Corona-Krise – starke Menschen in Langenfeld Charlotte freut sich über ihre Lehrerin

Langenfeld · Lena Morgenschweis unterrichtet ihre zweite Klasse an der Erich-Kästner-Grundschule seit 20. März am Monitor. „Ja“, gibt sie zu, „ich bin schon etwas computeraffin. Vielleicht mehr als andere. Aber ich freue mich auch sehr, die Kinder bald wieder in der Schule treffen zu können.“

 Die achtjährige Charlotte sieht ihre Lehrerin Lena Morgenschweis zurzeit nur auf dem Bildschirm.

Die achtjährige Charlotte sieht ihre Lehrerin Lena Morgenschweis zurzeit nur auf dem Bildschirm.

Foto: Matzerath, Ralph (rm)/Matzerath, Ralph (rm-)

Das hätte sich Lena Morgenschweis (33), seit knapp neun Jahren Lehrerin an der Erich-Kästner-Schule, nicht träumen lassen: dass sie ihre Zweitklässler mal wochenlang über Videochat sehen und unterrichten müsste. Seit 20. März ist das der Fall. Die Schulen wurden wegen der Corona-Pandemie geschlossen. Eine Herausforderung, die Morgenschweis, die auch das Medienkonzept der Grundschule betreut, meistert. „Ja“, gibt sie zu, „ich bin schon etwas computeraffin. Vielleicht mehr als andere. Aber ich freue mich auch sehr, die Kinder bald wieder in der Schule treffen zu können.“ Bis dahin bleibt die 33-Jährige für ihre 23 Schüler die Lehrerin auf dem Bildschirm – zugewandt, freundlich und geduldig, die alles tut, um die Kleinen aufzutauen und bei der Stange zu halten. Auch Kollegen tun dies, schließlich gibt es den digitalen Unterricht in den anderen Klassen ebenfalls.

In Gruppen von drei bis vier Kindern unterrichtet Lena Morgenschweis die achtjährige Charlotte und deren Klassenkameraden zweimal in der Woche morgens eine halbe bis eine dreiviertel Stunde in Mathe und Deutsch. „Anfangs waren sie sehr gehemmt und trauten sich kaum, etwas zu sagen. Langsam haben sie sich aber an den neuen Zustand gewöhnt.“ Die Grundschüler lesen Texte vom Bildschirm in verteilten Rollen und sehen kleine Mathe-Lernvideos. Sie lösen mit der Lehrerin Aufgaben und heimsen Lob für Arbeiten ein, die sie mit und ohne Eltern erledigen müssen. Vor allem treffen sie auch einander wieder. „Meistens freuen sich alle, wenn sie ihre Mitschüler und die Lehrerin sehen“, sagt Morgenschweis. Auf Wunsch der Kinder trifft in wechselnden Gruppenzusammensetzungen jeder auf jeden in der Klasse.

Alle Planungen zum virtuellen Unterricht hat das Kollegium der Grundschule in Video-Konferenzen ausgearbeitet – zum Teil auch während der Osterferien. Nachgebessert wird ständig. „Die Arbeitsstunden zähle ich nicht“, sagt Lena Morgenschweis ohne Vorwurf. Im Gegenteil: Ihr Lob gilt besonders der fortschrittlichen Schulleitung, die in Sachen Homeschooling die Nase ziemlich weit vorn hat. Dass Liane Neuhaus schon ein Jahr vor Corona mit Unterstützung des Schulpflegschaftsvorsitzenden Sven Daniel die App „Schoolfox“ installiert hatte, über die Eltern, Lehrer und Schüler digital in Kontakt treten, war offenbar so etwas wie eine Vorahnung. „Das hat unserer Kommunikation erheblich vereinfacht“, sagt Sven Daniel.

Die kleine spontane Vorführung der Grundschullehrerin aus ihrem Arbeitsalltag überzeugt. Sie arbeitet flott auf dem virtuellen Whiteboard, markiert Wörter andersfarbig, ruft zügig Rechenaufgaben und Texte auf, unterteilt den Bildschirm für Chatteilnehmer in Arbeitsflächen. Zu Beginn der Woche gibt es für Kinder und Eltern immer einen Plan mit Lehrmaterialien zum Durchackern. Wer einen Drucker hat, kann sie zu Hause im PDF-Format ausdrucken. Doch fährt die Lehrerin auch schon  mal selbst die Schüler ab, die nicht über die Technik verfügen, und wirft die Aufgaben in den Briefkasten.

„Es ist ein Problem, wenn Kinder zu Hause nicht richtig ausgestattet sind“, sagt Morgenschweis. „Manche verfolgen den Videounterricht auf dem Handy.“ Zwar habe die Regierung jetzt frisch beschlossen, 500 Millionen Euro in digitales Lernen zu investieren und bedürftigen Schülern einen Zuschuss von 150 Euro zu bewilligen. „Es ist nur fraglich, ob das ausreicht. Und wir Lehrer fehlen da auch noch.“

Doch nicht nur Lernimpulse kommen von der Schule ins Haus, sondern auch Bastelanleitungen und Freizeittipps, die den Kontakt zu den Lehrern halten. Simone und Sven Daniel, deren Tochter Charlotte in der Klasse von Lena Morgenschweis ist, finden für das Engagement der Schule in Corona-Zeiten lobende Worte. „Die Schule hat das alles sehr gut im Griff“, bestätigt Sven Daniel. Charlotte kommt der Unterricht am Laptop nach wie vor „etwas komisch“ vor. „Weil die Lehrerin nicht wirklich da ist. Sie direkt anzusprechen, ist einfach besser“, sagt sie. Und: „Es wird ein schöner Tag, wenn wir uns alle in der Schule wiedertreffen.“

So bringt es auch Sven Daniel auf den Punkt: „Homeschooling kann nur eine Notlösung sein. Das Lernen in der Schule ist nicht zu ersetzen.“ Diese Erfahrung macht auch Charlotte: „Mit Frau Morgenschweis ist Lernen besser als mit Mama.“

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