der Umgang mit den Menschen und ihre Pflege habe sie direkt angesprochen. „Es war richtig und wichtig, dass wir den Alltag hier so erleben konnten“, sagt auch Maria. „Die Grundpflege können wir. Aber wenn etwas Außergewöhnliches kommt, ist man auf sich selbst gestellt“, sagen sie. Natürlich wurde die Arbeit der zehn Azubis permanent von Fachkräften des Krankenhauses überwacht.

„Ein Praktikum in der Form, das bietet nicht jede Schule an“, sagt Sara Bujic, Lehrerin im Katholischen Bildungszentrum in Haan. „Die Organisation erfordert eine Menge Vorarbeit. Mittlerweile sind wir bekannt für dieses Angebot.“ Im vorigen Jahr musste die Praxis für die jungen Leute kurz vor dem Abschluss wegen Corona ausfallen. „Umso glücklicher sind wir, dass es zurzeit wieder läuft“, sagt Cerstin Tschirner, für die Unternehmenskommunikation im Krankenhaus zuständig.

Natürlich fehle es in allen Krankenhäusern an Pflegekräften. Das Katholische Bildungswerk in Haan ist eine staatlich anerkannte Pflegeschule, die rund 300 Plätze anbietet. Die seien nicht immer so einfach zu besetzen, so Tschirner. Dabei sei die dreijährige Ausbildung sehr gut bezahlt. Ausbildungsbeginn ist immer im April und im Oktober. Eine Bewerbung ist ganzjährig möglich. „Die Arbeit erfordert allerdings ein hohes Maß an psychischer und physischer Kraft wie kaum ein anderer Beruf“, sagt Tschirner.  

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