Langenfeld Quartett sprengt Kassenautomaten auf

Langenfeld · Gestern konnten Autofahrer das Parkhaus Turnerstraße noch gebührenfrei nutzen. Künftig müssen sie ihre Tickets an anderen Automaten zahlen.

 Die Explosion richtete starke Zerstörungen an.

Die Explosion richtete starke Zerstörungen an.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

In der Nacht zu Montag haben unbekannte Täter einen Kassenautomaten eines Parkhauses an der Turnerstraße in der Langenfelder Innenstadt aufgesprengt. Gegen 2.55 Uhr riss ein lauter Knall einen Anwohner der Turnerstraße aus dem Schlaf. Als der Mann aus seinem Fenster blickte, konnte er vier dunkel gekleidete Personen erkennen, die von dem zerstörten Kassenenautomaten davonrannten. Das Quartett sei über eine angrenzende Baustelle in Richtung „Auf dem Sändchen“ geflüchtet. Der Zeuge reagierte vorbildlich und alarmierte sofort die Polizei. Dennoch konnten die Täter bei der  sofort eingeleiteten Fahndung nicht dingfest gemacht werden.

Am Tag danach ruft das Bild, das der zerstörte  Kassenautomat bietet, bei Passanten Empörung und Entsetzen hervor. „Mein Gott, das kann nur mutwillig geschehen sein“, urteilt eine Frau. „Man glaubt es manchmal nicht, was hier so passiert“, sagt sie hilflos. Viele der Autofahrer wundern sich zunächst, dass sie bei geöffneten Schranken in das Parkhaus einfahren können. Erst beim Verlassen des Gebäudes werden sie mit der Ursache konfrontiert. Sowohl der Dachdeckel als auch die Bedienfront des Kassenautomaten sind völlig verbogen, zum Teil abgerissen und geben den Blick ins Innere frei, wo keines der Einbauelemente mehr an seinem Ort zu sein scheint. Lose Kabel und leere Quittungskarten hängen heraus. Der ganze Apparat scheint nur eng umwickelte Band mit dem Aufdruck „Polizeiabsperrung“ zusammengehalten zu werden. Auch die dahinter liegende Glasscheibe des Parkhauses wurde durch die Detonation zerstört.

Hier wurden in NRW im Jahr 2019 Geldautomaten gesprengt
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Foto: Jan Ohmen

Nach ersten polizeilichen Erkenntnissen nutzte das Quartett zur Sprengung augenscheinlich einen in Deutschland nicht zugelassenen „Polenböller“, den man nur auf dem Schwarzmarkt oder im Ausland erwerben kann. Den Gesamtschaden schätzt die Polizei auf 10.000 Euro. Trotz der massiven Zerstörung ist es den Tätern aber  nicht gelungen, Beute zu machen. Wegen weiterer Türsicherungen an der Bedienfront kamen sie nicht an das Münzfach des Automaten. Die Polizei vermutet, dass die Automatenknacker daher von der weiteren Ausführung der Tat Abstand nahmen. Gestern Morgen bargen Mitarbeiter der Betreibergesellschaft die Geldkassetten. Zu den vier Tätern liegen der Polizei keine weiteren Beschreibungen vor, außer dass diese dunkel gekleidet waren und Wollmützen auf hatten. Eine Videoüberwachung gibt es an dieser Stelle nicht.

Ab heute werden sich die Bürger aber wohl wieder auf Parkgebühren einstellen müssen. „Wir sind in Kontakt mit dem Hersteller, ob wir kurzfristig einen gebrauchten Ersatzautomaten bekommen können, denn die Schäden dürften nicht reparabel sein“, berichtet Ulrich Beul, Geschäftsführer der Stadtentwicklungsgesellschaft MbH, der das Parkhaus Turnerstraße gehört. Ein neuer Automat, der mit etwa 15.000 Euro zu Buche schlage, hätte zu lange Lieferzeiten. Sobald der Versicherungsschaden aufgenommen sei, werde die Betreibergesellschaft wieder zur Bewirtschaftung des Parkhauses übergehen. Übergangsweise müssten die Kunden dann ihre an der Einfahrt gezogenen Tickets an den Parkautomaten der anderen Automaten, auf dem Rathaus-Parkplatz, im Marktkarree oder in der Stadtgalerie zahlen, so Beul. „Die liegen beim Stadtbummel ja auf dem Weg.“

Nicht das erste Mal sei die Stadtentwicklungsgesellschaft als Betreiberin des Langenfelder Parkraumbewirtschaftungskonzeptes  Opfer von Automatenknackern. In den Jahren 2017/18  waren die Parkautomaten in der Tiefgarage Stadtgalerie mehrfach aufgebrochen worden. Daraufhin wurde einer der beiden Automaten in der Einkaufspassage aufgestellt, wo die soziale Kontrolle größer ist.

Zum Jahreswechsel 2017/18 ereigneten sich in Langenfeld eine kleine Reihe von Sprengungen, Ziel waren stets Zigarettenautomaten. Im Januar 2018 beispielsweise sprengten vier junge Männer eine Zigarettenautomaten an der Langforter Straße. Auch sie hatten Mützen bzw Sturmhauben getragen. Weitere Tatorte waren die Haus-Gravener-Straße (30.November 2017), Martinstraße (8. Dezember 2017), Jahnstraße (9. Dezember 2017). Der Schaden lag jeweils zwischen 1500 und 2000 Euro.

(elm)
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