Ab April Marcel Testroet leitet die Stadtbibliothek
Langenfeld · Der 31-Jähriger führt das elfköpfige Stammteam und plant vorsichtig Veranstaltungen für die kommenden Monate. Er hofft auf ein Ende der Pandemie.
Nein, es kein Scherz: Ab Freitag, 1. April, leitet Marcel Testroet, 31 Jahre jung, die Langenfelder Stadtbibliothek. In Bocholt geboren wächst Testroet in Isselburg auf. Nach der Grundschule wechselt er auf die Realschule nach Rees. Schon früh fasziniert ihn die Atmoshäre in seiner Heimatbücherei, in der er zwischen seinem 10. un 15. Lebensjahr neun Stunden in der Woche ehrenamtlich aushilft. „Die Bibliothekarin dort war unglaublich serviceorientiert. Sie hat immer alles ermöglicht, um die Wünsche der Kunden zu erfüllen. Das fand ich toll.“
Derart geprägt beginnt Testroet 2009 seine Lehre als Fachangestellter für Medien- und Informationsdienste in der Stadtbücherei Ibbenbühren. Ganz nebenbei macht er sein Fachabitur, um nach der Ausbildung von 2012 bis 2015 an der Kölner Technischen Hochschule Bibliothekswissenschaften zu studieren. Kein Zuckerschlecken, denn der junge Student finanziert sich selbst durch zahlreiche Nebenjobs.
„Meine erste Stelle war in einer Institutsbibliothek in Siegburg“, erzählt der junge Leiter. Anschließend wechselt er in die Zweigstelle Derendorf der Düsseldorfer Stadtbücherei. Nur wenig später nutzt er die Chance und steigt am 1. März 2018 in Langenfeld ein. Eine richtige Entscheidung, wie sich heute zeigt. Als Kinder- und Jugendbibliothekar organisiert er bis zur Coronapandemie rund 60 der über 400 jährlichen Veranstaltungen der Stadtbibliothek.
Während der Umbauarbeiten in der Bibliothek ist er bei den Baubesprechungen dabei. „Jeder aus dem Team konnte Ideen einbringen“, erinnert er sich an die Umgestaltung. „Es war meine Idee, Comics und Mangas in den Jugendbereich zu verorten und Mangatürme zu erstellen.“ Die Resonanz und die Kundenanfragen nach dem Comicexperten zeigten ihm, dass er mit der Idee richtig lag. Und auch die Lernetage auf der dritten Ebene zählt zu seinen Vorschlägen. „Wir haben im Vorfeld die Wünsche der Jugendlichen abgefragt, und die suchten nach einem Platz, um in Gruppen an festen Sitzplätzen zu lernen. Und was bietet sich da besser an, als die Bibliothek zu nutzen“, findet der neue Leiter noch immer.
Seine guten Kontakte zu den Langenfelder Schulen und in den Jugendbereich allgemein möchte er durch weitere Kooperationen noch ausbauen. Bestehende Angebote insbesondere für Kinder liegen ihm am Herzen. Er bedauert, dass die Jahrgänge der fünften Klassen im Schuljahr 2020/2021 wegen Corona nicht wie gewohnt die Bibliothek kennenlernen konnten: „Uns fehlt ein Jahrgang.“
In Langenfeld werde vieles, was er an der TH gelernt habe, bereits umgesetzt: Kunden- und Serviceorientierung, ein freundlicher Umgang mit Kindern und Jugendlichen und Veranstaltungen. „Die werden künftig einen noch höheren Stellenwert einnehmen“, ist Testroet überzeugt. „Und wir stellen uns darauf ein.“ Noch hemmt Corona das 14 köpfige Team (inklusive Azubi, Freiwilliges soziales Jahr und Praktikant). Die Veranstaltungen bis zum Sommer sind durchgeplant und auch die ersten Termine für den Herbst stehen schon fest. „Aber noch schwebt die Pandemie über uns. Niemand weiß, wie die Lage in sechs Monaten aussieht“, sagt er mit einem Bedauern im Blick. Auch der pandemiebedingte Personalausfall hemmt die Mitarbeiter und der neue Leiter weiß wovon er spricht – auch ihn hat es bereits erwischt.
Über die Zukunft der Bibliothek macht er sich keine Gedanken: „Allein die Tatsache, dass heute Großeltern mit ihren Enkeln gemeinsam über Bücher wie „Die drei ???“ oder Eltern sich mit ihren Kindern gemeinsam über Mangas unterhalten, zeigt, das Bibliotheken generationenübergreifend arbeiten und ein Treffpunkt für alle sind. Das Bild der Bibliothek als Langenfelder Wohnzimmer trifft zu“, meint Testroet. Und das will er weiter ausbauen. Wie wichtig die Institution sei, hätten unter anderem die vier langen Lernnächte im März gezeigt. Über 100 Nutzer hätten das Angebot wahrgenommen. „Der Bedarf ist vorhanden und die Nachfrage nach unseren Computerarbeitsplätzen zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind.“ Auch im Bereich der neuen Medien tausche sich das Team immer aus, „denn wir sind sehr nah an den Nutzern dran.“