Monheim Kinder sollen Film über ihr Quartier drehen

Monheim · Die Stadt will mit Landesmitteln ein medienpädagogisches Projekt im Berliner Viertel etablieren - mit der Bibliothek als Medienzentrum.

 Die Bibliothek soll ein "aktives Medienquartier" werden. Martin Führer würde für ein Jahr eine medienpädagogische Fachkraft bekommen.

Die Bibliothek soll ein "aktives Medienquartier" werden. Martin Führer würde für ein Jahr eine medienpädagogische Fachkraft bekommen.

Foto: Matzerath

Die Stadtbibliothek Monheim soll Kinder und Jugendliche aus dem Berliner Viertel als Zielgruppe gewinnen. Sie soll sich mehr den digitalen Medien öffnen. Und sie soll ein Lern- und Aufenthaltsort werden, den jeder gern besucht - ohne Scheu. So steht es im Bibliothekskonzept 2015 bis 2020. Daher lag es für Sonja Baumhauer, Leiterin des Bereichs Bildung und Kultur, nahe, sich beim Sozialministerium mit einem medienpädagogischen Projekt zu bewerben, das auf die "Verbesserung der Teilhabe-Chancen von Kindern und Jugendlichen in benachteiligten Quartieren" zielt.

Das Modellprojekt mit dem sperrigen Titel "Spielerisch-medialisierte Aneignung des Berliner Viertels" durch die dort lebenden Kinder ist eine Kooperation zwischen den städtischen Kultureinrichtungen, der Jugendförderung und der evangelischen Kirche. Von dem Projekt erhofft sich Baumhauer Erkenntnisse darüber, "wie ein medienpädagogisches Angebot beschaffen sein muss, um Kinder aus dem Viertel zu interessieren". Sie will auch wissen, "wie man sie überhaupt in Bildungseinrichtungen, wie die Bücherei, locken kann."

Das Projekt soll aus vier Modulen bestehen. In einem ersten Schritt will man genauere Erkenntnisse über die eigentliche Zielgruppe gewinnen: Wo halten sich die Jugendlichen auf? Wie verarbeiten sie ihren Alltag im Viertel in den modernen Medien? Möchten sie etwas an ihrem Viertel ändern? Diese Feldstudie wird das Institut für sozialraumorientierte Praxisforschung und Entwicklung als Kooperationspartner vornehmen. Die vor Ort etablierten Institutionen, wie das Haus der Jugend, sollen helfen, Kontakte zu den Kindern herzustellen.

Im zweiten Schritt soll dann die Bibliothek ihre Rolle als "aktives Medienquartier" einnehmen. Es soll ein Konzept entwickelt werden, wie die Kinder des Viertels an verschiedene Methoden des medialen Umgangs mit ihrem sozialen Umfeld herangeführt werden könnten. Denkbar wäre, Töne des Viertels einzufangen oder unter einem bestimmten Thema digitale Karten zu erstellen. Dazu soll die Bibliothek eine medienpädagogische Fachkraft einstellen.

Endgültig in die Praxis begibt sich das Projekt dann mit einer Ferienaktion, in der Kinder und Jugendliche gemeinsam mit einem professionellen Filmemacher Filme über das Berliner Viertel drehen. Sie sollen nicht nur erfahren, wie es ist, gemeinsam etwas zu erschaffen, sie erleben auch schon dadurch Anerkennung, dass sie eigene Ideen umsetzen dürfen.

Im vierten Schritt geht es dann darum, der Jugend die oft von Erwachsenen verwehrte Teilhabe an der Gestaltung ihres Umfelds zu ermöglichen. Sie dürfen mit Fotokameras losziehen und das ablichten, was ihnen im Viertel nicht gefällt, was sie gerne ändern möchten, aber sie können auch die schönen Ecken zeigen. Filme und Fotos sollen der Öffentlichkeit präsentiert werden.

Das Projekt soll 94.000 Euro kosten, 80 Prozent der Kosten würde das Land im Falle einer Förderzusage übernehmen. "Die Bibliothek wäre mit ihrer Stelle der Hauptempfänger", sagt Baumhauer. Da der Landeshaushalt 2017 noch nicht beschlossen ist, steht eine Förderzusage noch aus. "Es gibt mehr Anträge als Mittel", so Baumhauer. Wegen der hohen Kosten würde das Projekt auch nur bei einer Landesförderung umgesetzt werden.

(RP)
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