Kompetenzzentrum mit den Förderschwerpunkten Lernen, emotionale und soziale Entwicklung (LES): Unter diesem Begriff könnte ab August die Comeniusschule firmieren. Bis zum 29. Februar werden sich landesweit rund 150 Förderschulen bei ihren Bezirksregierungen bewerben, um eins von 20 Zentren zu werden, mit denen das Land zum Schuljahr 2008 / 2009 eine dreijährige Pilotphase einläutet. „Entweder jetzt oder nie“, hofft Monheims Sonderschulrektor Klaus Rohde denn auch auf eine Chance für seine Schule.

Denn: Mit aktuell 106 Schülern hat die Comeniusschule schon jetzt deutlich weniger als die vom Gesetzgeber für den zweizügigen Förderschul-Betrieb vorgeschriebene Mindestzahl von 144 Schülern – Tendenz weiter sinkend. Deshalb will der 61-Jährige, der die Monheimer Gesamt- und Hauptschule längst auf seiner Seite weiß, am Freitag Gespräche mit den Grundschulrektoren führen. Denn der Primarbereich ist ein wichtiger Baustein zum avisierten Kooperationsnetzwerk, das sich vor allem Prävention auf die Fahnen geschrieben hat.

Ziel des derzeit von der Stadtverwaltung als Schulträger erstellten Konzeptes ist es denn auch, insbesondere im Bereich der Lern- und Entwicklungsstörungen durch frühzeitige Förderung präventiv dazu beizutragen, dass sich Unterstützungsbedarf nicht erst zu einem sonderpädagogischen Förderbedarf verfestigen. Das könnte zum Beispiel bedeuten, dass ein Kind, bei dem Autismus diagnostiziert wird, dank eines „Integrationshelfers“ aus dem künftigen Kompetenzzentrum in seiner Regelklasse bleiben könnte.

Am 30. Oktober hatte die Landesregierung das Eckpunkte-Papier für den Ausbau von Förderschulen verabschiedet. Bereits am 2. November stellte Comenius-Leiter Klaus Rohde einen Prüfauftrag an Bereichsleiter Uwe Trost; zwei Wochen später stimmte der Rat der Beschlussempfehlung zu. Bis Ende diesen Monats muss der Bezirksregierung nun der begründete Antrag der Stadt vorliegen, die beispielsweise mit dem geplanten weiteren Kompetenzzentrum an der Friedenauer Straße wuchern kann.

Der Comeniusschule käme dann „eine Art Lotsenfunktion“ zu, schildert Peter Heimann von der Schulverwaltung. Die Comeniuslehrer – sollte die Schule nach den Osterferien den Zuschlag vom Land bekommen, wären die aktuell 14,5 Planstellen (plus eine weitere halbe Verwaltungsstelle) für drei Jahre gesichert – würden nach Bedarf und Aufforderung auch in die Regelschulen gehen, um vor Ort bedürftige Schüler individuell zu fördern. Die „Kernfrage“, die sich nicht nur Heimann stellt, ist: „Können Kinder mit einem LES-Förderbedarf in Regelklassen integriert werden?“

Morgens zugekifft zum Unterricht

Je eher, desto besser, betont Rohde: „Risikokinder müssten von Geburt an über das Frühwarnsystem erfasst werden, um sie schon im Kindergarten und der Grundschule begleiten zu können.“ Wenn sie – wie früher üblich – erst in der siebten Klasse an die Förderschule kommen, seien sie teilweise bereits unbeschulbar. „Die kommen schon morgens zugekifft zum Unterricht und versuchen spätestens nach zwei, drei Stunden zu flüchten“, skizziert der Comenius-Rektor seine Härtefälle. Deshalb sei es auch naiv anzunehmen, dass diese Jugendlichen brav nach Hilden oder Velbert fahren würden, wenn eine andere Einrichtung – allein im Kreis wollen sich fünf Förderschulen bewerben – den Zuschlag für ein kreisweites Kompetenzzentrum bekommen sollte. „Meine Spezis fahren dann eher nach Düsseldorf und lungern am Bahnhof herum.“