Schulung Postboten trainieren Vorsicht vor dem Hund

Langenfeld · Tut der was, oder tut der nichts? Bis Briefträger oder Paketzusteller das herausgefunden haben, ist es oft zu spät. Ein Seminar soll helfen.

 Leckerlis sind auch keine Lösung. Postzusteller lernen bei Michael Pfaff den Umgang mit ihrem natürlichen Gegner.

Leckerlis sind auch keine Lösung. Postzusteller lernen bei Michael Pfaff den Umgang mit ihrem natürlichen Gegner.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Hunde werden von manchen geliebt und von anderen Menschen gefürchtet. Der Spruch „der tut nichts“, ist ein Klassiker. Man(n) kann Hunden meist aus dem Weg gehen, es sei denn, man(n) ist Briefbote oder Paketzusteller. Gemessen an der Zahl der Zustellungen ist die Zahl der Zwischenfälle gering (siehe Info), aber für die Betroffenen ein Schock, der trotz in der Regel nur kleiner Verletzungen oft sogar psychologische Hilfe erfordert.

Inzwischen ist die Vorbereitung auf die dienstliche Begegnungen mit Hunden Teil der Ausbildung bei der Deutschen Post. Zusätzlich finden regelmäßige Trainingsveranstaltungen für Mitarbeiter statt, wie das Seminar mit Michael Pfaff im Postverteilungszentrum Langenfeld. Pfeiffer bildete seit 20 Jahren Polizeihunde aus und ist unter anderem Sachverständiger für Wesensprüfungen.

Von den zehn Teilnehmern, die Personalchef Manfred Bonn im Seminarraum begrüßt, hat die Hälfte negative Erfahrungen gemacht; eine Wuppertaler Zustellerin wurde einmal vor zehn Jahren gebissen und erst kürzlich schnappte ein Hund nach ihrem Finger im Briefkastenschlitz.

Pfaff beschreibt anschaulich die Möglichkeiten, die „Sprache der Hunde“ zu deuten (Körperhaltung, Ohren- und Rutenstellung, Gebell), den Unterschied zwischen defensiver und offensiver Aggression, gehemmten und ungehemmten Bissen, die Probleme der Mehrfachhaltung „zu zweit fühlen die sich besonders stark“ und erklärt, warum „Leckerlis“ keine Lösung sind. Seine These: Der Hund, der erlebt, dass der Briefträger tatsächlich geht, wenn er bellt – obwohl der Postbote nur geht, weil der Brief eingeworfen ist – wird jeden Tag bellen, weil er „Erfolg“ hatte. Das Problem ist in dem Fall der Halter, „wenn der Halter das Gebell duldet, ist das eine verstärkende Erlaubnis für das Tier“.

Der Fachmann empfiehlt, mit dem Hund zu kommunizieren, und eigene Fehler wie ängstliches Auftreten, Rücken zuwenden, Blick fixieren zu vermeiden. Pfaff nennt auch Grenzen: Kein Betreten eines Grundstücks, auf dem ein Hund alleine läuft. Ein hilfreicher Tipp: Wenn ein Hund hinter der Wohnungstür lärmt, zwar schellen, aber die Tür von außen zuhalten, damit der Besitzer zunächst reagieren und das Tier fern halten kann.

Dann geht es zur Praxis: In Übungen mit einem kleinen Jack-Russel-Terrier und einem 55 Kilogramm schweren kaukasischen Owscharka werden in Kleingruppen die besonders kritischen Szenen eingeübt, die Übergabe von Paketen, die Situation am Grundstückszaun oder die Begegnung auf Gehwegen. „Routine muss vermieden werden, Aufmerksamkeit ist wichtig“, sind die wichtigsten Erkenntnisse aus der Schulung.

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