Runder Geburtstag Langenfelder Förderverein Stadtmuseum wird 30

Langenfeld · Die Einrichtung im Freiherr-vom-Stein-Haus lebt vom Engagement ehrenamtlicher Helfer. Schon die Geldbeschaffung für den Umbau des Hauses war ungewöhnlich – noch eindrucksvoller ist seitdem das zeitliche Engagement vieler Vereinsmitglieder, die jährlich tausende Stunden investieren, um den Museumsbetrieb zu gewährleisten.

 Haben in diesem Jahr mit dem Förderverein Stadtmuseum noch viel vor: Vereinschronistin Elfie Steckel und der Vize-Vorsitzende Thomas Schmies.

Haben in diesem Jahr mit dem Förderverein Stadtmuseum noch viel vor: Vereinschronistin Elfie Steckel und der Vize-Vorsitzende Thomas Schmies.

Foto: Matzerath, Ralph (rm)/Matzerath, Ralph (rm-)

In romanischer Zeit, 1090 n. Chr., wurde Richrath erstmals in einer Urkunde erwähnt. Genau 900 Jahre später machten die Langenfelder einen großen Schritt, um die eigene Stadtgeschichte einem breiteren Publikum zu präsentieren: Der heutige Förderverein Stadtmuseum wurde auf den Weg gebracht.

Damals, im Wiedervereinigungsjahr 1990, besannen sich einige historisch interessierte Bürger der heimatgeschichtlichen Fundstücke, die in dunklen Kellern lagerten. Im Dornröschenschlaf ruhten unter anderem antike Fundstücke, alte Webstühle, Unterlagen über die frühere Poststation, ja, sogar eine ganze Wiescheider Werkstatt zur Produktion von Messergriffen, jener Schalenschneider-Kotten, der inzwischen im Volksgarten besichtigt werden kann. Im Dezember 1990 beschloss ein „illustrer Kreis von bekannten und hochkarätigen Bürgern“ – so hieß es seinerzeit in der Presse –, einen Förderverein für ein Stadt- oder Heimat-Museum zu gründen und die Realisierung ideell und materiell zu unterstützen. „Wir wollen diesen Gedanken in die Köpfe der Langenfelder tragen“, wurde Theo Schmies, Vorstand der Ara-Schuhfabriken und erster Vereinsvorsitzender, zitiert. Ziel war es auch, (Kultur-)Reisen, Vorträge, Seminare und einiges mehr zu organisieren.

Schon wenige Monate später zählte Vereinsschatzmeister Winfried Graw, im Hauptjob Erster Beigeordneter und Kämmerer der Stadt Langenfeld, 77 Mitglieder, dazu einen Kontostand von fast 4000 D-Mark und eine in Aussicht stehende städtische Spende von 3000 D-Mark. Für die erste Großspende sorgten die Sparkassendirektoren Werner Kratz und Günter Stein, die 1991 beim gemeinsamen Gang in den Ruhestand – statt persönlicher Geschenke – 22.185 D-Mark für den Verein sammelten.

1994 gab der Kulturausschuss grünes Licht für den Umbau des Freiherr-vom-Stein-Hauses und den Umzug des Stadtarchivs aus dem Keller des Rathaus-Neubaus an die mittlere Hauptstraße. Die zeitweise Nutzung des historischen Bauwerks als Flüchtlingsunterkunft sprengte jedoch den Zeit- und Kostenrahmen. Die Mitglieder sammelten dennoch unverdrossen weiter. Aus Privat- und Firmenspenden kamen bis 1998 insgesamt 1,7 Millionen D-Mark zusammen. die wurden zu einem Großteil in die Renovierung des Freiherr-vom-Stein-Hauses gesteckt, so dass am 2. Oktober 1998, dem Vorabend des 50. Stadtgeburtstags, Einweihung gefeiert werden konnte. „Die Bürger haben ihrer Stadt und sich selbst ein Museum geschenkt“, erinnert sich Elfie Steckel. Die Journalistin, Vereinsmitglied der ersten Stunde, arbeitet aktuell an einer Chronik des Vereins, die zu dessen 30-Jährigen im Dezember fertig sein soll.

Schon die ehrenamtliche Geldbeschaffung war ungewöhnlich – noch eindrucksvoller ist seitdem das zeitliche Engagement vieler Vereinsmitglieder, die jährlich tausende Stunden investieren, um den Museumsbetrieb zu gewährleisten. „Das Langenfelder Modell“ sprach sich herum, und die Direktoren anderer Museen bestaunten nicht nur die Exponate, sondern auch diese besondere Organisationsstruktur. Die Besucherzahlen wuchsen stetig, die stadtgeschichtliche Dauerausstellung, wechselnde Kunstausstellungen und viele Veranstaltungen finden seitdem zum Teil auch überregional Aufmerksamkeit.

2003 wurde der Förderverein Stadtmuseum von der Landesregierung gewürdigt: in der Reihe „Ausgezeichnete Zukunftsprojekte in NRW“. 2013 wird der Vereinsname endlich Teil der Gebäude-Bezeichnung, aus dem „Kulturellen Forum“ wird das „Stadtmuseum im Freiherr-vom-Stein-Haus“. Mit dem Schalenschneider-Kotten im Volksgarten hat das Museum seit 2008 eine Dependance, und die beliebten Verzällchentouren von Ehrenbürger Manfred Stuckmann sind quasi „Museum-to go“.

Die Corona-Pandemie hinterlässt auch beim Museumsverein Spuren. Die Jahreshauptversammlung, das Museumsfest mit den beliebten Kutschfahrten und Ausstellungen wurden abgesagt, das Museum war lange geschlossen. Thomas Schmies, seit 2005 Vize-Vorsitzender, blickt trotzdem optimistisch in die Zukunft: „Kunst und Kultur geben Menschen auch in schwierigen Zeiten Halt und Zuversicht. Insofern freuen wir uns, dass das Stadtmuseum seit Mitte Mai wieder geöffnet hat, und im Jahresverlauf noch mit vielen interessanten und künstlerischen Glanzlichtern glänzen wird.“ Wer sich im Förderverein engagieren wolle, sei jederzeit willkommen.

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