Monheim Klinik-Aus: Weitere Wege für Monheimer

Monheim · Monheimer, die ins Krankenhaus müssen, haben seit der Schließung des St. Josef-Krankenhauses längere Wege. Sie weichen meist nach Langenfeld oder Düsseldorf aus.

 Die Chirurgen Christian Neumann und Christian Reichert (v. re.) betreiben in Monheim eine Praxis und behandeln leichte Notfälle

Die Chirurgen Christian Neumann und Christian Reichert (v. re.) betreiben in Monheim eine Praxis und behandeln leichte Notfälle

Foto: RALPH MATZERATH

Seit gut vier Wochen ist die Stadt Monheim ohne Krankenhaus. Wohin wenden sich die Monheimer, für die jahrelang die Klinik in der Alten Schulstraße ortsnahe Hilfe versprach? Wohin werden sie vom Rettungswagen gebracht? Was passiert seit Ende Juli bei Sport-, Schul- und Betriebsunfällen, wohin werden Menschen bei akuten Herz- und Kreislaufproblemen transportiert?

Zuletzt unterhielt der K-Plus-Verbund noch eine Chirurgische und eine Innere Station. Viele der Fälle landen jetzt in der Monheimer Praxis Neumann und reichert. "Bis zu zehn Fälle täglich mehr", erreichen die chirurgische Praxis am Lerchenweg. Die von der Berufsgenossenschaft als "Durchgangsärzte" zugelassenen Chirurgen waren auch bisher eine feste Adresse für Sport- und Betriebsunfälle. Wer mit der beim Sport zugezogenen Sprunggelenksverletzung, bei der Hausarbeit oder beim Spiel erlittenen leichten Verbrennungen, Platzwunden oder Prellungen, sogenannten "Bagatellunfällen" selbstständig den Arzt aufsuchen kann, dem wird dort jederzeit geholfen.

"Die Arbeit verdichtet sich spürbar", erklärt Christian Neumann die Folgen der Klinikschließung in Monheim. "Es gibt mehr Arbeit bei gleichem Personalstand, heißt es in der Klinik. In Notfällen bedeutet das längere Wartezeiten für die normalen Patienten in der chirurgischen Durchgangspraxis. Hilfreich ist es, wenn der Verletzte telefonisch angekündigt wird, um die Organisation in der "Terminpraxis" zu erleichtern. Dr. Christian Neumann ist doppelt betroffen, Eingriffe, die er – weil zum Beispiel Röntgenaufnahmen während der OP notwendig sind – bisher im St. Josef Krankenhaus durchgeführt hat, sind erst wieder möglich, wenn er ein anderes Krankenhaus für seine Belegarzttätigkeit gefunden hat. Vielleicht geht auch Neumann zukünftig bei seinen überwiegend Hände und Füße betreffenden Eingriffen nach Benrath, wo bereits sein Kollege Dr. Christian Reichert regelmäßig operiert.

"Längere Fahrzeiten für die Rettungswagen", kommentiert Torsten Schlender, stellvertretenden Leiter der Feuer- und Rettungswache die Folgen der aktuellen Situation. Die von Monheimer Sanitätern versorgten Notfallpatienten werden in die Krankenhäuser der Nachbarstädte gefahren – meist Benrath und Langenfeld-Richrath. Am Ablauf selbst habe sich nichts geändert. Im Rendezvous-Verfahren steuern der Notarzt (tagsüber aus dem Krankenhaus Richrath) und der Wagen mit den ausgebildeten Rettungssanitätern aus der Monheimer Wache, gleichzeitig den Notfall an. In 2012 waren es 1348 Fälle. Der Notarzt vor Ort entscheidet, wohin der Patient gebracht wird. Bei Infarkten und ähnlichen Situationen muss ein freies "Intensivbett" gefunden werden, eventuell in der Universitätsklinik Düsseldorf; dabei hilft die Kreisleitstelle.

Das war schon immer so. In der Praxis bedeutet die längere Abwesenheit der Rettungsfahrzeuge, dass bei weiteren zeitgleichen Notfällen die Rettungswache mit Drehleiter und Löschfahrzeug ausrückt (First Reponder), weil (nur) damit die ausgebildeten Helfer und das nötige Material vor Ort sind, um Notfallpatienten zu versorgen, bis der nächstverfügbare Rettungswagen kommt.

Bereits 2012 wurde diese Ersatzlösung in 487 Fällen genutzt, um das Fehlen des Rettungswagens zu überbrücken.

"Die Zahl der Erstversorgungen steigt. Feuerwehr und Stadtverwaltung arbeiten an einer Lösung, um das Notfallsystem zu optimieren", verrät Torsten Schlender.

(mmo)
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