Ab ins Museum Ein Paradies für Holzwerker

Langenfeld · Das Hobelmuseum von Gerhard Schmitz bietet allein 60.000 Werkzeuge: Hobel, Sägen, Bohrer, Beile, Lote, Schnitz- und Schneidwerkzeuge. Und unzählige aus Holze gefertigte Gegenstände.

Ob groß, ob klein – Sammler Gerhard Schmitz ist stolz auf jedes Stück.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

„Hobelmuseum“ – groß prangen die Lettern an dem Einfamilienhaus an der Langenfelder Hansastraße mitten im Gewerbegebiet. Aber wenn man die Stufen zum Saal im Obergeschoss erklommen hat, wird schnell klar, dass diese Bezeichnung etwas zu kurz greift. In den drei Vitrinenreihen, die den Raum gliedern, befinden sich zwar Hunderte der namenstiftenden Hobel (16.000), die Sammlung von Gerhard Schmitz umfasst jedoch insgesamt 60.000 holzbearbeitende Werkzeuge. So blecken allein von den freiliegenden Dachbalken Hunderte von Sägen ihre Reißzähne, präsentieren unzählige Beile unterschiedlich breite scharfkantige Schneiden, so dass man unwillkürlich den Kopf einzieht.

Der gelernte Zimmermann, der schon als 19-Jähriger eine Firma für Gerüstbau gründete, hat zunächst die Werkzeuge seines Berufs gesammelt. Den Startpunkt markiert  eine Kiste mit 30 Hobeln, die er 1969 in einem Düsseldorfer Antikladen kaufte. Allmählich weitete Schmitz seine Sammelleidenschaft auf andere holzverarbeitende Berufe aus, wie Schiffs-, Kutschen-, Geigenbauer, Küfer oder Kammmacher. Schließlich erfasste sie auch jene Gegenstände, die mit den Werkzeugen hergestellt werden, wie Pfeifen, Spazierstöcke (2500), Musikinstrumente (300), Druckmodeln für Blaudruck (400) oder Masken. Wohin der Besucher auch blickt, glotzen ihn furchteinflößende Fratzen mit gefletschten Zähnen und Glubschaugen an. In diese Sammelsparte geriet Schmitz bei einem Urlaub 1975 in Osttirol, wo ihm der Trost-Willi einen Krampus mit Riesenohren und aufgeworfenen Lippen über hervorstehenden Zähnen schnitzte.  Mittlerweile hat der 79-Jährige rund 1000 Tanz- und Theater-Masken zusammengetragen.

16.000 umfasst die Schmitz’sche Sammlung. Hinzu kommen fast dreimal so viele weitere Werkzeuge und andere Gegenstände wie Masken oder Pfeifen.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Warum hingegen?  Man muss kein Heimwerker sein, um angesichts dieser ungeheuren Vielzahl unterschiedlichster Werkzeuge Respekt vor der Erfindungsgabe und dem handwerklichen Geschick des Menschen zu bekommen. Selbst Schmitz hat es überrascht, in wie vielen Berufen mit dem Hobel, diesem Oberflächen glättenden und Form gebenden Gerät, gearbeitet wird. „Früher haben sich die Handwerker ihr Werkzeug noch selber hergestellt“, betont der Sammler. Insofern seien dies alles Unikate. Selbst Streichhölzer wurden früher gehobelt. Die letzten Vertreter dieses ausgestorbenen Berufszweiges der „Holzdrahthersteller“ habe er im Bayerischen Wald besucht.

Den Besuchern seiner Privatsammlung zeigt er gern ausgesuchte Stücke, um ihnen die hohe Kunstfertigkeit aber auch die große Mühsal früherer handwerklicher Tätigkeiten vor Augen zu führen. Den Weidenspalter, mit dem der Korbflechter die in Wasser eingelagerten Weidenschüsse in drei Teile geteilt hat. Die Spekulatiusform aus Braubach, in die die Muster noch von Hand ins harte Buchenholz geschnitzt wurden.

Auch filigranes Werkzeug ist in Langenfeld zu sehen.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Einige seiner 700 Exponate seien 300 Jahre alt, sagt Schmitz. Auf einem Antikmarkt in Limburg stieß er auf eine Säge aus dem 17. Jahrhundert, die sich später als das Werkzeug eines Kammmachers herausstellte.  „Das Sägeblatt bewegt sich in zwei Richtungen.“ Noch im Nachhinein bereitet ihm der hohe Preis, den er für die Rottweiler Larve eines Gschell-Narren zahlte, körperlich Schmerzen. Immerhin soll das Lindenholz aber noch 50 Jahre duften. Weh tut Schmitz auch, wenn er das Gefäß, eine stehende Intarsie, betrachtet, das für ein paar Euro auf dem Tisch des Trödlers stand. Er weist auf das Schachbrettmuster hin, das sich auf der Sohle abbildet und in das hauchdünn Ebenholz als Trennung eingefügt wurde. „Wie man so etwas gemacht hat, das interessiert mich, obwohl ich eigentlich schon satt bin“, sagt Schmitz. Aber wann ist man als Sammler schon saturiert?

Zuletzt dann die Offenbarung, die einen wie ein Hammerschlag trifft: Der bis ins letzte Eckchen vollgestopfte Ausstellungsraum birgt nur etwa 15 Prozent der Sammlung. Das Gros – das er in unterirdischen Katakomben hüten muss - sei den Augen anderer Sammler vorbehalten…

Wen trifft man dort?  All diejenigen, die handwerklich interessiert sind und denen der örtliche Baumarkt kein Aha-Erlebnis mehr bietet.  Natürlich auch Senioren, die einige der ausgestorbenen Berufe, wie den des Küfers, noch aus der eigenen Kindheit kennen. Und viele Experten, denn die Sammlung ist in der Szene bekannt.

Was muss ich noch wissen? Im Gegensatz zu einem Museum mit festen Öffnungszeiten ist die Privatsammlung nur nach vorheriger  Vereinbarung  (Telefon 02173 13018) zu sehen.  Führungen bietet Schmitz vorzugsweise Gruppen an. Eintritt: 5 Euro (Kaffee und Gebäck inklusive).