Herberge Camper machen es sich im Winter gemütlich

Langenfeld · Ein dutzend Familien trotzen Kälte und Regen auf dem Platz am Wasserski-See. Familie Stille zieht die Herberge im Grünen einer Wohnung vor.

 Kai-Uwe und Christine Stille in ihrem Refugium am Langenfelder Wasserski-See.

Kai-Uwe und Christine Stille in ihrem Refugium am Langenfelder Wasserski-See.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Wenn andere sich bei miesem Wetter in ihre vier Wände verkriechen, zieht es Christine und Kai-Uwe Stille ins Grüne. Oder sollte man derzeit besser sagen: ins Graue? Weder Schnee und Regen noch Minustemperaturen halten das Ehepaar aus Ratingen vom Campen ab. Zwölf Jahres ist es her, dass sie ihren Lebensmittelpunkt von einer normalen Wohnung im gemauerten Haus in einen Campingwagen und ein Vorzelt verlegten. Erst an den Unterbacher See und jetzt – seit sechs Jahren – auf den Campingplatz am Wasserski-See, weil dort jede Parzelle ihre eigen Toilette und Dusche hat. „Zu Hause in Ratingen sind wir nur, wenn es unbedingt sein muss“, sagt Kai-Uwe Stille.

Gemeinsam mit einem dutzend anderer Familien drehen die Stilles dem Winter eine lange Nase. Zu kalt? Zu feucht? „Im Leben nicht“, sagt Christine Stille, ein vitale Fünfzigerin. „Wir sind abgehärtet. Erkältet sind wir nie.“ Den kurzen Weg durchs Freie zur Toilette neben dem Wohnwagen nimmt sie, wenn es sein muss, nachts schnell im Schlafanzug. Dann kriecht sie flugs wieder zu ihrem Mann ins warme Bett.

Die mobile Herberge am Wasserski-See besteht mittlerweile aus zwei Wohnwagen und zwei fest angebauten Lauben, die zwei Stellplätze belegen. Von hier aus fährt Kai-Uwe Stille täglich zu seinem Arbeitsplatz im Imbisswagen in Düsseldorfs Zentrum. „In der Wohnung können wir gar nicht mehr schlafen. Viel zu laut ist es da“, sagt Kai-Uwe Stille. Die Ruhe am See in der Natur zieht er vor. „Hier läuft höchstens mal ein Vogel übers Dach. Und das Geräusch ist schön“, sagt er.

Das Ehepaar ist glücklich mit seiner Entscheidung, nach dem Auszug der erwachsenen Kinder in eine Mini-Wohnung in einem Miethaus zu übersiedeln, „weil wir doch die meiste Zeit auf dem Campingplatz zubringen.“ Stolz zeigt die Hausherrin einen der zwei Wohnwagen, den sie zurzeit zum begehbaren Kleiderschrank herrichtet. Die kleine blitzsaubere Küche in der Laube mit Gasherd und Elektrobackofen ist ihr Refugium. In der anderen Laube steht ein großes Smart-TV, davor eine gemütliche Sitzecke. Der Gasofen sorgt für wohlige Wärme.

Über Weihnachten tauschen die beiden den Wohnwagen ausnahmsweise einmal 14 Tage lang mit einem Appartement in Tunesien. Doch die Adventszeit und Nikolaus haben sie als Wintercamper erlebt. Da gab es viele Treffen. Und Campingplatzbesitzer Johannes Sühs veranstaltet jedes Jahr für die Kinder zu St. Martin einen Zug mit Schimmel und süßen Tüten. Dieses Jahr sogar mit Blaskapelle. Eine nette Geste, die die Menschen auf dem Platz honorieren. Geburtstage, Silberhochzeiten und andere Feiertage finden auf dem Campingplatz statt, wo eine eingeschworene Gemeinschaft für einander einsteht und sich um einander kümmert. In Erinnerung an seine Silberhochzeit stehen Kai-Uwe Stille fast die Tränen in den Augen, so schön haben es die Mitbewohner für das Ehepaar gemacht.

 16.12.2019, Bayern, Lengenwang: Eine Weihnachtskrippe mit lebensgroßen Krippenfiguren steht im Ortsteil Bethlehem vor einer Drechslerei hinter den Lichtern von vorbeifahrenden Autos. Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

16.12.2019, Bayern, Lengenwang: Eine Weihnachtskrippe mit lebensgroßen Krippenfiguren steht im Ortsteil Bethlehem vor einer Drechslerei hinter den Lichtern von vorbeifahrenden Autos. Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Foto: dpa/Karl-Josef Hildenbrand

Das Leben in Laube und Zelt verheißt nicht nur frische Luft zu jeder Zeit, sondern offenbar auch eine enge, wunderbare Nachbarschaft, wie sich mancher „Normalheimbewohner“ wünscht. „Allein und anonym ist man hier nie. Immer kommt spontan mal einer vorbei. Und ist man krank, bekommt man Hilfe von den Nachbarn“, sagt Christine Stille.

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