Kritik von Umweltschützern Ausbau der A3: Gegner sprechen von "Gefälligkeitsgutachten"

Kreis Mettmann · „Dialogforum“ heißt ein regelmäßiges Treffen zum geplanten achtspurigen Ausbau der Autobahn A3 auf 15 Kilometer Länge zwischen Hilden und Leverkusen-Opladen. Nach Ansicht der daran teilnehmenden Bürgerinitiative gegen diesen Ausbau („3 reicht!“) ist die federführende Autobahn GmbH diesem Dialoganspruch in der zweiten Online-Sitzung nicht gerecht geworden.

 Autobahn A3 bei Langenfeld.

Autobahn A3 bei Langenfeld.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Kritische Fragen seien nur unzureichend beantwortet worden, sagt seitens der Bürgerinitiative Karl Wilhelm Bergfeld. Als „Gefälligkeitsgutachten“ bezeichnet der Langenfelder Ortsvorsitzende des Umweltvereins BUND ein in der Sitzung vorgestelltes Verkehrsgutachten. Dieses kommt laut Bergfeld zu dem Ergebnis, dass das im Bundesverkehrswegeplan als Argument für den A3-Ausbau vorhergesagte Verkehrsaufkommen gar übertroffen werde.

„Auf Nachfrage wurde zugegeben, dass drei wesentliche Einflussparameter in diesem Gutachten nicht berücksichtigt wurden“, merkt Bergfeld an. „Erstens die politisch gewollte Mobilitätswende ,Schiene statt Straße’. Zweitens die zum Klimaschutz erforderliche Kohlendioxid-Einsparung im Straßenverkehr. Und drittens die zu erwartende Verringerung des Pendlerverkehrs in der Region durch Homeoffice, RRX, Fahrradschnellwege und Carsharing.“

Bergfeld zufolge blieb in dem Dialogforum die kritische Nachfrage unbeantwortet, warum im Umweltbericht zum Bundesverkehrswegeplan nicht – wie gesetzlich vorgeschrieben – „vernünftige Alternativen“ zum konventionellen Ausbau auf vier Fahrspuren plus Standstreifen in beide Richtungen untersucht worden seien.

Bekanntlich plädieren wie die Bürgerinitiative auch die Stadtverantwortlichen in Langenfeld, Hilden, Solingen und Leichlingen statt einer Verbreiterung der Trasse für eine zeitweise Freigabe des Standstreifens als vierte Fahrspur. Die ursprünglich für Herbst 2020 zugesagte Machbarkeitsstudie für solch eine umweltschonende Alternative stehe weiter aus, kritisiert Bergfeld. „Jetzt wurde von der Autobahn GmbH nur ein Sachstand vorgetragen, der in erster Linie auf einer Aufzählung der Probleme bestand. Obwohl es noch keine detaillierte Untersuchung gibt, kommt man zu dem Schluss, dass eine temporäre Seitenstreifen-Freigabe kaum Vorteile gegenüber dem Status quo bringt.“

Im Gegenzug verwies die Bürgerinitiative laut Bergfeld in der Online-Sitzung auf in Deutschland inzwischen circa 500 Autobahnkilometer mit gut funktionierender temporärer Seitenstreifen-Freigabe. „Untersuchungen haben gezeigt, dass dort nicht nur der Verkehrsfluss verbessert wurde, sondern auch die Unfallzahlen zurückgegangen sind.“ Zudem kommentiert es die Bürgerinitiative kritisch, dass nicht ein unabhängiges Institut die Machbarkeitsstudie erstelle, sondern Planer, die an dem Auftrag für den achtspurigen Ausbau interessiert seien.

Laut Sebastian Bauer von der Autobahn Rheinland GmbH (bis Ende 2020 Straßen-NRW) ist das dritte Dialogforum im Sommer 2021 vorgesehen.

(mei)
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