Langenfeld Digitale Schau: Jüdisches Leben im Kreis Mettmann

langenfeld · Die Stadt Langenfeld, in der es seit 1750 eine jüdische Gemeinde gab, hat einen Text zur Ausstellung begesteuert. Das Stadtmuseum ruft Bürgerschaft auf, Fotografien, Urkunden und andere Dokumente zu dem Thema zur Verfügung zu stellen.

 Der jüdische Friedhof an der Klosterstraße ist einer der letzten Zeugen des jüdischen Lebens vor 1933.

Der jüdische Friedhof an der Klosterstraße ist einer der letzten Zeugen des jüdischen Lebens vor 1933.

Foto: Max Heribert Gierlichs

(elm) Das Stadtmuseum mit dem Stadtarchiv beteiligt sich mit einem Textbeitrag an der virtuellen Ausstellung „Jüdisches Leben im Kreis Mettmann“. Die Ausstellung steht in Zusammenhang mit dem bundesweiten Festjahr „321-2021: 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ und wurde von der Historikerin Dr. Andrea Niewerth und Kreisarchivar Joachim Schulz-Hönerlage realisiert. Verschiedene Phasen jüdischen Lebens in der Region werden in ihren regionalspezifischen Besonderheiten vorgestellt.

In Langenfeld existierte seit 1750 ein jüdisches Bethaus. Mitte des 19. Jahrhunderts war das im Zentrum der heutigen Stadt Langenfeld gelegene Ganspohl ein jüdischer Siedlungsschwerpunkt. Dem Bau der Synagoge an der Hauptstraße, die 1869 feierlich eingeweiht wurde, war 1860 zugestimmt worden. Um das Jahr 1910 war die Gemeinde in Langenfeld die größte der jüdischen Gemeinden im Kreis Mettmann. Bereits 1933 lebten indes nur noch 73 Jüdinnen und Juden in Langenfeld. Viele waren gezwungen, das Stadtgebiet in den darauffolgenden Jahren zu verlassen, 15 Menschen wurden deportiert. Stolpersteine erinnern an die ehemaligen jüdischen Mitbürger. Heute leben wieder 40 Jüdinnen und Juden in Langenfeld. Sie gehören der Gemeinde in Düsseldorf an.

„Bei den Recherchen für das digitale Ausstellungsprojekt wurde erneut deutlich, wie spärlich Dokumente und Zeugnisse jüdischen Lebens vor Ort im Stadtarchiv Langenfeld vorhanden sind“, so die Leiterin des Stadtmuseums | Stadtarchiv Dr. Hella-Sabrina Lange. Sie möchte daher die Ausstellungsankündigung mit dem Aufruf verbinden, dem Stadtarchiv Materialien wie Fotografien, Urkunden und andere Dokumente zu dem Thema zur Verfügung zu stellen. Beispielsweise gebe es keine Aufnahme der Fassade der Synagoge, die 1938 zerstört wurde. Lediglich eine Postkarte von 1913 zeigt den Bau an der Hauptstraße von der Südseite. Für die weitere wissenschaftliche Aufarbeitung könnten die Objekte igitalisiert und so für die Forschung nutzbar gemacht hat werden.

Neben der historischen Entwicklung der jüdischen Gemeinden im Kreisgebiet wird nicht nur gezeigt, wie sich das Judentum entwickelt hat und was die besonderen Sitten und Gebräuche sind, sondern auch und ganz wesentlich, dass Jüdinnen und Juden Gesellschaft und Gegenwart mitgestalten. Auch der historische und aktuell zu beobachtende Antisemitismus wird in der Ausstellung thematisiert.

Hintergrund für das Festjahr ist, dass der römische Kaiser Konstantin am 11. Dezember 321 ein Edikt erließ. Dieses Gesetz besagte, dass Juden städtische Ämter in den Kurien, den römischen Stadträten, bekleiden durften und sollten. Das Edikt Konstantins ist somit das früheste schriftliche Zeugnis über jüdisches Leben in Mittel- und Nordeuropa. Es belegt, dass jüdische Gemeinden bereits seit der Spätantike wichtiger integrativer Bestandteil der europäischen Kultur sind. Im Jahr 2021 leben Juden also nachweislich seit mindestens 1700 Jahren auf dem Staatsgebiet des heutigen Deutschlands. Die Ausstellung ist abrufbar unter: https://ausstellungen.deutsche-digitale-bibliothek.de/juedischesleben-kreismettmann/

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