Selbstversuch - Zukünftiger Nachtschnellweg Mit dem Rad von Baumberg zur Süd-Brücke

Langenfeld/Monheim/Düsseldorf · Wo der Radschnellweg entstehen soll, gibt es bereits Fahrradwege. Diese lassen jedoch zu wünschen übrig, wie eine Testfahrt zeigt.

 RP-Reporter Dominik Schneider auf dem Radschnellweg an der Stadtgrenze zu Monheim.

RP-Reporter Dominik Schneider auf dem Radschnellweg an der Stadtgrenze zu Monheim.

Foto: RP/Dominik Schneider

Bereits heute kann man die rund 19 Kilometer lange Strecke zwischen Hellerhof und Neuss, die den Düsseldorfer Teil des Radschnellwegs abdecken soll, gut mit dem Fahrrad fahren. Ein zügiger Radler ist etwas mehr als eine Stunde unterwegs. Doch wirklich komfortabel ausgebaut ist der Radweg nicht, wie unser Selbstversuch zeigt. Immer wieder gibt es Engstellen, schlecht ausgebaute Wege mit Schlaglöchern und Hubbeln sowie fehlende Beschilderungen.

Baumberg Dabei fängt alles sehr komfortabel an: Radfahrer, die aus Monheim kommen, fahren auf Höhe der Stadtgrenze über das dort in Eigenregie von Monheim fertiggestellte Teilstück des Radschnellweges. Es ist als Fahrradstraße und Anlieger frei ausgeschildert: Der Radverkehr hat Vorrang vor Autos, deren Fahrer einen Grund haben müssen, dort fahren zu dürfen. Die Fahrbahn ist breit, neu, eben und rund fünf Meter breit. Das Stück lässt sich gut radeln und macht Hoffnung, dass in Düsseldorf eine vergleichbare Fahrrad-Schnellstraße entsteht.

 Auf einigen Abschnitten wie etwa hier in Garath ist der Radweg in schlechtem Zustand.

Auf einigen Abschnitten wie etwa hier in Garath ist der Radweg in schlechtem Zustand.

Foto: RP/Dominik Schneider

Hellerhof Sobald man Düsseldorfer Stadtgebiet erreicht, wird die Erfahrung eine andere: In Hellerhof teilen sich Radfahrer und Fußgänger den Bürgersteig, der parallel zum Hellerhofweg verläuft. Zwar sind eindeutige Bereiche für alle Verkehrsteilnehmer markiert, allerdings halten sich längst nicht alle daran. Da es in der Umgebung mehrere Spielplätze gibt, sind viele Kinder unterwegs. Der Fahrradweg biegt an der Frankfurter Straße in nördliche Richtung ab und folgt ihr eine Weile.

 Eine der kritischen Engstellen der Route befindet sich an der Cäcilienstraße in Benrath.

Eine der kritischen Engstellen der Route befindet sich an der Cäcilienstraße in Benrath.

Foto: RP/Dominik Schneider

Garath Auf dem Stück Radweg in Garath parallel zur Auto-Schnellstraße ist die Qualität des Radwegs schlechter als auf jedem anderen Teilstück. Eine geflickte Asphaltdecke, Schlaglöcher, aufgeplatztes Pflaster und Unebenheiten durch Baumwurzeln lassen die Fahrt zu einer holpirgen Angelegenheit werden. Zudem ist der Radweg zwar meist vom Fußgängerbereich getrennt, die entsprechende Markierung, die klar macht, welche Seite wem gehört, fehlt jedoch meist. Fast schon komisch ist es in Höhe der Gaststätte Garather Hof: Dort ist rund alle 50 Meter je ein Meter des Radwegs mit den klassischen roten Pflastersteinen markiert; der Rest des Wegs ist identisch zu dem der Fußgänger gepflastert.

 Über die Süd-Brücke wird der Radschnellweg Düsseldorf und Neuss verbinden.

Über die Süd-Brücke wird der Radschnellweg Düsseldorf und Neuss verbinden.

Foto: RP/Dominik Schneider

Und ein weiteres großes Problem der aktuellen Radroute zeigt sich hier: Es fehlt an Beschilderung. Vor allem auf dem südlichen Abschnitt der Radstrecke sind wenige Verbindungen ausgeschildert, was vor Ort problematisch werden kann, wenn wo die Frankfurter Straße mehrfach gequert werden muss und die Wege in verschiedene Richtungen führen. Und selbst ortskundige Radfahrer verpassen leicht die kleine, unscheinbare Durchfahrt unweit des TÜV-Geländes, die in Richtung Urdenbach führt, und folgen dem Radweg in Richtung Autobahnkreuz und Hilden. Hier wird deutlich, dass im Stadtbezirk 10 das Radwegenetz noch nicht als durchgängige Verkehrseinheit angelegt ist.

