Gründerszene in Mönchengladbach Start-up will Altkleider neu verwerten

langenfeld/Mönchengladbach · Die Langenfelder Reiner Mantsch und Steffen Gerlach wollen mit ihrem Start-up „Eeden“ alte Stoffe für neue Textilien nutzbar machen.

 Reiner Mantsch (links) und Steffen Gerlach sind die beiden jungen Gründer hinter dem Start-up „Eeden“.

Reiner Mantsch (links) und Steffen Gerlach sind die beiden jungen Gründer hinter dem Start-up „Eeden“.

Foto: Hochschule Niederrhein/Judith Jakob

Wer es schafft, aus Müll Gold zu machen, dem gehört die Zukunft. Also geht der aus Langenfeld stammende Reiner Mantsch im Moment quasi stündlich in ein Textil-Labor an der Hochschule Niederrhein in Mönchengladbach und nimmt eine Probe Baumwollfasern, die er mit Enzymen behandelt hat. Er will wissen: Kann man aus alten Stoff wieder völlig neuen Stoff machen? Kann ein alter Pullover wieder zu einem völlig neuen werden? Aus alten Stoffen neue machen statt Putzlappen? Was Müll geworden wäre, zwar nicht zu Gold, aber immerhin zu einem wichtigen Rohstoff verarbeiten?

Mantsch und sein ebenfalls aus Langenfeld stammender Kompagnon Steffen Gerlach sind überzeugt: Das geht. Sie sind davon so überzeugt, dass sie diese Idee zu einem Geschäftsmodell gemacht und ihr eigenes kleines Unternehmen gegründet haben. „Eeden“ heißt das Start-up, was natürlich eine Anspielung auf das biblische Paradies, auf den Garten der Schöpfung, ist. Und sollte es den beiden gelingen, ihre Idee zu einem funktionierenden Geschäft zu machen, dann kommen sie für Recycling-Unternehmen und Textil-Hersteller durchaus in einen Rang paradiesischen Formats:  Alttextilien sind derzeit praktisch kaum wieder verwertbar.

„Das meiste wird einfach verbrannt – oder thermisch verwertet, wie man das beschönigt“, sagt Gerlach. Das Ziel von „Eeden“ ist es, möglichst viele Alttextilien wieder verwerten zu können, was wiederum eine Produktqualität garantieren soll, die der Qualität neuer Baumwollprodukte entspricht oder sogar noch besser ist. Im Moment, sagt Mantsch, entwickelt sich die Textilbranche in die genau andere Richtung: „Es wird immer mehr minderwertige Kleidung hergestellt, die man immer schlechter recyceln kann.“

Die Idee der beiden Gründer, den Trend umzukehren, überzeugte die Pulstreiber der Gründerszene in Mönchengladbach so sehr, dass sie Gerlach und Mantsch das Starter-Paket für Start-ups zur Verfügung stellten. „Eeden“ ist der Sieger aus dem Wettbewerb junger Gründer, und die beiden 24 und 25 Jahre alten Männer aus Langenfeld  wohnen jetzt nicht nur ein Jahr lang für kleine Miete in einer 66 Quadratmeter großen Gründer-WG an der Gladbacher Hindenburgstraße, haben ein Büro in der Blauschmiede im NEW-Blauhaus, sie werden dort auch gefördert mit Unterstützung beim Marketing, Netzwerken, Mentoring.

Steffen Gerlach zog dafür nach seinem Betriebswirtschaftsstudium von Hamburg nach Mönchengladbach. „Ich hatte Mönchengladbach nicht als eine Start-up-Stadt auf dem Schirm“, sagt er. Überall sei die Unterstützung groß. Mönchengladbach will ein Biotop für Gründer sein, und nach den Erfahrungen Gerlachs ist es das auch.

Gerlach und Mantsch, zwei typische junge Gründer mit Sneakern statt Lederschuhen, Pullover und Hosen bis zu den Knöcheln statt Hemd und Anzug, sie kennen sich schon seit der Grundschulzeit in Langenfeld. Nach dem Besuch der Realschule wechselten sie auf unterschiedliche Gymnasien und blieben auch während des Studiums eng befreundet. Reiner Mantsch versuchte erst ein paar Semester Biologie in Düsseldorf, brach dort aber ab. Als er einer Freundin bei der Entwicklung von Sportfunktionskleidung half, er war auf dem Sprung zum Profi-Leichtathleten, kam er erstmals über das reine Tragen hinaus mit Textilien in Kontakt. Er wechselte an die Hochschule Niederrhein und studierte Textilmanagement in Mönchengladbach, wobei der Abschluss im kommenden Jahr ansteht. Anfang dieses Jahres, als klar war, dass aus der Sportlerkarriere aufgrund einer Verletzung nichts mehr wird, suchte er eine neue Perspektive: „Ich habe mich einen Monat eingeschlossen in der Bibliothek und Fachmagazine nach Problemen durchforstet, die ich vielleicht lösen könnte.“ So kam er auf die Geschäftsidee und holte sich seinen Schulfreund Steffen als Gesellschafter dazu. Der wiederum gab dafür seine ursprünglichen beruflichen Pläne auf.

Mantsch forscht jetzt weiter in den Labors, und Gerlach kümmert sich um die wirtschaftlichen Aspekte. In einem Jahr, mit Ende der Förderung durch das Starter-Paket, wollen sie erste Fasern oder sogar Produkte für ein Pilotprojekt hergestellt haben. Die Unterstützung Mönchengladbachs, der alten Textilhochburg, haben sie.

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