Recycling Plastikmüll wird zu Kunststoffbänken

langenfeld/Hilden · Nur ein Teil der Leichtverpackungen aus dem gelben Sack wird tatsächlich im klassischen Sinne wiederverwertet.

 Langenfelds städtischer Abfallberater Dirk Heinrichs hält den gelben Sack für sinnvoller als die gelbe Tonne. 1100 Tonnen Kunststoff seien letztes Jahr darin im Stadtgebiet eingesammelt worden.

Langenfelds städtischer Abfallberater Dirk Heinrichs hält den gelben Sack für sinnvoller als die gelbe Tonne. 1100 Tonnen Kunststoff seien letztes Jahr darin im Stadtgebiet eingesammelt worden.

Foto: Matzerath, Ralph (rm)/Matzerath, Ralph (rm-)

Plastik ist derzeit in aller Munde. Während der Kunststoff einst als modern, haltbar und sauber geschätzt wurde, prägen heute Fotos von Müllbergen an Meeresufern und Berichte über Partikel in der Nahrung sein Image. Doch auch wenn sein Ruf schwer gelitten hat – weniger ist deswegen nicht im Umlauf. „Die Abfallvermeidung hat nicht funktioniert“, befindet der Hildener Abfallberater Frank Berndt, und nennt dafür unter anderem Gründe wie Bequemlichkeit und die erhebliche Neigung von Verbrauchern, zum Beispiel Getränke weiterhin in Einwegflaschen zu kaufen. Im Langenfelder Rathaus stellt Abfallberater Dirk Heinrichs beim Blick in seine Aufzeichnungen fest, dass in den gelben Säcken letztes Jahr 1100 Tonnen an Plastikverpackungen eingesammelt wurden – das sind rund 19 Kilogramm pro Einwohner. Doch wie steht es mit der weiteren Verwertung der Stoffe?

1. Station: Gelber Sack

 Frank Berndt kümmert sich bei der Stadt Hilden um die Abfallberatung.

Frank Berndt kümmert sich bei der Stadt Hilden um die Abfallberatung.

Foto: Christoph Göttert (goet)/Göttert, Christoph (goet)

Langenfeld setzt nach einem Ratsbeschluss von 1993 ausschließlich auf den gelben Sack. „Einmal jährlich verteilen wir zwei Rollen mit je 26 Säcken an alle Langenfelder Haushalte“, sagt Heinrichs. „Wem das nicht reicht oder wer keine bekommen haben sollte, der kann sich welche im Bürgerbüro abholen. Und zwar gratis, weil dieses Abholsystem nicht gebührenfinanziert ist, sondern über den Warenverkauspreis in den Läden.“ Die gelbe Tonne wurde in Langenfeld nicht eingeführt. Laut Heinrichs gibt es in den transparenten Säcken weniger Fehlwürfe als bei festen Behältern, die zudem teuer angeschafft werden müssten. „Bauschutt kann in den Säcken niemand verstecken. Bei den Tonnen würde ich das nicht ausschließen.“ Zulässig sind laut Abfallkalender Leichtverpackungen aus Kunststoff, Aluminium, Weißblech und Verbundstoff, also alles vom Joghurtbecher über die Aluschale bis zur Spülmittelflasche. Im Gegensatz dazu haben Glas, Papier, Gegenstände, die keine Verpackungen sind wie Spielzeug und Elektrogeräte oder gar Restmüll nichts im gelben Sack zu suchen.

2. Station: Transporter

 Aus dem recycelten Kunststoff werden beispielsweise Poller gefertigt.

Aus dem recycelten Kunststoff werden beispielsweise Poller gefertigt.

Foto: Valeska von Dolega

Das Unternehmen Awista holt die Leichstoffverpackungen ab. Das passiert in Langenfeld alle zwei Wochen. Auftraggeber für die Entsorgung ist im Kreis Mettmann die „Duales System Deutschland GmbH“ (DSD). Zunächst landen die Verpackungsabfälle auf dem Umschlagplatz der Firma Remondis in Langenfeld – um schließlich weiter transportiert zu werden.

3. Station: Sortieranlage

Der Anteil der DSD geht von dort in die Sortieranlage der Firma Remondis in Erftstadt. „Die Anlagen können fast alles vollautomatisch trennen“, erklärt Frank Berndt. Zum Einsatz kommt dazu eine Infrarot-Technik. Doch während zum Beispiel Glas vollständig wiederverwertet wird, bleibt ein großer Teil des Kunststoffs gewissermaßen auf der Strecke: 36 Prozent der beim privaten Verbraucher anfallenden Kunststoffverpackungen wurden laut Umweltbundesamt vor dem Jahr 2019 werkstofflich verwertet – also recycelt. Das in diesem Jahr in Kraft getretene Verpackungsgesetz sieht eine Erhöhung der Quote auf 58,5 Prozent vor. Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) wiederum hat die offiziellen Angaben in der Vergangenheit mehrfach in Frage gestellt.

4. Recycling oder Verbrennung

Was aufgrund seiner Zusammensetzung nicht mehr wiederverwertbar ist, wird „energetisch verwertet“ – landet also in der Müllverbrennungsanlage – und kann so immerhin wieder in die Stromerzeugung fließen. „Plastik hat einen hohen Heizwert“, betont Frank Berndt. Das sortenreine Material, das zum Recycling geeignet ist, geht wiederum einer neuen Bestimmung entgegen – allerdings nicht mehr als Lebensmittelverpackung. Das verbiete der Gesetzgeber, heißt es von DSD. So werden aus recyceltem Kunststoff Paletten, Plastikpoller oder -bänke. Grundsätzlich ließen sich Kunststoffe beliebig oft einschmelzen oder zu neuen Produkten formen.

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