Katholische Gemeinde Langenfeld Kirche sperrt Brautleute aus – im Mai

Langenfeld · Ausgerechnet im Wonnemonat will Langenfelds katholische Gemeinde niemanden trauen. Erneuerung ist das Ziel.

 Zum Motto „Der Schlüssel bist du!“ öffnen (v.l.) Thomas Antkowiak, Daniel Klaas, Stephan Weißkopf und Nele Harbeke die Tür von St. Josef.

Zum Motto „Der Schlüssel bist du!“ öffnen (v.l.) Thomas Antkowiak, Daniel Klaas, Stephan Weißkopf und Nele Harbeke die Tür von St. Josef.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Das sieht nach Ärger aus: Wer als Katholik nächstes Jahr im Wonnemonat Mai kirchlich heiraten möchte, wird in Langenfeld vor verschlossenen Türen stehen. Nach Angaben des Leitenden Pfarrers Stephan Weißkopf entfallen im Mai 2020 sämtliche Sondergottesdienste – neben kirchlichen Hochzeiten somit auch Taufen, Erstkommunionfeiern sowie Festmessen einzelner Gruppierungen. Pastoralteam und Pfarrgemeinderat (PGR) wollen mit diesem Beschluss nach eigenem Bekunden niemanden vor den Kopf stoßen. Vielmehr möchten sie mit dieser bewussten Unterbrechung üblicher Abläufe sowie transparenten Diskussionen unter dem Motto „Die Kirchen machen zu – Der Schlüssel bist du!“ einen Erneuerungsprozess der katholischen Gemeinde voranbringen.

„Kirche braucht wirklich Veränderung“, sagte Weißkopf, als er mit PGR-Vorstandsmitgliedern die Vorhaben erläuterte. Als er Voranfragen von Heiratswilligen für den Mai ablehnte und die Gründe erläuterte, habe er überwiegend Verständnis empfunden. Laut Weißkopf soll solch eine Veränderung, „von innen heraus wachsen und sich nach außen sichtbar machen“. Er freue sich, dass die Beteiligung weiter Kreise als „Projekt aus der Mitte der Gemeinde und nicht von Hauptamtlichen“ gestaltet werde. Die Zahl der Katholiken in Langenfeld habe sich in den vergangenen Jahren von über 25.000 auf etwa 23.000 verringert. Neben Todesfällen liege dieser Rückgang so Weißkopf, auch in starkem Maße an Kirchenaustritten. „Davor können wir nicht die Augen verschließen!“

Auch bei heiklen Themen wie sexueller Missbrauch durch Geistliche, die Forderung nach mehr Mitwirkungsmöglichkeiten von Frauen oder etwa in der Diskussion ums Zölibat müssen laut Weißkopf und PGR-Vorstandsmitglied Nele Harbeke alle Gemeindevertreter Stellung beziehen dürfen. Das unterstreicht der PGR-Vorsitzende Thomas Antkowiak: „In einem transparenten Diskussionsprozess müssen solche Themen Platz finden. Auch wenn die großen Veränderungen von Strukturen der katholischen Kirche nicht in unserer Hand liegen.“

„Die Gemeinde soll sich nach außen öffnen und auch mit Nicht-Katholiken ins Gespräch kommen“, sagt Daniel Klaas aus dem PGR-Vorstand. Als Ideengeber treibt er in einer Steuerungsgruppe mit acht weiteren an diesem Veränderungsprozess Interessierten das Projekt „Kirchen-Schlüssel“ voran. Neben dem eingangs genannten Wegfall von Sondergottesdiensten seien an Christi Himmelfahrt (21. Mai) und den beiden folgenden Sonntagen 24. und 31. (Pfingsten) Mai statt der üblichen Messen in Kirchen große Freiluft-Gottesdienste auf dem Marktplatz oder im Freizeitpark Langfort geplant. Klaas: „Wir möchten so einmalige Glaubenserlebnisse schaffen.“ Weitere Ideen seien ein Mittagstisch im Industriegebiet oder spirituelle Impulse für Berufspendler am S-Bahnhof. Womöglich soll laut Antkowiak ein Konvent im bald fertigen neuen Gemeindezentrum „Ankerplatz“ folgen.

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