Langenfeld Kinder lernen sich spielend kennen

Langenfeld · Jeden Donnerstagnachmittag spielen Langenfelder und Flüchtlingskinder in Richrath miteinander.

Langenfeld: Kinder lernen sich spielend kennen
Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Acht Kinder im Alter von 3 bis 13 sitzen an einem Tisch in einem Container, der vor der Turnhalle der Grundschule Richrath-Mitte steht. Es liegen Bastelmaterialien, Gummibänder, Farbstifte und Scheren aus. Einige Mädchen malen Bilder. Andere basteln Gummiarmbänder. Der achtjährige Niev schneidet begeistert Bilder von Karnevalskostümen aus und klebt sie auf. Der Junge ist mit seiner Familie aus Syrien geflüchtet und lebt seit etwa zwei Monaten in der Turnhalle mit 200 anderen Menschen. Am Basteltisch sieht er zum ersten Mal Clowns, Piratenkostüme und Perücken in Prospekten. Mila Plenker zeigt ihm, wie er die Bilder ausschneiden und aufkleben kann. "Die Kinder kennen keinen Karneval und wissen nicht, warum wir uns hier verkleiden. Wir versuchen es vorsichtig zu erklären, weil sie das ja jetzt auch in Langenfeld an den Schulen und in der Stadt erleben", sagt die 14-Jährige.

Zusammen mit ihren Geschwistern Amra (11) und Linus (11) sowie der Freundin Lilly (10) kommen die Kinder jeden Donnerstagnachmittag für zwei Stunden in den Container, um mit den Flüchtlingskindern zu spielen. Mit dabei ist auch immer Hund Debbie, die aus einem Tierheim in Istanbul kommt. "Ich dachte, wir müssen einfach etwas tun, damit es für die Flüchtlingskinder hier schöner ist. Sie haben ja ansonsten nicht viel zu spielen", sagt Mila Plenker. Sie selbst hat mit ihren Geschwistern auch die Grundschule Richrath-Mitte besucht und kennt die Turnhalle, in der jetzt die Flüchtlinge untergebracht sind.

"Ich habe einfach bei der Stadt nachgefragt. Der Container war frei, deshalb können wir vier hier einen Spielenachmittag anbieten", sagt Mutter Ilka Plenker. Das Angebot hat sich unter den Flüchtlingen herumgesprochen. Immer wieder kommen neue Kinder herein und schauen nach, was in dem Container los ist. Dieses Mal ist auch eine afghanische Mutter mit zwei kleinen Jungen dabei. Sie beginnt, bunte Armbänder mit ihren Kindern zu basteln. "Frauen waren noch nie hier, das freut mich", sagt Ilka Plenker. Die 42-Jährige Ergotherapeutin sorgt für Spiel- und Bastelmaterial im Container. Fehlt etwas, dann steht eine Spendenbox in der Grundschule bereit, in die Eltern Papier, Spiele oder Wasserfarben hineinwerfen können.

Von den Wasserfarben sind die Flüchtlingskinder besonders begeistert. "Ich habe Sheema gezeigt, wie man damit malt. Ein kleiner Junge wollte sogar letzte Woche seinen Pinsel nicht mehr loslassen, so begeistert war er davon", sagt die elfjährige Amra.

Die Kommunikation ist zum Teil etwas mühsam. Die meisten sprechen Arabisch und nur wenige verstehen schon Deutsch. "Wir sprechen mit ihnen Deutsch, die Kinder Arabisch, aber manchmal müssen wir uns auch mit Händen und Füßen verständigen oder unsere Handys einsetzen, die Wörter und Sätze in die entsprechende Sprache übersetzen", sagt Ilka Plenker.

Sheema (11) versteht schon sehr viel. Sie besucht seit Anfang des Jahres die dritte Klasse der Grundschule. Das Mädchen mit dem dicken Zopf und den großen, dunklen Augen strahlt. Sie hat ein Bild gemalt. Darauf sind Blumen, Himmel und ein Haus zu sehen. "Das ist mein Haus in Syrien. Es ist nicht mehr da", sagt sie. Trotz der Strapazen, die alle Kinder durch Bomben und die Flucht hinter sich haben, sind die meisten an diesem Nachmittag gut gelaunt. Wenn Mila und Amra mit den jüngeren Kinder zusammen basteln, spielt Linus Plenker mit Ammar (13) aus Afghanistan draußen Fußball. "Wir haben viel Spaß, wenn wir zusammen Fußball spielen. Der Sport verbindet uns", sagt der Elfjährige.

Inzwischen ist die vierjährige Yasmin eingeschlafen. Ihren Wachsmalkreidestift hält sie noch immer ganz fest in ihrer kleinen Hand.

(vg)
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