Raupenplage Allergiker sollten im Wald vorsichtig sein
Langenfeld/Monheim · Der Eichenprozessionsspinner kommt mit wärmeren Temperaturen. Seine Härchen lösen allergische Reaktionen aus. Forstbehörde warnt Waldspaziergänger.
Weder der Langenfelder Baumpfleger Randolph Oelzner noch der zuständige Revierförster Karl Zimmermann haben bisher die namensgebenden Marschkolonnen der kleinen behaarten Raupen an den städtischen Eichen gesichtet. Aber es ist davon auszugehen, dass sich mit den wärmeren Temperaturen auch wieder der Eichen-Prozessionsspinner ausbreiten wird. „Bei uns gehen im Frühjahr oft erst Meldungen über die Gespinstmotte ein, die aber vorzugsweise Sträucher einspinnt“, so Oelzner. Und dann kommt der Eichenprozessionsspinner, dessen handflächengroße Nester ausschließlich an heimische Stiel- oder Traubeneichen prangen. Da die unscheinbaren, braunen Schmetterlinge nachtaktiv sind und vom Licht angelockt werden, sind vor allem Eichen in der Nähe von Lichtquellen befallen, teilt Straßen NRW mit. Das trifft also insbesondere auf Bäume an den Straßenrändern, auf Spielplätzen, Schulhöfen und Parkplätzen zu.
Auch in Monheim hat „die Stadt die bekannten und alljährlich immer wieder befallenen Bäume im Blick und wird auch wieder mittels Absaugen gegen die Raupen vorgehen“, erklärt Jan-Philipp Blume vom Team der städtischen Grünflächen-Pfleger. Die Nester würden wie Asbest behandelt, sie würden abgesaugt, luftdicht verpackt und mit dem Restmüll verbrannt, berichtet Oelzner.
Animiert durch einen Pilotversuch aus den Niederlanden hat der Betriebshof gemeinsam mit Kita-Kindern an ausgewählten Eichen Nistkästen für Blau- und Kohlmeisen aufgehängt. Meisen sind natürliche Fressfeinde des Eichenprozessionsspinners und können die Raupen in den frühen Entwicklungsstadien deutlich reduzieren. „Eine biologische Waffe, also.“
Im Wald dagegen gilt das Gesetz der Natur. „Hier werden die Eichen nicht abgesaugt, da es sich bei den Raupen um eine waldtypische Gefahr handelt“, erklärt Förster Zimmermann. Besucher des Knipprather Waldes etwa werden aber an allen prägnanten Zugangsstellen durch entsprechende Hinweisschilder gewarnt. Insbesondere Allergiker sollten aber bei Waldbesuchen vorsichtig sein, weil die kleinen Nesselhärchen, die die Raupen absondern, auf der Haut zu Rötungen, Schwellungen, starkem Juckreiz oder Brennen führen können. Bei einem Einatmen der Härchen sind Atemwegsreizungen möglich. „Selbst, wenn die eher unscheinbaren braunen Schmetterlinge längst weg sind, können die Härchen noch durch die Luft fliegen“, berichtet Zimmermann. So hätten sich Firmen beklagt, die er mit Baumfällarbeiten beauftragt hatte, weil die Arbeiter im Gesicht und im Übergang Handschuh/Jacke mit roten, heftig juckenden Pusteln übersät waren. Er habe sich auch vor Jahren einem Selbstversuch ausgesetzt und das dann zwei Wochen lang bereut. Auch wenn es sehr kostspielig sei, versuche er Nester der Raupen, die sich in Augenhöhe oder am Wegesrand befinden, entfernen zu lassen. „Als diese Schmetterlingsart aus dem Mittelmeerraum zu uns kam, waren anfangs nur Eichen in Parks befallen, seit drei Jahren vermehren sie sich auch im Wald“, so Zimmermann. Auf den Kuckuck, ihren einzigen natürlichen Feind, könne er nicht zählen. „Ich habe schon lange keinen mehr gehört.“
Um die Ausbreitung des Eichenprozessionsspinners einzudämmen, setzt Straßen NRW eine mit einem Bakterium versetzte Flüssigkeit ein, die an Park- und Rastplätzen auf die Eichenblätter aufgebracht wird. Es wird durch die jungen Raupen über die Nahrung aufgenommen. Für Menschen ist es unschädlich.