Nach langer Corona-Pause Das Reparatur-Café legt wieder los

Langenfeld · Die Pandemie hat auch dies unterbrochen, doch jetzt sind im Gemeindezentrum Hardt an jedem zweiten und vierten Montag im Monat wieder die Tüftler am Start. „Wir kommen oft ins Erzählen, zum Beispiel über die wechselhafte Geschichte eines Spielzeugs oder eines alten Radios“, berichtet Arnold Köppen, einer von ihnen.

 Funktionscheck mit Mundschutz: Arnold Köppen (l.) und Meinhard Pupkes vom Langenfelder Reparatur-Café.

Funktionscheck mit Mundschutz: Arnold Köppen (l.) und Meinhard Pupkes vom Langenfelder Reparatur-Café.

Foto: Matzerath, Ralph (rm)/Matzerath, Ralph (rm-)

„Endlich geht es wieder los“, freut sich Meinhard Pupkes vom Team des Reparatur-Cafés im Gemeindezentrum Erlöserkirche über die Entscheidung des Presbyteriums aus der Vorwoche. An diesem Montagnachmittag endet die coronabedingte Zwangspause für die aktuell 25 Ehrenamtler, die sich auf unterschiedliche Weise engagieren, ob als technikbegabte Tüftler, geschickte Bastler, Organisatoren oder Spezialisten für Kaffee und Kuchen. Letztere müssen damit leben, dass vorerst mehr repariert als beim Kaffee geklönt wird. Die Hygienevorgaben sind eindeutig und Masken Pflicht, auch wenn der Ansatz, „den Bastlern über die Schulter zu gucken, um es selbst zu lernen“, eine gewisse Nähe erfordert.

Die vor sechs Jahren in den früheren Gemeinderäumen an der Stettiner Straße von Frank Klarmann und Arnold Köppen entwickelte Idee, funktionsgestörte Technik nicht einfach zu entsorgen, sondern zu reparieren, fand immer mehr Freunde. „Insgesamt rund 2000 Reparaturen seither, Tendenz steigend“, präsentiert Pupkes die beeindruckende Statistik, Folge konsequenter Mundpropaganda.

Die Hilfesuchenden kommen quer aus allen Gesellschaftsschichten und Altersgruppen. Auch Kinderaugen bringen die Spezialisten zum Leuchten, „wenn die Lokomotive wieder fährt oder die Puppe wieder spricht“. Der Reparaturbedarf entstammt meist den Bereichen Elektrik („alles, was Kabel hat“), Fahrräder sowie „Nadel und Faden“.

Der zweiwöchentliche Reparaturcafé-Rhythmus wurde durch die Pandemie schlagartig unterbrochen. Aufgrund intensiver Nachfragen gab es jedoch zwei Sonderaktionen unter Einbeziehung des DRK Langenfeld. Die im Rotkreuz-Haus abgegebenen Gegenstände wurden von den Fachleuten coronagerecht (keine Gruppenbildung) in Heimarbeit instandgesetzt und nach zwei Wochen dort wieder abgeholt.

Das große Ziel: Nachhaltigkeit, Ressourcen schonen, CO2- Vermeidung. Das ist der Leitgedanke, der indes mit besonderen Zutaten versehen wird: Sozialer Kontakt, Hilfe zur Selbsthilfe, bürgerschaftliches Engagement, Gespräche. „Wir kommen oft ins Erzählen, zum Beispiel über die wechselhafte Geschichte eines Spielzeugs oder eines alten Radios“, berichtet Arnold Köppen, hauptamtlicher Mitarbeiter der Evangelischen Kirchengemeinde, der bisher für die Finanzen des Cafés zuständig war, und jetzt seinen Ruhestand fern von Langenfeld verleben will.

Apropos Finanzen: Die Reparaturen sind gratis. Ersatzteile müssen bezahlt, in der Regel sogar selbst besorgt werden. Spenden werden gern gesehen. Kosten entstehen zum Beispiel durch den Kauf spezieller Werkzeuge. Die größte wirtschaftliche Unterstützung leistet die Evangelische Gemeinde mit der Bereitstellung der Räumlichkeiten und der ein oder anderen Personalstunde.

Die Reparatur-Regeln sind einfach: Jeder darf kommen, es wird alles repariert, was ein Mensch tragen kann – also keine Waschmaschinen etc. Pro Tag und Gast nur ein Gegenstand. Es wird in Anwesenheit repariert – also nicht abgeben und später abholen. „Wir sind keine Konkurrenz für das örtliche Gewerbe“, macht Pupkes deutlich, „so reparieren wir zum Beispiel keine geschäftlich genutzten Gegenstände“. Die Erfahrung zeigt, dass die Besucher des Cafés keine Kunden von gewerblichen Reparaturfachleuten sind. Vielmehr neigen sie dazu, kaputte Gegenstände sofort wegzuwerfen, weil sie Reparieren in der Regel zu teuer finden. In dem Tüftler-Café sehen sie, dass es zum Wegwerfen tatsächlich Alternativen gibt.

Für die Zukunft haben die Reparaturfreunde weitere Ideen. „Wir könnten uns vorstellen, mit einer Schule zu kooperieren“, sagt Frank Klarmann. Dazu soll der Kontakte zu anderen Gruppen intensiviert werden, die sich ebenfalls der Nachhaltigkeit verpflichtet fühlen, wie ADAC, BUND oder Nabu.

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