Unterstützung des Jugendamtes „Es ist eine Herausforderung“
Langenfeld · Meist sind es die Familienbegleiter, die eine drohende Kindeswohlgefährdung bemerken. Sie informieren dann den Allgemeinen Sozialdienst der Stadt.
Das Jugendamt der Stadt hat im letzten Jahr 16 Kinder und Jugendliche in Obhut genommen. Damit ist diese Zahl im Vergleich zu den Vorjahren leicht gestiegen. „Ursächlich ist jedoch nicht die Corona-Zeit, sondern, dass es 2022 die Besonderheit gab, dass wir acht Kinder aus drei Familien in Obhut nehmen mussten“, erklärt Thomas Bremer, der Leiter des Allgemeinen Sozialen Dienstes der Stadtverwaltung. „Die Anzahl der betroffenen Familien ist konstant geblieben.“
Wenn Eltern sich zum Beispiel mit der Erziehung ihrer Kinder überfordert fühlen, können sie die Beratung des Jugendamtes in Anspruch nehmen. Dieses kann dann einen Jugendhilfeträger beauftragen, der Familie eine sozialpädagogische Fachkraft als Unterstützung zur Verfügung zu stellen. Diese Fachkräfte müssen Risikoeinschätzungen vornehmen. Wenn sie dabei zu dem Ergebnis kommen, dass das Wohl der Kinder oder Jugendlichen gefährdet ist, muss ein multiprofessionelles Team erörtern, ob eine Inobhutnahme gerechtfertigt ist. Dies ist der häufigste Grund für Inobhutnahmen.
Ein eingreifen des Jugendamtes aufgrund einer Meldung aus der Bevölkerung oder von der Polizei ist eher selten. Zwar gibt es jede Woche mehrere Polizeieinsätze wegen häuslicher Gewalt, wobei immer auch das Jugendamt benachrichtigt wird, aber bei nur wenigen Fällen dieser Art wird eine Inobhutnahme notwendig. Abgesehen davon kommt diese Maßnahme nur in Frage, wenn die Eltern oder die Kinder oder Jugendlichen selbst darum bitten. Wenn die Sorgeberechtigten dem widersprechen, muss das Familiengericht binnen weniger Tage über den Fall entscheiden.
In Obhut genommene Kinder und Jugendliche kommen zuerst in der zuständigen Selle bei der evangelischen Jugend- und Familienhilfe Kaarst unter, bis entschieden ist, wo sie anschließend wohnen können. Wenn sie nicht in ihre Familie zurückkehren können, kommen sie in einer der vielen Wohngruppen unter, die der Landschaftsverband Rheinland oder andere Träger betreiben. „Es ist zurzeit sehr schwierig, Plätze in einer Wohngruppe zu finden“, erklärt Bremer. Ein Grund dafür sind unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, denn auch um diese kümmert sich das Jugendamt. „Da sind wir jetzt wieder auf dem Stand wie 2015.“
In Pflegefamilien werden normalerweise nur Säuglinge und Kleinkinder von höchstens drei Jahren untergebracht. Zurzeit steht dem Langenfelder Jugendamt eine Bereitschafts-Pflegefamilie zur Verfügung. „Die deckt den akuten Bedarf“, erläutert Bremer weiter. „Es ist eine Herausforderung, neue Familien dafür zu gewinnen. Insbesondere das wiederkehrende ‚Abschiednehmen‘ von anvertrauten Kindern ist für Familien belastend.“
Inobhutnahmen kosteten das Langenfelder Jugendamt im letzten Jahr rund 300.000 Euro. Dieser Betrag ist im Vergleich zu den Vorjahren gestiegen. Die Stadt kann sich allerdings das Geld für die Inobhutnahme unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge vom Land zurückholen.