Urdenbach In Urdenbach fährt es sich gut. Ein breiter, klar markierter Radweg führt parallel zur Koblenzer Straße in Richtung Benrath. Hier befindet sich eines der wenigen Teilstücke der Strecke, auf dem die beiden Fahrtrichtungen Nord und Süd eindeutig voneinander getrennt sind. Daran halten sich allerdings längst nicht alle Radfahrer, und gerade bei schönem Wetter – und außerhalb des Lockdowns – kann es rund um das Gymnasium Koblenzer Straße und der Realschule zu Schulbeginn und Schulschluss durchaus eng werden.

Benrath Die Hauptfahrradtrasse in Benrath führt derzeit entlang der Schlossallee und der Schönen Aussicht in Richtung Holthausen. Der Radschnellweg soll jedoch ab hier weitgehend dem Verlauf der Münchener Straße folgen, dafür muss eine entsprechende Radverbindung zu dem bestehenden Weg geschaffen werden. Bisher bleibt Radfahrern wenig übrig, als sich entweder durch die Seitenstraßen zu manövrieren oder ihr Fahrrad durch die Fußgängerzone zu schieben.

Erst hinter der Autobahnauffahrt Richtung Forststraße beginnt der gut ausgebaute Weg parallel zur Münchener Straße. In diesem Zwischenstück befinden sich einige der kritischsten Engestellen, etwa dort, wo die Cäcilienstraße von der Schnellstraße abgeht und sich Radfahrer und Fußgänger in beiden Richtungen den schmalen Weg direkt neben der Fahrbahn teilen müssen. Diese Engstelle soll schon vor dem Bau des Radschnellwegs beseitigt werden.

Holthausen Durch Holthausen führt der Radweg weitestgehend zwischen Münchener Straße und Niederheider Wald hindurch. Auf diesem Teilstück ist die Strecke gut ausgebaut, hier beginnt auch eine Beschilderung, die bisher zu vermissen war, und zumindest die Richtung zu den verschiedenen Stadtteilen weist. Allerdings ist zu vermuten, dass vor allem im Sommer hier einiges los ist, wenn Radfahrer und Spaziergänger mit zum Teil nicht angeleinten Hunden gemeinsam unterwegs sind und sich den Weg teilen müssen.

Ein Stück weiter kommt eine dunkle, enge Unterführung, die den Radfahrer wieder in den Straßenraum führt. An der viel befahrenen Kreuzung rund um die Straßenbahn-Haltestelle Bonner Straße/Niederheid fällt es erneut schwer, dem Radweg zu folgen. Wer nicht ortskundig ist, gerät leicht ins Industriegebiet Reisholzer Werftstraße. Von dort führt allerdings auch ein Fahrradweg – und bald eine Protected Bike Lane – auf die eigentliche Route über Umwege und Himmelgeist in Richtung Wersten zurück.

Wersten In Wersten führt der Fahrradweg unter anderem über den Brückerbach. Der Bach mit seinem Deich ist ein beliebtes Ausflugsziel, hier muss abgewartet werden, wie sich dieser Verkehr mit dem Radschnellweg verträgt. Ein Stück weiter verlässt die Route die Münchener Straße und führt in den Stadtbezirk 3.

Flehe/Volmerswerth Auf dem Deich radelt es sich schön. Zwar teilen sich auch hier Radler, Fußgänger und teilweise sogar Autos und Busse die Fahrbahn, diese ist allerdings breit und gut ausgebaut. Die verschiedenen Verkehre sind nicht voneinander getrennt, allerdings scheint jeder gewohnt, mit den anderen Verkehrsteilnehmern zurecht zu kommen. Das Stück ist das landschaftlich reizvollste der gesamten Strecke.

Hamm Die letzte Etappe des Radschnellwegs führt am Rande des Dorfes entlang und dann über eine recht steile Rampe auf die Josef-Kardinal-Frings-Brücke. Hier verlässt die Route Düsseldorfer Stadtgebiet und führt in Richtung Neuss. Aus der anderen Richtung werden Radfahrer in der Landeshauptstadt von einem etwas mitgenommenen Schild begrüßt: Fahrradfreundliche Stadt in Nordrhein-Westfalen.

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