Anbau in der Kölner Bucht Das nördlichste Olivenöl der Welt

Langenfeld/Monheim · Der Hildener Bastian Jordan hat gemeinsam mit Michael Becker aus Pulheim Olivenöl gepresst. Maximal 20 Kilogramm Oliven können pro Tag verarbeitet werden, die unter den derzeitigen Wetterbedingungen zuvor getrocknet werden müssen.

 Michael Becker (l.) hat auf seinem Pulheimer Gartenbaugelände Olivenbäume gepflanzt. Deren Früchte hat er jetzt zusammen mit Bastian Jordan zu Olivenöl gepresst.

Michael Becker (l.) hat auf seinem Pulheimer Gartenbaugelände Olivenbäume gepflanzt. Deren Früchte hat er jetzt zusammen mit Bastian Jordan zu Olivenöl gepresst.

Foto: Jordan

Das wohl nördlichste Olivenöl der Welt kommt aus dem Rheinland. Auf seinem Gartenhof in Pulheim bei Köln baut Michael Becker Olivenbäume an. Aus deren Früchten presste der Hildener Unternehmer Bastian Jordan nun erstmals Öl. „Wir haben am ersten Tag etwa einen Liter Olivenöl produzieren können“, erzählt er. „Das klingt nicht nach viel, aber es handelt sich hier um ein aufwendiges Kleinstverfahren“. Maximal 20 Kilogramm Oliven können pro Tag verarbeitet werden, die unter den derzeitigen Wetterbedingungen zuvor getrocknet werden müssen.

„Die bislang nördlichste Olivenöl-Produktion liegt in Vancouver auf dem 49. Breitengrad. Pulheim ist noch einmal zwei Breitengrade nördlicher“, erklärt Jordan. Das entspricht einer Distanz von etwa 200 Kilometern. Die Kölner Bucht sei im Winter die mildeste Region Deutschlands, erläutert Becker. Dennoch ist er von der guten Ernte in diesem Jahr überrascht: „Wir gehen von 200 bis 300 Kilogramm Oliven aus. Im vergangenen Jahr waren es nur 70“.

 Die kleine Ölmühle hat Bastian Jordan aus Italien besorgt.

Die kleine Ölmühle hat Bastian Jordan aus Italien besorgt.

Foto: Jordan

Ursprünglich arbeitete Jordan mit einem spanischen Start-up-Unternehmen zusammen, das eine kleine Ölmühle herstellen sollte. Wegen des Coronavirus sei das Projekt aber eingestellt worden. „Nach langwieriger Suche sind wir dann in Italien fündig geworden“, sagt er. „Die komplizierte Logistik hat uns dann Probleme bereitet“. Die Ölmühle ist aber noch rechtzeitig angekommen, um Öl aus den Oliven zu pressen.

Verkaufen lässt sich das Olivenöl allerdings nicht. Zwar sei die Qualität gut, aber wegen des Produktionsverfahrens lasse sich kein wirtschaftlicher Preis erzielen. „Das Projekt ist erst einmal eine Machbarkeitsstudie“, sagt Jordan. Die Oliven für seine reguläre Produktion baut er auf der griechischen Insel Lesbos an. „Als ich dort von dem Projekt berichtet habe, glaubten alle an einen Scherz“, erzählt er. Nun hat er ihnen das Gegenteil bewiesen. „Ich bin sehr stolz auf diesen Erfolg. Darin stecken viel Leidenschaft und Idealismus“. Aber auch der Klimawandel sei dafür verantwortlich.

Für den Anbau in Pulheim verwendet Becker eine resistente Sorte, die auch in Italien angebaut wird. Mehrere Tage Bodenfrost bei minus fünf Grad hätten die Bäume aber nicht überstanden. „Das wäre das Todesurteil für den Hain gewesen“, erklärt Jordan.

2005 pflanzte Becker die Bäume für seinen ersten Olivenhain. Er träumte schon damals davon, ein eigenes Öl zu produzieren. „Mit Bastian Jordan fand ich den perfekten Partner aus der Region“, erzählt er. Zuletzt wurde der Hain bei einer Frostperiode 2009 beschädigt. Seitdem gab es keine derartige Kältephase mehr, sodass die Bäume seit über zehn Jahren heranwachsen. An älteren Bäumen wachsen bessere Oliven, die mehr Öl enthalten. Das könne bis zu 25 Jahren dauern, weiß Jordan. „Außerdem sind sie auch widerstandsfähiger gegen Frost“, ergänzt Becker.

Was der Unternehmer aus dem Erfolg seines Projekts macht, weiß er noch nicht. Er kann sich vorstellen, weitere Olivenbäume anzupflanzen und in Zukunft auch Öl aus deutschen Oliven zu verkaufen. Gleichzeitig weiß er aber auch, dass dieser Plan an nur wenigen Tagen Bodenfrost scheitern kann. „Das ist das Spannende daran“, sagt er. Die beiden Geschäftspartner sind zuversichtlich, dass ihre Arbeit weiterhin Bestand hat.

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