Initiativen in Langenfeld Bürger-Initiative wirbt für mehr Vielfalt

Langenfeld · Mit dem neu gegründeten Netzwerk „Langenfeld l(i)ebt Vielfalt“ will eine Gruppe Langenfelder für mehr sichtbare Diversität und Toleranz einstehen. Im November hat das Netzwerk seine erste Plakatkampagne an 20 Langenfelder Bushaltestellen umgesetzt.

 Eva Kirbisch und Uwe Augustin mit dem Respekt-Stab, einem Staffel-Stab, den sie symbolisch weitergeben.

Eva Kirbisch und Uwe Augustin mit dem Respekt-Stab, einem Staffel-Stab, den sie symbolisch weitergeben.

Foto: Matzerath, Ralph (rm)/Matzerath, Ralph (rm-)

Ein homosexuelles Prinzenpaar, eine Muslima mit Hijab, ein Mensch mit körperlicher oder geistiger Beeinträchtigung. Wohin man auch schaut, findet man in Langenfeld die vielfältigsten Lebensrealitäten. Das Bewusstsein dafür und der gegenseitige Respekt füreinander fehlen jedoch noch häufig. Fälle von Diskriminierung und Ausgrenzung gibt es daher auch in Langenfeld immer wieder.

Das Netzwerk „Langenfeld l(i)ebt Vielfalt“ will das ändern. Die Mitglieder selbst bezeichnen sich als „Ideenschmiede für Projekte, die Respekt, Vielfalt und Wertschätzung im Miteinander fördern“. Mit gemeinsamen Aktivitäten wie Tanz, Musik, Lesungen oder gemeinschaftlichem Kochen wollen sie die Menschen näher zueinander bringen, sie offener machen und ihnen helfen, Unterschiede in der Gesellschaft lieben zu lernen.

„Für Vielfalt“ statt gegen Diskriminierung ist der zentrale Leitsatz, mit dem das Netzwerk wirbt. „Wir haben uns entschlossen, nicht gegen etwas zu sein, sondern für etwas“, so Mitgründerin Eva Kirbisch. Im Frühjahr 2021 gründete sie gemeinsam mit drei weiteren Langenfeldern das Netzwerk. Durch ihre Arbeit im städtischen Sozialamt hat Kirbisch einen direkten Draht zu den Themen, mit denen sie sich nun ehrenamtlich beschäftigt. „Wir versuchen, eine neue Perspektive auf die Dinge zu schaffen“, sagt sie. „Grundsätzlich ist das Ziel, dass wir eine Sensibilität entwickeln für die Thematik und versuchen, respektvoll und wertschätzend aufeinander zuzugehen.“

Vielen Menschen sei nicht einmal bewusst, womit sie ihre Mitmenschen im Alltag verletzen. Ein Beispiel: „Struktureller und institutioneller Rassismus ist vielen nicht bekannt und wird weniger wahrgenommen. Wenn jemand einen rassistischen Witz macht, ist das direkt klar. Aber andere Sachen kommen unterschwellig“, sagt Uwe Augustin, der neu im Kernteam der Initiative ist. „Dafür wollen wir sensibilisieren, drauf aufmerksam machen und die Leute anstoßen, selbst drüber nachzudenken.“ Der hauptberufliche Historiker und Demokratie-Trainer hält in seinem Berufsalltag unter anderem auch Vorträge zu Themen wie Rechtsextremismus und sexualisierter Gewalt. Ein Experte, über dessen Mitwirken Kirbisch sich sehr freut.

Im November hat das Netzwerk seine erste Plakatkampagne umgesetzt. In 20 Langenfelder Bushaltestellen hängen seitdem acht verschiedene Motive, die die Vielfalt der Stadt darstellen. Neben dem Prinzenpaar ist auch ein Ehepaar mit geistiger Behinderung sowie ein Feuerwehrmann mit Hörgerät zu sehen. „Das zeigt: Auch Menschen mit Sonderbeeinträchtigung können wichtige Arbeiten wie bei der Feuerwehr machen“, so Augustin. „Das war uns sehr wichtig.“

2022 nimmt „Langenfeld l(i)ebt Vielfalt“ an der „Respekt-Tour“ des Bundesnetzwerk Zivilcourage teil. Eine Woche lang wollen sie verschiedene Aktionen planen und mit noch mehr Menschen ins Gespräch kommen. „Diese Woche soll ein Impulsgeber sein für alles, was wir uns zukünftig erhoffen“, sagt Kirbisch.

Mittlerweile haben die Gründer ein Netzwerk von rund 20 Mitgliedergruppen um sich herum aufgebaut, darunter der Arbeitskreis christlicher Kirchen, der Integrationsrat, die Kopernikus Realschule und die Omas gegen Rechts. In Zukunft wollen sie noch mehr Einzelpersonen erreichen, damit ein großes Bündnis entsteht. „Wir können natürlich immer nur hier und da anstoßen. Da sind wir realistisch. Wir können die Welt nicht umwandeln“, sagt Kirbisch. „Wir sehen schon kleine Ergebnisse, dass es funktioniert“, ergänzt Augustin. Wichtig sei, nicht mit dem erhobenen Zeigefinger rumzugehen. „Stattdessen wollen wir drauf hinweisen: Hast Du mal überlegt, was du gerade gemacht hast?“

(lauw)
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