Monheim Landwirt streitet mit Stadt um Erdbeerfelder

Monheim · Ab Jahresende sollen in Baumberg-Ost Wohnungen auf bisherigem Ackerland gebaut werden. Bauer Bossmann will aber noch 2016 ernten.

 Noch bewirtschaftet Robert Bossmann 6,5 Hektar Fläche an der Grenze zu Düsseldorf. Kaum ein Drittel davon wird wegen der beschlossenen Wohnbebauung übrig bleiben.

Noch bewirtschaftet Robert Bossmann 6,5 Hektar Fläche an der Grenze zu Düsseldorf. Kaum ein Drittel davon wird wegen der beschlossenen Wohnbebauung übrig bleiben.

Foto: Matzerath

Robert Bossmann (46) blickt ein wenig wehmütig über seine Erdbeerfelder in Baumberg-Ost: "Wir haben in 20 Jahren insgesamt rund 30 Hektar verloren - mittelfristig muss ich mich damit abfinden, weiteres Land abzugeben." Dort, wo sich in diesen Tagen Erntehelfer aus Polen und Rumänien bücken, um die roten Früchte zu pflücken und sie in Kisten zu legen; und auch dort, wo seine Frau Sabine (38) gerade mit Kindergartenkindern süße Beeren probiert, werden bald Wohnhäuser stehen. Das hat der Monheimer Stadtrat längst beschlossen. Von den 6,5 Hektar Fläche, die Bossmann an der Grenze zu Düsseldorf bewirtschaftet, "bleiben mir maximal noch zwei Hektar übrig", bedauert er. Insgesamt verliere er mehr Fläche, als zuvor angenommen.

Mit dem ersten Bauabschnitt wird voraussichtlich Ende 2015 begonnen. "Ich möchte aber gerne bis zum Ernteende 2016 bleiben", bekundet der Landwirt. Wann für ihn in Baumberg-Ost tatsächlich das Aus kommt, sei ungewiss. "Die Verhandlungen mit der Stadt sind noch nicht abgeschlossen." Hinzu komme, dass die ihm zunächst avisierten Ausgleichflächen in Monheim aktuell gar nicht zur Verfügung stünden. Der Eigentümer habe einen Rückzieher gemacht. Doch sei das fragliche Gelände auch nur bedingt geeignet gewesen: "Interessant für den Ackerbau, für Erdbeerpflanzen kaum nutzbar."

Bürgermeister Daniel Zimmermann hingegen sagt, die Stadt habe dem Landwirt bereits einen annehmbaren Vorschlag unterbreitet. So hätte der einen Teil seiner Felder eigentlich schon 2014 räumen müssen. Diese Nutzung sei zu seinen Gunsten verlängert worden. Im Gegenzug poche man darauf, dass er zum Jahresende alle Flächen, die für die Bebauung gebraucht werden, abtritt, auch die, deren Pacht erst 2016 ablaufe. Für einen Restzipfel, den er bis 2023 glaube nutzen zu können, habe die Verwaltung eine Entschädigung angeboten, so Zimmermann. Gelinge der Kompromiss nicht, droht der Bürgermeister mit einer Räumungsklage. "Es ist nicht beliebig möglich, mit der Stadt zu verhandeln." Geht Bossmann nicht auf das Angebot ein, würden ihm die "Flächen entzogen", sagt er. Der Bauer sei nun einmal nicht Eigentümer, sondern Pächter. Die Stadt sei mit allen Eigentümern wegen der Bebauung in Baumberg-Ost im Gespräch. Zwar habe man Bossmann zugesagt, bei der Suche nach Ausgleichsflächen zu helfen. Doch auch er selber sei in der Pflicht, sich um Alternativen zu kümmern. In Langenfeld muss der Landwirt im kommenden Jahr ebenfalls einen seiner sieben Hektar Spargelanbaufläche für Wohnbebauung abtreten. Damit verliert er an der Berghausener Straße seinen besten Verkaufsstand. "Dort habe ich deutlich mehr Umsatz als an durchschnittlichen Ständen." Insgesamt bewirtschaftet Robert Bossmann 120 Hektar unter anderem in Fruchtfolge mit Zuckerrüben, Raps und Getreide. Zwei Drittel seines Umsatzes macht er aber allein mit Erdbeeren und Spargel. Endet bei den weißen Stangen die Saison bereits im Juni (Johannistag), geht die Erdbeersaison bis in den Juli und August. Die frühen Sorten wie "Flair" sind zwar bald abgeerntet, doch die süßen, fruchtigen und sehr beliebten Lambada und Rumba können noch im Juli und August gepflückt werden. "An schönen Wochenenden kommen jetzt viele Familien zum Selberpflücken", sagt Bossmann. "Das Interesse an regionalen Produkten ist zuletzt stetig gewachsen."

(RP)
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