Langenfeld Kita-Ausbau: Stadt im Stress

Langenfeld · Durch den Bau von zwei Groß-Kindergärten hofft die Stadt Langenfeld, in drei Jahren etwa 470 Kleinkindern einen Betreuungsplatz bieten zu können. Doch schon jetzt heißt es: 42 Prozent Versorgungsquote werden kaum reichen.

 Am Möncherderweg entsteht ein neuer Kindergarten für 100 Pänz. In gut vier Wochen ist Richtfest.

Am Möncherderweg entsteht ein neuer Kindergarten für 100 Pänz. In gut vier Wochen ist Richtfest.

Foto: Matzerath

Manchmal fühlt sich Amtsleiterin Ute Piegeler wie das Langohr im Märchen vom Hasen und vom Igel. Egal, welche Ziellinie sie im Wettlauf namens "U 3-Ausbau" erreicht — die Kleinkind-Eltern sind mit ihrer Nachfrage nach außerhäusigen Betreuungsplätzen immer schon da. "Ich habe den Eindruck, jeder neue U 3-Platz zieht den Wunsch nach einem weiteren nach sich", sagt die Kita-Verwaltungsleiterin im Rathaus und stellt sich die Wirkweise so vor: Bei der SGL erzählt eine Mutter ihrer Trainingspartnerin: Juhu, wir haben für unseren Zweijährigen einen Kita-Platz! Und tags darauf ruft die andere Mutter im Rathaus an: Haben Sie auch einen für unseren Kleinen?

430 U 3-Plätze in sieben Jahren

Fast 300 Betreuungsplätze für Unter-Dreijährige wurden unter Piegelers Regie in den vergangenen vier Jahren in Langenfeld geschaffen, weitere 130 sollen bis 2015 hinzukommen. Damit peilt die Posthorn-Stadt eine im Gemeindevergleich sehr respektable "Versorgungsquote" von 42 Prozent an. Reicht das? Die Amtsleiterin selbst ist skeptisch: "Nach der Beobachtung der bisherigen Nachfrageentwicklung" — schreibt sie im jüngsten Kindergartenbedarfsplan — ist die Zielzahl von 42 Prozent "als knapp zu betrachten".

Laut Plan werden in den nächsten beiden Kindergarten-Jahren stadtweit 39 bzw. 20 U 3-Plätze fehlen — eine Lücke, die sich ab 2014 fast schließen soll. Ab 2015 also 42 Prozent Versorgungsquote (aktuell: 30 Prozent): Wäre dies lediglich ein sportlich-ambitioniertes Ziel, hätte Piegeler wenig Probleme damit, ihre Ansprüche herunterzuschrauben. Doch der Kita-Planerin sitzt ein "Rechtsanspruch" im Nacken: Nach dem "Kinderfördergesetz" (KiföG) des Bundes muss jeder Über-Einjährige, wenn seine Eltern es wollen, ab August 2013 in einer Kita oder bei einer Tagesmutter untergebracht werden.

Gemeinden, deren Angebot der Nachfrage hinterherhinkt, droht deshalb eine Klagewelle. Zwar lassen sich auf dem Rechtsweg keine Kita-Plätze herbeizaubern, doch dürfen klagende Eltern, die bei der Platzvergabe leer ausgehen, auf eine Teilerstattung ihrer privaten Betreuungskosten hoffen. Vor allem zwei Bauprojekte sollen dafür sorgen, dass es zu solchen Klagen in Langenfeld möglichst nicht oder nur selten kommen wird: Das eine, am Möncherderweg, steht kurz vor dem Richtfest: Mehr als 4 Millionen Euro lässt sich die Stadt den Kindergarten kosten, in dem ab August 2013 32 U 3- und 68 Ü 3-Kinder unterkommen sollen. Mindestens ebenso viele Plätze sollen bis 2015 am Fahlerweg geschaffen werden: im Gebäude der in Auflösung begriffenen Käthe-Kollwitz-Hauptschule. "Kurzfristigen" Nachfrage-Überhängen hofft Piegeler durch den Einsatz von Tagesmüttern begegnen zu können. Von den derzeit 327 Betreuungsplätzen (U 3) sind bereits jetzt 100 in dieser sogenannten Tagespflege angesiedelt. Diese Zahl könnte nach Piegelers Angaben in den kommenden Jahren noch auf rund 120 steigen.

Vier Euro plus die Hälfte der Versicherungskosten zahlt die Stadt pro Kind und Stunde an eine Tagesmutter. Das ist weit günstiger als ein Kita-Platz, der nach Schätzungen mit monatlich etwa 1000 Euro zu Buche schlägt. "Da die Betreuenden sich aber erst qualifizieren und vor allem auch entsprechend geräumige und geeignete Wohnungen haben müssen, lässt sich die Tagespflege nicht beliebig ausbauen", sagt Piegeler.

Fast 1800 Kinder werden derzeit in Langenfelder Kindergärten betreut. Allein die Stadt beschäftigt in ihren Kitas etwa 170 Erzieherinnen und andere Mitarbeiter. 7,2 Millionen Euro gibt sie laut Kämmerer Detlev Müller in diesem Jahr für Personal und andere Betriebskosten bei der Kinderbetreuung aus (ohne Investitionskosten). Vom Land kommen noch mal 5,3 Millionen Euro. Die Eltern, die je nach Haushaltseinkommen und Betreuungsart Monatsbeiträge zwischen 0 und 264 Euro zahlen (letztes Kita-Jahr frei), tragen in Langenfeld rund eine Million Euro zur Kindergarten-Finanzierung bei.

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(RP)
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