Langenfeld/Monheim Heime stemmen sich gegen Corona

Langenfeld/Monheim · Private Pflegedienste brauchen dringend Schutzkleidung. Bei den kirchlichen Trägern von Diensten und Einrichtungen sieht es besser aus.

 Alte Menschen in Heimen vermissen ihre Familie und Enkelkinder.

Alte Menschen in Heimen vermissen ihre Familie und Enkelkinder.

Foto: dpa/Jonas Güttler

Nie war es Ostern so einsam für viele alte Menschen wie es in diesem Jahr sein wird. Keine Kinder, keine Enkel, kein Festessen im Familienkreis. Die Ansteckungsgefahr mit dem Corona-Virus ist zu gefährlich. Elisabeth Wortmann (85), Bewohnerin des CBT-Hauses in Langenfeld, nimmt die Situation gelassen. Sie wird Ostern wie schon in den vergangenen Wochen in ihrem Zimmer sitzen, die Tür weit öffnen und auf ihrem Keyboard für die Bewohner Musik machen. „Es ist schlimm, aber ich bin nicht allein”, sagt sie. Kinder, Enkel und Urenkel hört sie regelmäßig am Telefon. Die Familie schickt ihr immer neue Bilder. Mit vorgeschriebenem Sicherheitsabstand spielt sie mit den Mitbewohnern Halma oder macht Kreuzworträtsel. Manchmal stehen die Munteren im Kreis weit auseinander und tanzen mit ihrer Betreuerin.

In hiesigen Altenheimen scheint die Welt noch einigermaßen in Ordnung zu sein. Keine Corona-Fälle, verständige Bewohner und Angehörige. Keine Dramen wie in den Altenheimen in Wolfsburg und Würzburg, wo das Virus wütet oder auch  im benachbarten Düsseldorf, wo Corona-fälle gerade bekannt geworden sind.

Das zumindest versichern Daniela Hitzemann, Sprecherin des Kreises Mettmann, und Marion Prell, Erste Beigeordnete in Langenfeld.

„Wir haben genug Schutzkleidung”, sagt auch Saskia Kipping von der KPlus Unternehmenskommunikation. Sie ist für die Senioreneinrichtungen der Katholischen Kirche zuständig. In diesem Fall für das St. Marien-Altenheim in Monheim. „Wir haben gerade noch eine Bestellung erhalten und haben nun einen guten Vorrat.” Das Personal trage durchweg Mundschutz. „Die Sorge um die alten Menschen ist groß”, sagt sie. Deshalb würden viele Mitarbeiter auch in der Freizeit zu Hause bleiben. „Sie kommen nicht mehr mit öffentlichen Verkehrsmitteln, lassen sich die Einkäufe nach Hause bringen. In den Pausen sitzen sie nicht mehr plaudernd zusammen. Jeder hält sich für sich. Die Mitarbeiter werden immer in den gleichen Abteilungen eingesetzt. Und die Hände aller sind mittlerweile rau und rissig vom häufigen Desinfizieren.

Während der Caritas-Pflegedienst sich auch nicht über fehlende Schutzausrüstung beklagt, ist der private Pflegedienst von Veronika Berger in Langenfeld immer wieder am Limit. Da nutzen auch keine Briefe an Laschet, Spahn und an Merkel, dass Schutzhandschuhe und Kittel zur Neige gehen. „Das interessiert keinen”, sagt Berger erbost. „Ich werde mit Antwortschreiben der Serviceabteilung der Regierung abgespeist, in denen man berichtet, was bisher alles geleistet wurde.” 40 Pflegekräfte hat sie im Einsatz. „Wenn wir hier krank werden und umfallen, sind die alten Menschen hilflos”, sagt sie. Natürlich richtet auch sie sich wie der Caritas-Pflegedienst streng nach den Hygiene-Regeln des Robert-Koch-Instituts. Und wie bei der Caritas setzten auch bei ihr nur wenige Patienten die Pflege aus Angst vor dem Virus aus. „Wir müssen allerdings viele Sorgen und Ängste nehmen und in diesen Zeiten besonders rücksichtsvoll sein”, sagt Katherina Beckmann, Bereichsleiterin beim ambulanten Pflegedienst der Caritas. „Wir gehen mit Bedacht und Respekt vor, hören uns alle Fragen und Bedenken an und versuchen positiv einzuwirken.”

Dem Personal, dass sich immer wieder neue Ablenkung für die alten Leute einfallen lässt, aber auch dem Verständnis der Senioren selbst, ist es zu verdanken, dass das Schlimmste bisher vermieden wurde. Obwohl niemand gezwungen ist, in seiner Einrichtung zu bleiben, verlässt niemand ohne Grund sein Zuhause. Balkone, Gärten, Terrassen und Dachterrassen sind die derzeitigen „Ausflugsziele”. „Wir müssen vernünftig sein, wir wollen ja nicht das Virus kriegen”, sagt Elisabeth Worthmann. Und alle wollen irgendwann ihre Enkel wiedersehen.

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