Wirtschaftlichkeit vs Vorsorge, Corona-Folgen bei Krankenhausträgern St.Martinus-Klinik schreitet zu Normalbetrieb

Langenfeld · Verschobene Operationen, die keine Beatmung nach sich ziehen, werden sukzessive nachgeholt. Mitarbeiter bleiben aber wachsam. In der Notfallambulanz bleiben derzeit die Bagatellfälle aus.

 Die Verbindung von Krankenhaus und Notfallpraxis zu einer Portalpraxis wurde erst einmal aufgeschoben.

Die Verbindung von Krankenhaus und Notfallpraxis zu einer Portalpraxis wurde erst einmal aufgeschoben.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Wie alle Kliniken des Landes wurde auch das St.Martinus-Krankenhaus im März aufgefordert, zusätzliche Betten für Covid-19 Patienten bereitzuhalten und auf nicht unbedingt notwendige Operationen zu verzichten. In den sechs Intensiv-Betten in Langenfeld, davon vier Beatmungsplätze, wurden bisher „eine niedrige Zahl von Covid-19-Patienten im zweistelligen Bereich“ behandelt. Zwei zusätzliche Beatmungsgeräte sind bestellt. Insgesamt ist es bundesweit gelungen, die Zahl der Intensiv-Patienten unter den anfänglich befürchteten Mengen zu halten. Wie geht das örtliche Krankenhaus mit der aktuell „entspannten“ Situation um und welche wirtschaftlichen Konsequenzen hat der seit einem Monat reduzierte Normalbetrieb?

„Es ist eine surreale Situation“, sagt Ingo Morell, Geschäftsführer der GFO (Gemeinnützige Gesellschaft der Franzikanerinnen zu Olpe), des Krankenhausträgers. „Es gibt in vielen Häusern mittlerweile Leerstand, einzelne Häuser melden inzwischen Belegungsrückgänge in der Größenordnung von 30 Prozent und mehr. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft berichtet von 150.000 freien Krankenhausbetten und circa 10.000 freien Intensivplätzen.“ Die wirtschaftlichen Folgen für das St. Martinus Krankenhaus sind noch nicht seriös zu beziffern, die verschobenen Operationen haben Mindereinnahmen zur Folge. Das Krankenhaus setzt auf den von der Politik versprochenen Schutzschirm und den Ausgleich dieser Defizite. Auch in Langenfeld beginnt man nun, die verschobenen OPs sukzessive, gestaffelt nach Dringlichkeit, nachzuholen. Das ist wichtig, denn – so Morell - „Wir dürfen, auch aus ethischen Gründen, wegen potenzieller Corona-Patienten nicht die Interessen und Bedürfnisse anderer Kranker missachten.“ Der Wieder-Einstieg in die Normalität sehe so aus, dass nur Patienten operiert werden, die danach planmäßig oder absehbar nicht intensiv- oder beatmungsmedizinisch betreut werden müssen. „Allerdings behalten wir die Entwicklung im Auge und halten weiterhin ausreichende Betten für Covid-19-Patienten bereit“, präzisiert Maximilian Rossels, Referent der Geschäftsführung. Die Abstimmung im GFO-Verbund hat für das Haus Vorteile, wie etwa einheitliche Hygiene-Standards.

Der Betrieb in der Notaufnahme sei seitdem relativ „normal“ weitergelaufen, „teilweise gibt es weniger Bagatellfälle“. Es bestehe jedenfalls kein Anlass, den Krankenhausbesuch bei Auffälligkeiten aus Angst vor Anstellung zu vermeiden, „wir haben wirksame Schutzkonzepte“, versichert Rossels. Die Situation im Krankenhaus zeigt gespannte Wachsamkeit, die Mitarbeiter werden geschult und bereiten sich auf alle Eventualitäten vor. Die besonderer Lage führt aber auch dazu, dass die Umbauten für die „Portalpraxis“, die räumlich und organisatorische Kombination der Notfallpraxis mit der Notfallambulanz noch warten müssen.

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