Langenfeld Sozialdienst benötigt mehr Geld für Erziehung

Langenfeld · Die Kosten insbesondere für ambulante Maßnahmen sind gestiegen – zwischen zehn und teilweise mehr als 20 Prozent. Auch die stationären Unterbringung kostet mehr.

Thomas Bremer begründet die Kostensteigerungen im Bereich „Hilfe zur Erziehung“.

Thomas Bremer begründet die Kostensteigerungen im Bereich „Hilfe zur Erziehung“.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Im aktuellen Haushalt (2022) fehlen dem Allgemeinen Sozialen Dienst (ASD) 700.000 Euro. Jeweils 350.000 Euro mehr benötigt der ASD für die ambulante wie für die stationäre Betreuung. Das erklärt Referatsleiter Thomas Bremer gegenüber den Mitgliedern des Jugendhilfeausschusses während ihrer Sitzung im Rathaus. Die Stadt sei gesetzlich verpflichtet, Hilfen zur Erziehung zu gewährleisten.

Der Blick zurück zeigt, dass bei der Aufstellung des Haushaltes im vergangenen Jahr der Ansatz für ambulante Maßnahmen im Jahr 2022 mit 3,365 Millionen Euro zu gering kalkuliert worden ist. Die Jahresabschlüsse von 2019 bis 2021 liegen (3,55 Mio Euro; 3,6 Mio. Euro und 3,8 Mio) bereits höher als die eingeplanten Beträge.

Der Langenfelder ASD habe aber nicht allein mit fehlenden Geldern zu kämpfen: „In Monheim beträgt die Erhöhung der Kosten 1,3 Millionen und in Leichlingen 1,7 Millionen Euro“, erklärt Bremer. Es sei im Vorfeld nie kalkulierbar, wie viele ambulante und stationäre Fälle binnen eines Jahres dazukommen, erklärt Bremer den Haushaltsansatz für das laufende Jahr. Weil 2021 ein „Ausnahmejahr gewesen sei, habe man sich bei der Festlegung des Etats für 2022 auf die Jahre davor konzentriert.

„Es sind weniger die gestiegenen ambulanten Fallzahlen, die zu dem Fehlbetrag führen“, sagt Bremer. „Vielmehr belasten uns die gestiegen Kosten insbesondere bei den ambulanten Maßnahmen.“ Die Preise mit freien Anbietern seien zwischen zehn und bis zu mehr als 20 Prozent in diesem Jahr angestiegen. „Im vergangenen Jahr lag der Stundensatz bei rund 56 Euro. In diesem sind es zwischen 65 und 68 Euro.“ Als Grund nennt Bremer Lohnkostensteigerungen und die steigende Inflationsrate.

Erheblich erhöht habe sich die Anzahl von Beratungen, die von 150 auf inzwischen 210 angestiegen sind. Als Grund nennt Bremer die späte Auswirkung durch Corona. „Dabei kommt nicht jeder neue Beratungsfall ohne weitere, kostenpflichtige Unterstützung aus seiner individuellen Krise heraus.“ Auch die dadurch entstehenden Kosten seien im Vorfeld nicht absehbar gewesen.

Zum Bereich der ambulanten Maßnahmen des Jugendamtes zählen auch die Kosten der Integration für Kinder und Jugendliche mit Lese-Rechtschreibschwächen, Dyskalkulie und Autismus sowie erziehungsschwierige Kinder.

Eine verlässliche Kostenprognose sei bei der hohen Anzahl von 250 Einzelfällen und teils unvorhersehbaren, nicht planbaren Hilfen immer noch schwierig zu ermitteln. „Auch wenn uns nun eine Fachsoftware das Planen erleichtert, können unplanmäßige Fallübernahmen, durch zum Beispiel Zuständigkeitswechsel aus anderen Städten, die Jahreskalkulation erheblich erschweren. Wie viele neue Fälle wir pro Zeiteinheit tatsächlich zu bearbeiten haben, lässt sich leider nicht genau vorhersagen“, erläutert Bremer die Schwierigkeiten der Budgetplanung.

Bei den Stationären Hilfen zur Erziehung habe der Jahresabschluss im Jahr 2019 bei 5,156 Millionen Euro, danach 5,223 und im Jahr 2021 dann bei 5,531 Millionen Euro gelegen. Der Haushaltsansatz für 2022 beträgt 5,1 Millionen Euro. Es handelt sich um Ausgaben für Kinder in stationärer Jugendhilfe sowie für Mutter-Kind-Einrichtungen.

„Die Kosten insgesamt sind abhängig von den Unterbringungszahlen und den Tagessätzen der jeweiligen Einrichtungen“, sagt Bremer. Bei einer Unterbringung in Langenfeld verhandele der ASD die Tagessätze mit dem örtlichen Träger. Sind Jugendliche oder Kinder außerhalb untergebracht, muss die Stadt die dort ausgehandelten Sätze bezahlen. „Insbesondere bei den stationären Maßnahmen ist der Trend zu beobachten, dass immer seltener eine Unterbringung in Regelgruppen möglich ist“, beschreibt der Referatsleiter einen Grund für die zusätzlich benötigten Gelder auch in diesem Bereich. Immer häufiger erfolge die Unterbringung in Spezialeinrichtungen, um den herausfordernden Kindern gerecht zu werden.

„Bei einer Regelgruppe betrug der Tagessatz 2021 in etwa 150 bis 180 Euro. Bei etlichen der inzwischen von 55 auf 60 angestiegenen betroffenen Kinder und Jugendlichen sind ein Intensivangebot oder therapeutische Maßnahmen nötig. Der Tagessatz in diesem Bereich liegt zwischen 230 und 350 Euro.“ Zusätzlich führten aktuell mehr Fälle zu weiteren Kostensteigerungen.

Im laufenden Kalenderjahr 2022 hätten fast alle Einrichtungen der Jugendhilfe ihre Tagessätze um etwa zehn Prozent angehoben. Bei einem Ansatz in Höhe von 5,1 Mio. Euro, der vor einem Jahr geschätzt wurde, hätte das bei gleichbleibenden Unterbringungszahlen einen Kostensprung von über 500.000 Euro zur Folge. Positiv denkend, schätze die Verwaltung den Mehrbedarf auf 350.000 Euro bis zum Ende des Haushaltsjahres. Die Mitglieder des Jugendhilfeausschusses billigten die Mehrausgaben, die sich im Rahmen der Jahresabschlüsse der vergangenen Jahre bewegen.

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