Darmkrebs - Vorsorge rettet Leben Pro Jahr 60 neue Darmkrebspatienten

Langenfelder St. Martinus-Krankenhaus nimmt im Jahr 12.000 Darmspiegelungen vor.

 Als Gesprächspartner zum Thema Darmgesundheit standen Hansulfert Segendorf und Christiaan Hildebrand (v. li.) bereit.

Als Gesprächspartner zum Thema Darmgesundheit standen Hansulfert Segendorf und Christiaan Hildebrand (v. li.) bereit.

Foto: Matzerath, Ralph (rm)/Matzerath, Ralph (rm-)

Zum 19. Mal steht der März bundesweit im Zeichen der Darmkrebsvorsorge; für die Rheinische Post Anlass zum Gespräch mit den Chefärzten im Langenfelder Krankenhaus St. Martinus, Dr. Christiaan Hildebrand (Chirurgie) und Dr. Hansulfert Segendorf (Innere Medizin).

Aktuell beherrschen Corona-Fallzahlen unsere Wahrnehmung, wie viele Menschen erhalten jährlich in Deutschland die Diagnose „Darmkrebs“?

Dr. Segendorf: Darmkrebs ist die zweithäufigste Krebserkrankung. Bundesweit sind es rund 60.000 Erkrankungen jährlich, die aufgrund von akuten Beschwerden oder bei Vorsorgeuntersuchungen (siehe Info) erkannt werden, hier vor Ort circa 60 Fälle.

Die Internisten im Martinus-Krankenhaus kümmern sich mit fast 1.200 Darmspiegelungen im Jahr primär um die Vorsorge, wann kommt der Chirurg ins Spiel?

Dr. Hildebrandt: Die Grenzen sind fließend, wir arbeiten seit einigen Jahren im „Darmzentrum Langenfeld“ mit hochspezialisierten Ärzten verschiedener Fachrichtungen an allen Formen der Darmerkrankung. Bei rund 80 Prozent der Patienten reicht eine ambulante Behandlung. Zurück zur Darmkrebsvorsoge: Die beginnt mit modernsten diagnostischen Verfahren, z.B. endoskopische, sonographische Untersuchungen, bei denen vorgefundene Polypen unmittelbar abgetragen werden. In Einzelfällen wird der Chirurg schon dabei für einen ersten Eindruck hinzugezogen. Durch umgehend untersuchte Gewebeproben können wir die Dringlichkeit weiterer Maßnahmen einschätzen. Ein notwendiger Eingriff – meist laparoskopisch minimal-invasiv – kann so gegebenenfalls drei Tage nach der ersten Untersuchung erfolgen. Auch anschließende individuell notwendige Untersuchungen, ergänzende Therapien wie Chemotherapie oder Bestrahlung und Behandlungen bis zur Reha werden im „Darmzentrum“ koordiniert. Die enge Vernetzung der Behandlungspartner vermeidet unnötige Wartezeiten zwischen Diagnostik, Therapie und Nachsorge.

Gibt es – abgesehen vom Lebensalter – besondere Risikogruppen?

Dr. Segendorf: Darmkrebs ist zum Teil familiär bedingt, das hohe Risiko wurde also vererbt. Es geht dabei nicht nur um Eltern, sondern auch um Großeltern und Geschwister. Ein Polyp im Darm wächst meist langsam über zehn Jahre – bevor Krebs entsteht, so dass bei entsprechender familiärer Vorgeschichte gegebenenfalls auch zehn Jahre vor dem Erkrankungsalter des Verwandten mit einer regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen zu beginnen ist.

 So sieht’s im Darm, einem begehbaren Modell nach, aus.

So sieht’s im Darm, einem begehbaren Modell nach, aus.

Foto: Remigius

Wie kann ich Darmkrebs vorbeugen?

Dr. Hildebrand: Nikotin beeinflusst die Zellreparatur, also: Nicht-Rauchen ist der erste Weg zur Vorsorge. Der Verzehr von zu vielem rotem Fleisch ist auch kritisch. Insgesamt soll die Ernährung ballaststoffreich sein. Die Verarbeitung von Ballaststoffen regt die Darmtätigkeit an, mit dem Erfolg, dass die Kontaktzeit des Stuhls mit der Darmschleimhaut kürzer ist als bei einem trägen Darm. Wichtig ist zusätzlich Bewegung! Mehr als 15 Minuten täglich sollten es schon sein. Nicht gut sind Übergewicht oder dauernder Schlafmangel.

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