Einkaufen Upcycling-Modenschau im Gewächshaus

Langenfeld · Der Seconhand-Laden Pro Donna zeigt im Reusrather Treibhaus, wie schön Neues kleidet, das aus Altem entstanden ist.

 Die Amateur-Models führten gekonnt die Langenfelder Kreationen vor.

Die Amateur-Models führten gekonnt die Langenfelder Kreationen vor.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Das hätte sich die Sozialpädagogin Juliane Kasel nicht träumen lassen: Dass sie einmal vor 500 Menschen über den Catwalk laufen würde. Doch als Praktikantin beim Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) ist man offenbar vor nichts sicher. Und nicht nur als Praktikantin. Auch als Kassiererin, Schneiderin, ehrenamtliche Mitarbeiterin, als Tochter oder Enkel SkF-Beschäftigter wird man schnell mal zum Model. Jetzt präsentierten die Schneiderei und der Secondhand-Laden Pro Donna die vierte Modenschau in den Gewächshäusern des Reusrather „Treibhauses“.

Die Gäste, die sich mit Prosecco in der Hand zwischen Grünzeug und Blühpflanzen knubbelten, erlebten, wie schick man Ausrangiertes neu kombinieren kann und damit aussieht wie aus dem Modejournal. Wollmäntel, Flauschjacken, Shirts und Lederjacken, Röcke und Kleider, Tücher und Schals – für jede Figur gibt es gut erhaltene Kleidung bei Pro Donna. Die Zuschauerinnen staunten, welch tolle Taschen in der Schneiderei aus Mänteln, Jacken, Stoff- und Planen-Resten entstehen. Was man dazu braucht, ist Fantasie und Geschick an der Nähmaschine. Und das beweist Schneidermeisterin Kirsten Schmidt mit ihrem Team unter dem Label „Einzigware“ in der Näherei an der Solinger Straße immer wieder.

Die schicken Taschen aus Tweed und Glencheck gingen weg wie warme Semmel, nachdem 21 Amateur-Models zwischen 17 und 79 Jahre auf sehr charmante Weise Upcycling-Mode plus Accessoires gezeigt hatten. Alle Größen, alle Altersgruppen, Schwangere und Muslime bewegten sich gut gelaunt zu Disco-Musik auf dem Laufsteg im Gewächshaus.

Ein halbes Jahr lang hatte Inge Greilich, quirlige Leiterin des Langenfelder Secondhand-Ladens Pro Donna, mit der bunten Gruppe kleine Choreografien eingeübt. „Ich tanze selbst gern und höre viel Musik“, erklärte Greilich. SkF-Bereichsleiterin Dorothea Tomasik schwärmte: „Ich muss immer wieder in die Gesichter der Models schauen. Die machen das ja wie die Profis.“

Besonders die große Brünette mit den langen Beinen, Juliane Kasel, profilierte sich beim berufsfremden „Nebenjob“. Nein, vor Publikum ist sie eigentlich noch nie aufgetreten. „Aber das macht mir voll Spaß hier, und beim nächsten Mal bin ich liebend gerne wieder dabei“, sagt sie. Selbst die ältere Model-Riege präsentierte mit sichtbarer Freude Mäntel und Jacken.

Inmitten von Blumen und schönen Dingen für den Garten machten sich die bunten Unikate aus der Schneiderwerkstatt des SkF und von der Textil-Künstlerin Sylke Oberhaus aus Leverkusen besonders wirkungsvoll aus. Bodybags mit Frida Kahlo-Motive und Taschen aus alten Trenchcoats hatte Oberhaus mitgebracht. Auch hier spielte der Recycling-Gedanke die zentrale Rolle.

Letztlich freuten sich Treibhaus-Besitzer Doris Kerklaan-Mebus und Helmut Mebus, ihr wunderschön gestaltetes Domizil für eine gute Sache herzugeben. Denn bei Pro Donna handelt es sich um ein Projekt zum Wiedereinstieg in den Beruf für Frauen, die ihren Job verloren haben oder als ungelernte Kräfte keine Arbeit finden. Sie werden in Schneiderei und Laden für ihre Arbeit qualifiziert. Derzeit handelt es sich um 35 Frauen von Ende 20 bis 50 Jahre.

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