Langenfeld Landwirte befürchten starke Einbußen

Langenfeld · Vertreter von CDU, SPD, FDP und Grünen diskutierten auf dem Hof von Landwirt Josef Aschenbroich über Agrarpolitik.

 Diskutierten auf dem Immigrather Hof von (2.v.r.) Josef Aschenbroich: (v.l.) Martin Dahlmann, Ophelia Nick, Moderator Stefan Sellen, Moritz Körner, Cajus Julius Caesar und Kerstin Griese (v. li.).

Diskutierten auf dem Immigrather Hof von (2.v.r.) Josef Aschenbroich: (v.l.) Martin Dahlmann, Ophelia Nick, Moderator Stefan Sellen, Moritz Körner, Cajus Julius Caesar und Kerstin Griese (v. li.).

Foto: RALPH MATZERATH

Tierschutz, Flächenentwicklung, Preisbindung, Freihandelsabkommen und Subventionen — kaum ein Markt ist so stark reguliert wie die Landwirtschaft. Die Politik greift auf Kreis-, Landes-, und Bundesebene in die Belange von Ackerbauern oder Schweinemästern ein. Hinzu kommt die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) in der Europäischen Union. Momentan stehen wichtige Entscheidungen für den Staatenbund an. Artgerechte Tierhaltung, Verteilung von Subventionen und das "Greening", eine Art gesetzlicher "Vergrünung" landwirtschaftlich genutzter Flächen, stehen dabei im Mittelpunkt. Es gibt also reichlich Diskussionsstoff.

Das zeigte die von der Kreisbauernschaft Mettmann initiierte Runde in dem landwirtschaftlichen Betrieb des Langenfelder Geflügelbauern Josef Aschenbroich. Die Regionalgruppe im Rheinischen Landwirtschaftsverband (RLV) konnte vier Bundestagskandidaten für die Debatte vor rund 100 Landwirten aus dem Kreis Mettmann gewinnen. SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück ließ sich allerdings mit dem Hinweis auf den Besuch von US-Präsident Barack Obama in Berlin entschuldigen.

Als Vertreterin stand Kerstin Griese auf dem Podium, die für den Wahlkreis Mettmann II (Velbert, Heiligenhaus, Wülfrath) im Bundestag sitzt. Außerdem diskutierte der CDU-Bundestagsabgeordnete Cajus Julius Caesar mit — ebenso wie die beiden Kandidaten Ophelia Nick von den Grünen und Moritz Körner von der FDP. Der Meinungsaustausch in der Scheune machte deutlich, dass es in der Agrarpolitik sehr unterschiedliche Ansichten zwischen Rot-Grün und Schwarz-Gelb gibt.

Ophelia Nick versuchte, den anwesenden Landwirten die Angst vor dem "Greening" zu nehmen. Die Vorgabe, bis 2015 bundesweit rund fünf Prozent der Flächen nicht mehr zu bewirtschaften um sie zu "Ökologisieren", sei auch im Interesse der Landwirte. Für den Verdienstausfall gebe es entsprechende Entschädigungen. Der Kreis Mettmann ist nach Ansicht der Veterinärmedizinerin davon ohnehin nicht betroffen. "Angesichts der dichten Besiedelung und der vergleichsweise geringen Landwirtschaft sehe ich das nicht", betont die 40-Jährige. Ihr Pendant von der CDU warnt: "Dieses Ziel ist im Grunde nur zur erreichen, wenn Hecken, Grünanlagen und Umweltprogramme der Bauern eingerechnet werden", meint Caesar. Während Moritz Körner wachsende Bürokratie und "zu viele marktsteuernde Elemente" in der Agrarpolitik kritisiert, plädiert Griese für "regionale Vermarktung" und die "Verknüpfung zwischen Landwirtschaft und Verbraucherpolitik". Der Wunsch, so wenig Geld wie möglich für Nahrungsmittel ausgeben zu wollen, sei "mehr als überdenkenswert", wie die Ratingerin unterstreicht. "Wir müssen die intensive Haltung stärker an die arteigenen Bedürfnisse der Tiere anpassen", sagt die Sozialdemokratin und mahnt ein Umdenken bei den Verbrauchern an. "Hauptsache billig" dürfe nicht das einzige Kriterium beim Einkauf sein.

Eine Ansicht, die Ophelia Nick durch starkes Nicken unterstützt. Im schwarz-gelben Lager sorgen die Äußerungen indes für Kopfschütteln. "Deutschland ist bereits weltweit führend im Tierschutz", meint Caesar. Einige Landwirte kritisierten das Geschäftsgebaren der Lebensmittel-Discounter, die immer weiter die Preise drücken — weil der Verbraucher es gerne günstig hat. Es ist ein Teufelskreis. Heftige Kritik musste die rot-grüne Landesregierung für das in dieser Woche beschlossene Verbandsklagerecht einstecken. Ab sofort können beispielsweise Tierschutzorganisationen vor Gericht ziehen, wenn sie Mängel in der Tierhaltung feststellen. "Die Bauern stehen ohnehin schon unter Generalverdacht", beklagte Ceasar, der nun eine "regelrechte Klagewelle" auf die Landwirte zurollen sieht.

Das geplante Freihandelsabkommen mit den USA sei eine zusätzliche Bedrohung für die Landwirte. Mit Chlor desinfiziertes Hähnchenfleisch, geklonte Rinder oder genmanipuliertes Getreide dürfen nicht auf deutschen Tellern landen. Wenigstens ein Punkt, in dem sich wohl alle einig sind.

(dora)
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