Senf-Zugabe Eine Wasserburg ist kein Profifußballer

Langenfeld · Ob sie noch einen gültigen Zweijahres- oder Dreijahresvertrag mit ihrem Verein haben, ist Profifußballern oft schnurz. Wie die aktuelle Wechselbörse zeigt, lässt sich mit Geld so manches regeln und die großen Klubs winken entsprechend mit den Scheinen.

Langenfeld: Wasserburg Haus Graven
Foto: grafik

Bei der Langenfelder Wasserburg Haus Graven liegt der Fall anders. Da hatten 2010 die Stadt und der damals neu gegründete Förderverein einen Zehnjahresvertrag abgeschlossen, den nicht einmal die Königlichen von Real Madrid brechen können. Dieser Vertrag mit den Eigentümern besagt, dass die zuvor  als Privatbesitz für Normalbürger nicht zugängliche Wasserburg seither als Kulturstätte für alle offen zu sein hat. Umbau, Betriebskosten und  Zuschuss finanziert(e) die Stadt; eine Miete zahlt sie nicht. Das Problem: 2020 ist nicht mehr fern und die Laufzeit des Vertrags wäre dann nach zehn Jahren folglich zu Ende.

Das Burgtor dann wieder verriegelt? Keine Ausstellungen, Konzerte, mittelalterlichen und adventlichen Märkte mehr in diesem 1656 wiederaufgebauten Teil einer im Dreißigjährigen Krieg zerstörten, weitaus größeren Burganlage? Kein Verzehr mehr im Café mit den Außentischen im historischen Innenhof?

Dass diese trüben Aussichten nicht eintreten dürfen – darin sind sich wohl die Meisten einig. Und so hatte Bürgermeister Frank Schneider (CDU) bereits 2014 und zuletzt nochmals in seiner Neujahrsansprache 2018 angekündigt, eine Vertragsverlängerung über 2020 voranzutreiben. Dem Vernehmen nach käme alternativ auch die Gründung einer Stiftung und gegebenenfalls ein Kauf in Frage.

Weil der Bürgermeister in diesen nach eigenen Worten „sehr schwierigen Verhandlungsgesprächen“ bislang noch keinen Vollzug meldet, prescht jetzt die BGL-Ratsfraktion nach vorne. Deren kulturpolitischer Sprecher Sven Lucht verlangt eine politische Diskussion zu diesem Thema im nächsten Fachausschuss. Schneider bezeichnete diesen Vorstoß als „populistisch“, weil es beim jetzigen Stand der Verhandlungen ohne Finanzierungsansätze für die Ratspolitiker nichts zu entscheiden gäbe.

Klar ist indes: Die Zeit drängt. Zumal der Förderverein für sein Programm Planungssicherheit braucht.

(mei)
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