Langenfeld/Monheim „Manager ticken oft wie die alten Inka“

LANGENFELD/MONHEIM · Unter dem Titel „Die Illusion der Unbesiegbarkeit“ haben der Langenfelder Andreas Krebs (60) und der aus England stammende Monheimer Unternehmensberater Paul Williams (57) ein gemeinsames Buch veröffentlicht.

  Der Monheimer Coach Paul Williams (l.) und der Langenfelder Unternehmer Andreas Krebs haben gemeinsam das Buch „Die Illusion der Unbesiegbarkeit“ geschrieben. Beide sind ehemalige Bayer-Manager.

 Der Monheimer Coach Paul Williams (l.) und der Langenfelder Unternehmer Andreas Krebs haben gemeinsam das Buch „Die Illusion der Unbesiegbarkeit“ geschrieben. Beide sind ehemalige Bayer-Manager.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Mit dem provokanten Untertitel „Warum Manager nicht klüger sind als die Inka vor 500 Jahren“ zeigen die international erfahrenen Manager und Unternehmer auf unterhaltsame Art erstaunliche Parallelen auf. Ihren teils schwarzen Humor ließen die  Autoren auch im Gespräch mit unserer Redaktion durchschimmern.

In Ihrem Buch stellen Sie die kühne These auf, dass Manager nicht klüger sind als die südamerikanischen Inka vor 500 Jahren. Was machen sie denn vor allem falsch – die heutigen Manager?

Krebs Das Volk der Inka hatte den Antrieb, sein Reich immer weiter auszudehnen. Am Ende war das riesige Imperium kaum noch regierbar. Interne Machtkämpfe und Bruderkriege zerrieben die einstige Stärke.

Williams Bevor die spanischen Eroberer kamen, gab es bei den Inkaherrschern eine im Vergleich zu den damaligen europäischen Königshäusern sehr innovative Nachfolgeregelung. Nicht der älteste Sohn rückte an die Spitze, sondern der am besten geeignete. Doch wegen Egoismen und Streit untereinander schwächten sich die Inka selbst. Die Spanier hatten leichtes Spiel. Ähnlichkeiten zu heutigen Großkonzernen sind kaum zufällig.

Unternehmen gehen unter wie das Inkareich?

Krebs Einige schon. Die Beschäftigung mit den umsatzstärksten Unternehmen der Welt lehrt Demut. Von den zehn Spitzenreitern des Jahres 1990 standen nur noch drei Konzerne 25 Jahre später auf der Top-Ten-Liste. Gerade in den erfolgreichen Jahren ist es wichtig, sich nicht berauschen zu lassen. Das gilt gleichermaßen für Großkonzerne und Familienunternehmen. Innovationsbereitschaft muss gepflegt werden.

Und wenn nicht?

Krebs Der Niedergang des einstigen Handy-Weltmarktführers Nokia, der wegen eines Richtungsstreits in der Führungsetage nicht auf die Smartphone-Entwicklung setzte, ist ein abschreckendes Negativbeispiel.

Mit Ihrem Buchtitel schreiben Sie vielen Führungskräften Selbstüberschätzung zu.

Williams Manchmal treffen Chefs zumindest Entscheidungen, die mehr dem eigenen Ego als dem Wohl des Unternehmens dienen. Leider entspringt dieses Verhalten der gleichen Quelle, die eine starke Führung erst ermöglicht: Mut, Machtwille, Entschlossenheit, Tatkraft und Opferbereitschaft.

Als ehemalige Manager im Bayer-Konzern und selbständige Unternehmer haben Sie in Ihr Buch sicher eigene Erfahrungen einfließen lassen.

Williams Meine Frau hat schon gesagt, das sei eine Autobiografie, aber ganz so ist es nicht. Auf alle Fälle bereichern wir das Buch zusätzlich auch mit vielen plastisch-praktischen Beispielen. Wir möchten mit unseren Empfehlungen niemanden belehren, wie er etwas zu machen hat, sondern immer auf Augenhöhe bleiben. Und wir wollen die Leser ermuntern, sich auch auf Veränderungen gefasst zu machen, die man sich eigentlich nicht vorstellen kann. Etwa einen US-Präsidenten Trump oder – für mich als Engländer schlimm – den Brexit.

Haben Sie auch Anekdoten der eigenen Selbstüberschätzung parat?

Krebs Na klar! Zum Beispiel war ich in meinen Anfangsjahren bei Bayer in Guatemala eingesetzt. Dort hatte ich den Ehrgeiz, ein Verkaufsbüro im Nachbarstaat Belize zu eröffnen. Gegen den Widerstand meines Vorgesetzten habe ich das dann auch durchgesetzt. Die Investition war beträchtlich, der Nutzen für Bayer war in Anbetracht der geringen Einwohnerzahl von Belize, gelinde gesagt, sehr überschaubar. Überzogener Ehrgeiz, als ruhmreicher Entdecker neuer Welten in die Firmenhistorie einzugehen – die klassische Ego-Falle.

Wie kamen Sie eigentlich auf den Bezug auf die alten Inka?

 Auf die Spuren der Inka begaben sich Paul Williams (l.) und Andreas Krebs bei gemeinsamen Reisen nach Peru.

Auf die Spuren der Inka begaben sich Paul Williams (l.) und Andreas Krebs bei gemeinsamen Reisen nach Peru.

Foto: Andreas Krebs und Paul Williams/privat

Krebs Das geschah auf einer gemeinsamen Reise nach Peru. Wir besichtigten eine historische Agrarforschungsstelle in Tipon und erfuhren, wie die Inka bei der Ausdehnung ihres Reichs von anderen Völkern immer das übernahmen, was diese besser machten. Über solche Best-practice-Methoden entstand die Idee zum Buch.

Williams Es war ein Zufallsprodukt dieser Reise. Eigentlich sind wir beide mit unseren Unternehmen ausgelastet. Aber die Idee reifte.

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