Langenfeld Wachspapier hält Lebensmittel frisch

Langenfeld · Die Alternative zu Aluminium und Plastik: Bienenwachsläppchen. Marianne Radtke zeigt auf ihrem Natursteinhof wie sie herstellt wird.

 Selbst herstellen ist preiswerter als zu kaufen: Auf ihrem Hof zeigt Marianne Radtke(l.) Ingrid Ammann, wie Bienenwachstücher entstehen.

Selbst herstellen ist preiswerter als zu kaufen: Auf ihrem Hof zeigt Marianne Radtke(l.) Ingrid Ammann, wie Bienenwachstücher entstehen.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Zugegeben: Diese Verwendung ausgedienter Blusen, Hemden und Betttücher ist mehr als ungewöhnlich. Dass Omas fadenscheiniger Kopfkissenbezug – zerstückelt natürlich – einst das Sandwich des Enkels einwickeln könnte, hätte dieser vielleicht noch erahnen können. Für andere ist diese Art des Upcyclings neu. Es ist eine Methode aus alten Zeiten, die Marianne Radtke vom Natursteinhof in Reusrath aufleben lässt: das Herstellen von Bienenwachstüchern zum Frischhalten von Lebensmitteln wie Salaten, Gemüse und offenen Flaschen, Brot und Brötchen.

Am Samstag hatte Marianne Radtke zum Workshop in eines ihrer Gewächshäuser an der Trompeter Straße eingeladen. Wer mit ihr in der Vergangenheit durch Wildkräuter gestreift ist, Kohl und Gemüse fermentiert hat, Kuchen aus Giersch und Brennnessel-Konfitüre gegessen hat, weiß: Hier spielen Natur und Nachhaltigkeit eine sehr wichtige Rolle. Ein bisschen „back to the roots“, ein bisschen Kräuterhexe mit großem Wissen um das, was kreucht und fleucht, erschließt die Kräuterpädagogin immer wieder alternative Handlungsweisen.

Ingrid Ammann hat sich aus Pulheim nach Langenfeld locken lassen. Das Hantieren mit Plastik- und Aluminiumfolie hat sie genauso satt wie die anderen Workshop-Teilnehmer. Da kam ihr die kleine Lehrstunde in Sachen Bienenwachstuch gerade recht. Begeistert steht sie am Bügeltisch und streut einige Bienenwachstropfen auf das mit der Zickzackschere zugeschnittene Stückchen Stoff. Zwischen Backpapier gelegt wird das Wachs nun auf den Stoff aufgebügelt und gut verteilt. Das geht blitzschnell. „Manche tragen das Wachs mit dem Pinsel auf und lassen es im Backofen trocknen. Alles Quatsch, meine Methode ist viel einfacher“, sagt Radtke. Natürlich kann man nicht einfaches Kerzenwachs verwenden. „Es muss schon biologisch reines Bienenwachs sein“, sagt die Kennerin, „Schließlich kommt es ja mit Lebensmitteln in Berührung.“

Bei Radtke gibt es die Wachstropfen von den eigenen zehn Bienenvölkern zu kaufen. Was die zum Bau von Brut- und Futterlager produzieren, wird einmal im Jahr in einer Behindertenwerkstatt im Tecklenburger Land gereinigt und geschmolzen und kommt für neue Mittelwände in den Bienenkästen oder zur Weiterverwendung für den Menschen zurück.

Bienenwachstücher eignen sich zum Abdecken von offenen Schalen, Tellern oder Gläsern und sogar zum Verschließen von Wein- und Sektflaschen. Laut Radtke geben die Tücher garantiert keinen Geschmack ab und wirken obendrein noch desinfizierend. Sie halten zwölf Monate und können mit einem feuchten Tuch einfach gereinigt und dann in der Luft getrocknet werden. Und das ist Marianne Radtke besonders wichtig: „Wenn sie unbrauchbar geworden sind, kann man sie in Kamin oder Grill verbrennen und ihre Asche als Dünger wieder in den Naturkreislauf einschleusen.“

Außerdem sehen die gewachsten Tücher noch recht hübsch aus, so dass Ingrid Ammann sie Weihnachten der ganzen Verwandtschaft schenken will. „Man kann Tütchen daraus nähen und Pralinen oder Schokolade einfüllen“, sagt Radtke. Nur Plätzchen würden darin feucht. Auch Fleisch, Fisch und Zwiebeln sollte man nicht ins Wachstuch einschlagen.

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