Kreis Mettmann Polizei Hendele findet Rassismus-Studie nutzlos

Kreis Mettmann · Der Landrat als Chef der Kreispolizeibehörde möchte belasteten Polizisten Gesprächsangebote machen. Die Kreispolizei hat eine Social-Media-Kampagne gestartet.

 Bei ihrer täglichen Arbeit hat es die Polizei häufig auch mit Delinquenten mit Migrationshintergrund zu tun. Das Bild entstand bei einer Razzia 2019. Foto:

Bei ihrer täglichen Arbeit hat es die Polizei häufig auch mit Delinquenten mit Migrationshintergrund zu tun. Das Bild entstand bei einer Razzia 2019. Foto:

Foto: Polizei Mettmann

Nach dem Auftauchen von Chatgruppen mit rechter Hetze bei Angehörigen der nordrhein-westfälischen Polizei will Landrat Thomas Hendele als Leiter der Kreispolizeibehörde Mettmann Flagge zeigen: Gegen Extremismus, Ausländerfeindlichkeit und Rassismus.

Bereits am Montag, 21. September, hatte die Kreispolizei eine Social Media-Kampagne #NichtMitUns auf ihrer Facebook-Seite und ihrem Twitter-Kanal gestartet. 

Er wolle damit deutlich machen, dass extremistischen, ausländerfeindliche und rassistische Äußerungen und Handlungen auch verfolgt werden, so Hendele.

Und er wolle damit auch allen Bürgern, gleich welcher Herkunft, zusichern, dass „sie von der Polizei fair und ohne Ansehen der Person von uns gleich behandelt werden.“

Gleichzeitig stellt er aber auch klar, dass alle Polizeibeamten sein volles Vertrauen genießen. Deshalb sieht er eine Studie über Rassismus in der Polizei skeptisch. „Was soll das Ziel sein? Es gibt ja auch Wissenschaftler, die gerne ihre Vorurteile über die Polizei bestätigt wissen wollen“, sagt Hendele. Der beste Weg, unerwünschte Haltungen und Gesinnungen zu bekämpfen, sei, mit den betreffenden Menschen zu reden.

Wie im März von Innenminister Reul per Erlass verfügt hat, hat der Landrat bereits einen Extremismusbeauftragten ernannt, der Hinweise von Kollegen auf extremistisches Verhalten oder Überzeugungen anderer Kollegen aufnehmen und weiterleiten soll.

Er habe sich auch mit höchsten Führungskräften seiner Behörde darüber ausgetauscht, im November soll dies Gegenstand einer erweiterten Führungskräftetagung sein. Der Beauftragte ist zugleich eine interne Meldestelle.

„Um der Befürchtung entgegenzuwirken, dass demjenigen, der das Fehlverhalten anzeigt, daraus Nachteile entstehen könnten, soll dies eine Möglichkeit bieten, nicht den sonst üblichen Dienstweg zu wählen“, erklärt Ursula Holz, Leitende Polizeidirektorin.

Allerdings ist durch die Aufdeckung von extremistischen Haltungen noch nichts zur Ursachenbewältigung getan: Polizisten sind fast tagtäglich mit den Schattenseiten der Gesellschaft konfrontiert, sie haben auch im Kreis Mettmann vielfach mit kriminellen Migranten zu tun, und werden bei der Ausführung ihrer Pflicht beleidigt, bespuckt und sogar angegriffen.

„Wir haben auch hier wöchentlich Widerstände im zweistelligen Bereich“, bestätigt Hendele. Damit sich als Ergebnis dieser Erfahrungen kein negatives Bild über bestimmte Bevölkerungsgruppen verfestige, „müssen wir verstärkt Hilfestellungen von psychologisch geschulten Leuten anbieten“.

Der Landrat ist aber überzeugt, dass seine Beamten die nötige polizeiliche Neutralität haben. Sofern erforderlich, gebe es ein breit gefächertes Unterstützungs- und Hilfsangebot. „So gibt es in jeder Behörde verschiedene Ansprechpartner für unterschiedlichen Lebenssituationen, wie soziale Ansprechpartner und auch einen Seelsorger“, sagt Ursula Holz. Außerdem biete das Landesamt für Ausbildung, Fortbildung und Personalangelegenheiten (LAFP) Fortbildungen in interkultureller Kompetenz, in ethischen Fragen und zur Stressbewältigung für Kollegen an, um mit schwierigen und belastenden Situationen besser umgehen zu können.

Auch gebe es bei der Polizei immer die Möglichkeit, sich innerhalb einer Behörde in eine andere Dienststelle versetzen zu lassen, wenn die psychische Belastung etwa in einem Brennpunktstandort zu groß wird.

Die aufgeflogene extremistische Chatgruppe habe die Behörden im ganzen Land erschüttert und noch einmal für das Problem sensibilisiert, sagt die leitende Polizeidirektorin: „Wir müssen, was den Sprachgebrauch angeht, sensibel bleiben.“ Gerade jüngere Menschen pflegten einen zu sorglosen Umgang mit der Nachrichtenflut auf ihrem Handy, vieles unter Umständen rechtlich Anstößiges bleibe unbeachtet.

Andererseits müsse sich die Polizei immer wieder auch mit politischen Themen auseinandersetzen. In Hinblick auf den Pauschalvorwurf des Racial Profiling habe der Landrat bekräftigt, dass ein gezieltes Einschreiten gegen bestimmte ethnische Gruppen gerechtfertigt sei, wenn es auf Erfahrungswerten beruhe.

Immerhin könne sich die Polizei aber in der Gewissheit wiegen, dass die Mehrheit der Bevölkerung ihr vertraue. Ein Indiz: „Wir haben immer genügend Nachwuchs.“

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