Langenfeld/Monheim Kein religiöser Akt im Ratssaal

Düsseldorf · Die Monheimer Pfarrer Burkhard Hoffmann und Falk Breuer haben die für den 3. Dezember geplante ökumenische Andacht im Ratssaal abgesagt. – ACK und Dekanatsrat mit neuem Themenschwerpunkt: "Verschwindet Gott?"

Die Monheimer Pfarrer Burkhard Hoffmann und Falk Breuer haben die für den 3. Dezember geplante ökumenische Andacht im Ratssaal abgesagt. — ACK und Dekanatsrat mit neuem Themenschwerpunkt: "Verschwindet Gott?"

Die Monheimer Pfarrer Burkhard Hoffmann und Falk Breuer haben die von Bürgermeister Daniel Zimmermann (Peto) unterstützte ökumenische Andacht im Monheimer Ratssaal abgesagt. Stattdessen soll es nun vor der Ratssitzung einen ökumenischen Gottesdienst in der evangelischen Altstadtkirche (3. Dezember, 17.45 Uhr) geben. Damit dürfen sich die vom grünen Ratsherrn (und Katholiken) Dr. Norbert Stapper angeführten Befürworter einer an Frankreich orientierten strikten Trennung religiöser und politischer Belange als Sieger der in den letzten Tagen intensiv geführten Auseinandersetzung fühlen.

Versöhnung statt Fehde

"Da Fehden nicht mit dem gottesdienstlichen Grundgedanken der Versöhnung vereinbar sind, haben wir uns entschlossen, den Gottesdienst zu verlegen", begründen die beiden Seelsorger ihren Sinneswandel. Der Bürgermeister ("ich bin nach wie vor der Meinung, dass ein solches Gebet im Ratssaal sein darf") stellte sich hinter die Entscheidung der Geistlichen. Ein "politisierter und polarisierter Gottesdienst" nütze niemandem. "Aus Prinzip an etwas festhalten, dass geht vielleicht bei Bebauungsplänen, nicht jedoch bei Gottesdiensten", sagte Zimmermann.

Wenig Verständnis zeigten in ersten Reaktionen einige in kirchlichen Milieus verwurzelte Monheimer Politiker. "Kalte Füße, Einknicken, Rückzieher" so lauteten die Stichworte. Am Ende nehme eine kleine, streng säkulare Gruppe vielen Politikern und Verwaltungsmitarbeitern die Chance auf einen mit der Verfassung absolut vereinbaren "Gottesdienst am Arbeitsplatz".

"Es ist verwunderlich, dass es immer wieder getaufte Christen sind, die beim Thema Religion im öffentlichen Raum einen überzogenen Neutralitätsanspruch vor sich her tragen", sagte Hans-Georg Ibold vom Vorstand des Dekantsrats unter Anspielung auf Stapper.

Durch das Bekanntwerden der Monheimer Entscheidung gewinnt der bereits vor Wochen vorbereitete neue Themenschwerpunkt des Arbeitskreises Christlicher Kirchen (ACK) sowie des Dekanatsrats "Verschwindet Gott? — Religion nur Privatsache?" ungeahnte Aktualität.

Erstmals vertieft wird das Thema in einem ökumenischen Gottesdienst am morgigen Mittwochabend um 18.30 Uhr in der Langenfelder St. Josef-Kirche. "Dieser Mittwoch ist der vor einigen Jahren als staatlicher Feiertag abgeschaffte Buß- und Bettag. Wir nutzen diesen Tag bewusst, um Themen von gesellschaftlicher Bedeutung aufzugreifen", sagte ACK-Vorsitzender Günter Piekarek. Fünf katholische, evangelische und freikirchliche Pfarrer werden in St. Josef dabei sein. Das Thema einer immer weiter voranschreitenden Säkularisierung wird fortgesetzt beim Jahresempfang des Dekanatsrats am Samstag, 5. Dezember, im Pfarrsaal von St. Dionysius (ca. 19 Uhr nach der 18-Uhr-Messe) mit einem Impulsreferat des Bochumer Religionswissenschaftlers Markus Hero.

"Wenn Gott uns verschwindet" lautet schließlich auch der Titel einer vom ACK veranstalteten Podiumsdiskussion am 17. März 2010 im Flügelsaal des Kulturzentrums.

(RP)
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