Langenfeld Land streicht 166 Klinikbetten im Kreis

Langenfeld · Der Krankenhausrahmenplan NRW 2015 macht Druck auf Krankenhäuser, Kapazitäten und Fachrichtungen zu prüfen.

 Verwaltungsdirektor Dr. Jörg Kösters ist optimistisch, dass am Krankenhaus St. Martinus keine Betten abgebaut werden müssen.

Verwaltungsdirektor Dr. Jörg Kösters ist optimistisch, dass am Krankenhaus St. Martinus keine Betten abgebaut werden müssen.

Foto: Ralph Matzerath

Die sieben Krankenhäuser in den zehn Städten des Kreises Mettmann werden bis zum nächsten Jahr ihre Bettenzahl deutlich reduzieren müssen. Insgesamt 166 Betten müssen abgebaut werden. Das geht aus dem neuen Krankenhausrahmenplan NRW 2015 hervor, den Ministerin Barbara Steffens jetzt dem Landtag zur Beratung hat zukommen lassen. Zudem drängt das Gesundheitsministerium die Städte und Träger der Kliniken, Verhandlungen darüber aufzunehmen, Kapazitäten der einzelnen Einrichtungen und deren Fachrichtungen zu überprüfen.

Für das Langenfelder Krankenhaus St.Martinus befand gestern auf Anfrage der RP Verwaltungsdirektor Dr. Jörg Kösters, dass es dort "kein einziges Bett zu viel gibt. Im Gegenteil haben wir seit der Schließung des Monheimer Krankenhauses im vergangenen Sommer viel mehr Patienten und eher zu wenig Betten."

Unter dem Stichwort "Regionale Verteilung der stationären Angebote" listet das Ministerium nach demografischen und versorgungstechnischen Prüfungen auf, wie viele Klinikbetten im Kreis Mettmann welcher Fachrichtung vorgehalten werden sollen. Im Kreis Mettmann müssen es bis nächstes Jahr insgesamt 166 Betten weniger sein. Es wäre ein noch höherer Abbau, wenn nicht im Bereich Psychiatrie/Psychosomatik 107 neue Betten eingeplant werden sollen.

Da in Wülfrath ein neuer Forensik-Standort wahrscheinlich ist, glaubten manche, dass die Erhöhung der Bettenzahl im Bereich Psychiatrie damit in Zusammenhang steht. "Nein, das hat damit nichts zu tun", sagt Ministeriumssprecher Christoph Meinertz. Es gebe grundsätzlich mehr psychische Erkrankungen und deshalb einen erhöhten Bedarf an Behandlungsmöglichkeiten und Klinikbetten. Ohne diese Erhöhung würde das Minus für den Kreis Mettmann insgesamt sogar 273 betragen.

Von einer Erhöhung der Bettenzahl in der Langenfelder LVR-Klinik ging im Gespräch mit der RP auch der Verwaltungsdirektor Holger Höhmann aus. "Der Krankenhausrahmenplan wirkt sich ganz sicher auf uns aus. Aber die für uns künftig auszuweisende Bettenzahl ist noch nicht ausgehandelt. Tendenziell lässt sich allein vom Bedarf her jedoch sagen, dass in der Psychiatrie und in der Psychosomatik die Bettenzahl in den nächsten Jahren steigen wird. Also wohl auch bei uns."

Nach Höhmanns Angaben gibt es zurzeit in der Langenfelder LVR-Klinik 463 Betten, die nach dem Krankenhausgesetz bemessen sind und bei denen er eine Erhöhung erwarte. Die Zahlen der aus anderen Töpfen finanzierten 180 Plätze für psychisch kranke Straftäter in der Forensik, beziehungsweise 20 Betten in der Rehabilitation bleiben nach Höhmanns Vermutung "wohl unverändert".

Doch zurück zu dem auf die Krankenhäuser im Kreis Mettmann zukommenden Rahmenplan: Von 2670 Krankenhausbetten (2010) sank die Zahl in 2013 auf 2563 und muss nun weiter auf 2397 Betten verringert werden. Das heißt: Fast jede Fachrichtung ist von dem Abbau betroffen.

Chirurgie Von 628 (2010) auf 588 (2013) sollen 2015 nur noch 509 Betten vorhanden sein (minus 79).

Gynäkologie/Geburtshilfe 229 Plätze in 2010 und auch 2013, muss deutlich auf 120 in 2015 verringert werden (minus 109).

Hals-Nasen-Ohrenheilkunde Bisher 37 Betten werden es 2015 nur noch kreisweit 16 sein. (minus 21).

Innere Medizin 857 Betten in 2010 auf 790 in 2013 sind 2015 nur noch 731 geplant (minus 59).

Kinderheilkunde Von 33 Betten werden 2015 nur noch 27 übrig bleiben (minus 6)

Kinder- und Jugendpsychiatrie Die Zahl steigt von 12 auf 14 in 2015. Es bleiben 12 Tagesklinikpätze.

Psychiatrie/Psychosomatik Von 715 in 2010 auf 685 in 2013 steigt die Zahl bis nächstes Jahr auf 792 (plus 107). Die Tagesklinikplätze verringern sich von 137 auf 135 in 2015

Urologie 40 Betten in 2013 werden bis 2015 erhöht um 12 auf 52.

Für Haut-Geschlechtskrankheiten, Geriatrie, Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie, Neurochirurgie, Neurologie, Nuklearmedizin und Strahlentherapie gibt es im Kreis Mettmann keine Betten.

Für das Langenfelder Krankenhaus St. Martinus hat Verwaltungsdirektor Dr. Jörg Kösters über die für den Kreis Mettmann benannte Zahl von 166 Betten hinaus keine näheren Informationen. Seine Vermutung, dass die Schließung des Monheimer Krankenhauses mit 107 Betten im vergangenen Sommer noch nicht eingerechnet sei und daher den nötigen Abbau verringern würde, scheint nicht zuzutreffen. Denn als Stichtag des Krankenhausrahmenplans gilt der 31. Dezember 2013. Für das Krankenhaus St. Martinus an der Klosterstraße in Richrath mit 188 Betten kann sich Kösters gleichwohl eine Verringerung nicht vorstellen. Die Patientenzahl in Richrath habe sich seit der Schließung des Monheimer Krankenhauses deutlich erhöht. "Und weil dort vier Intensivbetten weggefallen sind, doch hoher Bedarf besteht, haben wir beantragt, die Zahl unserer eigenen Intensivbetten von sechs auf acht zu erhöhen."

(RP)
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