Langenfeld Klinik gedenkt der Nazi-Opfer

Langenfeld · Bei einem Festakt wurde die Geschichte des Hauses in Galkhausen (heute LVR) aufbereitet.

 Klinikchef Holger Höhmann und Heimatforscherin Annelies Rejek (m.) erinnern an den Massenmord an geistig behinderten und psychisch kranken Menschen im "Dritten Reich".

Klinikchef Holger Höhmann und Heimatforscherin Annelies Rejek (m.) erinnern an den Massenmord an geistig behinderten und psychisch kranken Menschen im "Dritten Reich".

Foto: rm-

Der Festsaal der LVR-Klinik ist bis auf den letzten Platz besetzt, als der Vorsitzende des Klinikvorstandes, Holger Höhmann, ans Rednerpult tritt, um die Besucher zum Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus zu begrüßen. Dieses Gedenken stellte er unter die Überschrift: "Ihr seid nicht dafür verantwortlich, was damals geschehen ist, aber dafür, dass es nicht wieder geschieht."

Mit dem Film "Reusrath 1936" wurde dann ein Stück Zeitgeschichte gezeigt. Der 1936 vom Rektor Heinrich Freyenberg gedrehte Film zeigt "Reusrath als harmonische und strebsame Dorfgemeinschaft", wie es Günter Schmitz formulierte. Schmitz und Annelies Rejek haben die Filmdokumente im Jahr 2006 restauriert. Zunächst gab Rejek einen kurzen Überblick über die Geschichte des im Mittelalter von der Rittersfamilie von Galkhausen gegründete Gut, das Ende des 19. Jahrhunderts dann in ein Krankenhaus für psychisch Kranke umgewandelt wurde.

"Es war eine moderne Anstalt ohne Gitter vor den Fenstern und ohne Zwangsmaßnahmen", erzählt Rejek. Dagegen wurden damals bereits Arbeiten im Wald und auf den Feldern zur Therapie eingesetzt. Während des Nationalsozialismus wurde die Klinik ab 1941 zur "Zwischenstation für sogenannte lebensuntüchtige Menschen", sagt Rejek. So ist in dem Film nichts von der Klinik zu sehen. Der Fokus liegt auf den tüchtigen Bauern - die mit Pferdegespannen die Ernte einbringen und das Korn in die Dreschmaschine geben. Auf den Schülern, der zackigen Feuerwehr und natürlich auf der Hitlerjugend. Über allem weht die Hakenkreuzflagge und auch der Hitlergruß wird zelebriert. Zu einem so strebsamen und arbeitstüchtigen Dorf passen keine "Schwachsinnigen". Darauf wies auch Pfarrer Winfried Schwarzer in seiner Ansprache hin. "Die wurden ausgegrenzt." Alle, die "aus der Reihe tanzten, passten nicht in die kollektive Volksgemeinschaft". Feindbilder waren Juden und psychisch Kranke, die man nicht nur offiziell "ausmerzte", sondern auch systematisch verhungern ließ. Schwarzer: "Fast 2000 Menschen sind durch unser Krankenhaus den Weg in die Lager im Osten gegangen".

Bereits 1934 wurde in den Zeitungen über die Patienten der Klinik Galkhausen geschrieben, dass "diese Volksgenossen dem Aufbau unseres Landes im Wege stehen". 1938 zitiert die Bergische Post einen Vortrag, der sich für die "rassistische Erneuerung" ausspricht und den "Staat als ausführendes Organ der nationalsozialistischen Bewegung", versteht. 1946 und ausführlich dann 1948 legte die kommunistische Zeitung "Freiheit" die "Wahrheit über Galkhausen" offen. Nach der Gedenkfeier wurden die Namen der Opfer verlesen.

(sue)
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