Schule Richrather Schüler löchern Ex-Minister

Langenfeld · Hermann Gröhe war Merkels Mann für die Gesundheit. Jetzt war er in der Bettine-von-Arnim-Schule zu Gast.

 „Nicht jeder, der ein traditionelles Eheverständnis hat, ist gleich schwulenfeindlich“: Hermann Gröhe sprach in der Reihe „B. trifft ...“.

„Nicht jeder, der ein traditionelles Eheverständnis hat, ist gleich schwulenfeindlich“: Hermann Gröhe sprach in der Reihe „B. trifft ...“.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Im Schülercafé der Richrather Bettine-von-Arnim-Gesamtschule ist es an diesem Morgen außergewöhnlich still. Die Schüler der Leistungskurse „Sozialwissenschaft“ Q 1 und Q 2, die hier die Stuhlreihen belegen, lauschen aufmerksam den Ausführungen des ehemaligen Bundesgesundheitsministers Hermann Gröhe. Der CDU-Politiker aus Neuss ist gekommen, um sich den Schülerfragen zu stellen. Gemeinsam mit Leistungskurslehrer Ole Schrecking haben die Schüler eine ganze Reihe von Fragen vorbereitet. Moderiert wird das Gespräch, das in der schuleigenen Reihe „Bettine trifft …“ stattfindet, von Till Wirtz und Stefan Hecking, beide Schüler der Jahrgangsstufe 13.

Natürlich stehen zuerst einmal Fragen rund um die Gesundheit an. So wird zum Beispiel der Numerus Clausus beim Medizinstudium angesprochen. „Jeden Studienplatz könnten wir drei- bis viermal belegen“, begründet Gröhe das Nadelöhr für junge Leute mit dem Berufswunsch Arzt. Beim Medizinstudium handele es sich um das teuerste Studium. Eine Erhöhung der Studienplätze setze eine andere Aufstellung der Unikliniken voraus. „Wir brauchen ein Auswahlverfahren“, ist Gröhe überzeugt. Moderator Till hält dem einen Hinweis auf den Ärztemangel in Deutschland entgegen: „Wenn ich eine Magenspiegelung brauche und der Arzt sagt mir, ich soll in drei Monaten wiederkommen, liegt das dann am Ärztemangel oder daran, dass ich nicht privat versichert bin?“ Gröhe räumt ein, dass bei der Terminvergabe die Privatversicherten Vorteile genössen, sagt aber auch, dass aber bei einer dringenden Untersuchung die Ärzte verpflichtet seien, zeitnahe Termine zu vergeben. „Wenn nicht, dann können Sie in ein Krankenhaus gehen und dort die Untersuchung machen lassen“, versichert der Minister a.D. „Im internationalen Vergleich hat Deutschland kein Ärzteproblem. Wir haben regionale Defizite.“

Co-Moderator Stefan bittet Gröhe darum zu erklären, warum es um den Digitalisierungspakt für die Schulen so viele Wirren gab. Der weist auf die Unstimmigkeiten zwischen Bund und Ländern in Sachen Schulpolitik hin. Das Ergebnis fasst er so zusammen: „Der Bund verzichtet darauf, dass die Länder Geld dazulegen.“

Auch das Thema „Homosexualität“ wird angesprochen. „Annegret Kramp-Karrenbauer lehnt die Homosexualität ab. Kann man mit so einer Einstellung überhaupt hohe Ämter belegen“, fragt Stefan. Darauf unterstreicht Gröhe den Wert von Toleranz auf diesem Gebiet, sagt aber auch: „Nicht jeder, der ein traditionelles Eheverständnis, also nach den Vorstellungen der katholischen Kirche, hat, ist gleich schwulenfeindlich.“ Er räumt aber ein: „Es wird von vielen Homosexuellen so empfunden.“

Auch aus den Reihen der Schüler gibt es Fragen. Einer will wissen, ob es vorgesehen ist, den Pflegenotstand mithilfe eines Pflichtdienstes zu beheben. Hermann Gröhe verneint dies vehement: „Kein Pflichtdienst, aber eine Ausweitung und Stärkung des Bundesfreiwilligendienstes.“

Eine Schülerin spricht Probleme von nicht anerkannten Flüchtlingen mit den Behörden an, wenn sie eine Erlaubnis für den Arztbesuch einholen müssen: „Viele trauen sich nicht zum Amt und gehen gar nicht mehr zum Arzt.“ Gröhe dazu: „Es ist keine Zumutung, zum Amt zu gehen und zu sagen: Ich bin krank.“

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