Jahres-Ausblick Metallbranche: Stimmung trübt sich ein

Langenfeld/Monheim · Arbeitgeberverband Rhein-Wupper: Wolken am Konjunkturhimmel. IG Metall sieht Aufwärtstrend – zumindest beim Stahl.

 Metall – ein wichtiger Werkstoff etwa bei Dücker in Langenfeld, Spezialist für Fördertechnik und interne Logistik für die Wellpappenindustrie.

Metall – ein wichtiger Werkstoff etwa bei Dücker in Langenfeld, Spezialist für Fördertechnik und interne Logistik für die Wellpappenindustrie.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Zum Jahreswechsel hat der Geschäftsführer des Arbeitgeberverbands der Metall- und Elektroindustrie und der Unternehmerschaft Rhein-Wupper überwiegend positiv auf 2018 zurückgeblickt, aber einen pessimistischen Ausblick auf 2019 gegeben. „Noch nie war die Wirtschaftskraft größer, noch nie waren die Steuereinnahmen so hoch, nie waren mehr Menschen beschäftigt und noch nie lagen die Einkommen der Bürger über die ganze Breite höher“, freut sich Andreas Tressin. Zuletzt jedoch habe die Konjunktur Gegenwind bekommen. „Nach Grippewelle und Streiks im ersten Halbjahr waren es zuletzt Probleme der Autoindustrie beim Umstieg auf das neue Zulassungs- und Abgastestverfahren zum 1. September, die die Erträge deutlich schmälerten“, so der Jurist. Vereinzelt sei sogar eine mangelnde Auslastung beklagt worden, so dass „kreative Lösungen bei den Flexikonten in Form von Abbau von Plusstunden und teilweise sogar Aufbau von Minusstunden gefordert waren“.

Der Ausblick des Verbands, der rund 200 Mitgliedsunternehmen in der Region vertritt, ist deutlich pessimistischer. „Der obere Scheitelpunkt der Konjunktur ist überschritten“, erklärt Tressin. Die Stimmung bei den Unternehmen verschlechtere sich zunehmend. Von den Mitgliedsbetrieben gehen laut Verband nur noch knapp 20 Prozent von einem Zuwachs aus. Rund 40 Prozent befürchten für 2019 schwächere Auftragseingänge. Sorgen bereitet Tressin besonders die Auto-Industrie: „Bei den Überkapazitäten am Markt wird es ein Jahr mit großen Rabattschlachten geben“.

Deutschland habe zuletzt spürbar an Wettbewerbsfähigkeit eingebüßt, erklärt der Verbandsgeschäftsführer: „Die Reformdividende der Agenda 2010 ist inzwischen leider völlig aufgebraucht.“ Konkret fordert Tressin ein „Belastungsmoratorium nicht nur bei den bürokratischen Auflagen, sondern auch bei den Kosten“. Stattdessen Entlastung von Bürgern und Unternehmen bei Steuern und Abgaben, etwa durch  Abschaffung des Solidaritätszuschlags. Wichtig sei auch ein schlüssiges energiepolitisches Gesamtkonzept. „Kostennachteile bei den Strompreisen von über 50 Prozent gegenüber anderen Industrienationen sind jedenfalls von den heimischen Unternehmen nicht zu kompensieren.“

Auch die alten Forderungen nach einer Flexibilisierung des Arbeitszeitgesetzes und mehr „betriebsnaher Tarifpolitik“ bleiben auf der Agenda der Arbeitgeber. Die Tarifflucht aus den Flächentarifverträgen habe deutlich zugenommen, sagt Tressin. „Wir brauchen deshalb dringender denn je flexible Tarifverträge, die den volatilen Wachstumsverläufen ebenso gerecht werden wie den unterschiedlichen betrieblichen Entwicklungen“.

Dies sieht die Gewerkschaft naturgemäß anders. So fordert die IG Metall NRW bei den gerade begonnenen Tarifverhandlungen in der Stahlindustrie sechs Prozent mehr Lohn (ein Jahr Laufzeit) und 1800 Euro zusätzliches Urlaubsgeld, das auch in freie Tage umgewandelt werden kann. Knut Giesler, Bezirksleiter IG Metall NRW und Verhandlungsführer, erinnert an den Fachkräftemangel. Deshalb sollten Azubis überproportional mehr Geld bekommen. Zudem sieht Giesler einen Aufwärtstrend in der Stahlindustrie. So nähere sich die Kapazitätsauslastung (90 Prozent) dem Durchschnittswert vor der Krise (91 Prozent) an.

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