Langenfeld Reusrath hat plötzlich drittes Windrad

LANGENFELD · Ohne Diskussion oder Information in den politischen Ratsgremien ist eine fast 50 Meter hohe Anlage errichtet worden.

 „Wir werden den erzeugten Strom komplett für unsere eigenen Zwecke verwenden und mit dem Überschuss über unsere Heizungsanlage die Gebäude erwärmen“, sagt Günther Zons, Inhaber des Reusrather Blumenhofs, auf dessen Gelände das neue Windrad steht.

„Wir werden den erzeugten Strom komplett für unsere eigenen Zwecke verwenden und mit dem Überschuss über unsere Heizungsanlage die Gebäude erwärmen“, sagt Günther Zons, Inhaber des Reusrather Blumenhofs, auf dessen Gelände das neue Windrad steht.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Zwei 99,5 Meter große Windkraftanlagen stehen seit 2017 und 2018 im südlichen Reusrath. Dem Bau der beiden Windräder mit der vorgeschriebenen 100-Meter-Höhengrenze war eine jahrelange Diskussion vorangegangen, begleitet von lautem Protest einer Bürgerinitiative und bis heute anhaltenden Gerichtsklagen. Im Gegensatz dazu ist ganz in der Nähe jetzt heimlich, still und leise ein drittes Windrad hinzugekommen. Auf dem Gelände des Gartenbaubetriebs „Reusrather Blumenhof“ ist es allerdings nur etwa halb so groß wie die beiden zuvor errichteten Anlagen. Und deshalb war das Vorhaben auch ohne politische Diskussion in den Ratsgremien genehmigt worden.

„Knapp unterhalb einer Gesamthöhe von 50 Meter handelt es sich um eine Kleinwindanlage“, sagte Planungsamtsleiter Stephan Anhalt auf Anfrage. „Die kann die Stadt auch so genehmigen.“ Aber hätte das Vorhaben in Anbetracht der in Langenfeld hitzigen Windkraftdebatte der vergangenen Jahre den Ratsfraktionen nicht wenigstens nachrichtlich mitgeteilt werden müssen? „Vielleicht hätten wir das angesichts des sensiblen Themas tatsächlich tun sollen“, räumte Anhalt ein. „Dass es nicht geschehen ist, war aber keine böse Absicht.“

„Wir werden den erzeugten Strom komplett für unsere eigenen Zwecke verwenden und mit dem Überschuss über unsere Heizungsanlage die Gebäude erwärmen“, sagt Blumenhof-Inhaber Günther Zons. „Ins öffentliche Stromnetz werden wir nichts einspeisen.“ Die auf dem Firmengelände an der Rothenberger Straße stehende Windkraftanlage sei noch nicht in Betrieb. „Das wird aber in den nächsten Wochen geschehen.“ Wichtig sei, dass das Windrad im Herbst gut läuft, wenn die Gartenbaufirma einen erhöhten Energiebedarf habe.

„Wir wollen doch alle, dass weniger fossile Ressourcen verbraucht werden“, betont Zons, der übrigens für die CDU dem Langenfelder Stadtrat angehört. Aus besagten Öko- und auch wirtschaftlichen Gründen habe er sich für eine eigene Windkraftanlage entschieden. Sie sei für seinen Gartenbaubetrieb sinnvoller als Photovoltaik. „Wenn die Sonne scheint, dann brauchen wir keine zusätzliche Wärme.“ Als so genannter privilegierter landwirtschaftlicher Betrieb hätte der Reusrather Blumenhof laut Zons sogar ein etwas höheres Windrad bauen dürfen. „Aber es reicht uns so.“ Den Anschaffungspreis mochte Zons nicht nennen. Er gehe davon aus, dass sich die Investition in wenigen Jahren für ihn rechnen wird.

Bei den beiden 99,5 Meter hohen Windrädern in den Feldern an der Rennstraße muss Betreiber SL Naturenergie strikte Auflagen einhalten. Zum Schutz des Rotmilans dürfen sich beide zwischen 15. März und 1. September laut Kreissprecherin Daniela Hitzemann „fallweise tagsüber nicht drehen“. Und wegen Fledermäusen müsse SL vom 1. April bis 31. Oktober bei bestimmten Temperaturen und Wetterbedingungen Abschaltzeiten einhalten. Ein Artenschutzgutachten war auch für die Genehmigung des Windrads an der Rothenberger Straße fällig, sagt der Langenfelder Bauaufsichtsleiter Joachim Spiegel. Deshalb war 2013 die Untere Naturschutzbehörde des Kreises Mettmann am Verfahren beteiligt. „Es wurden aber keine Abschaltzeiten vorgeschrieben.“ Das bestätigt Zons, nach dessen Worten es auch sonst keine Einschränkung gibt. „Selbst der Schattenwurf ist ja auf unserem eigenen Gelände.“

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