Langenfeld Katholikinnen: Frauen ins Priesteramt !

Langenfeld · Im Zuge einer Aktionswoche sammelt die kfd Unterschriften und stellt das letzte Abendmahl neu dar.

 Dagmar Clasen (l.) und Irmgard Heinen vom Langenfelder kfd-Vorstand sammeln für „Frauen worauf warten wir“ Unterschriften.

Dagmar Clasen (l.) und Irmgard Heinen vom Langenfelder kfd-Vorstand sammeln für „Frauen worauf warten wir“ Unterschriften.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

„Es war der Missbrauchsskandal, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat“, ist Irmgard Heinen, Teamleiterin der kfd St. Josef, überzeugt. Er habe gezeigt, dass die katholische Kirche den rasanten gesellschaftlichen Wandel nicht mitvollzogen hat, in ihren Strukturen erstarrt ist. Dieser Widerspruch habe sich in den massenhaften Austritten manifestiert. Deshalb sei die Zeit reif, dafür einzutreten, dass Frauen auch zu Leitungspositionen, als Priesterinnen, Bischöffinnen, Kardinälinnen und Päpstinnen zugelassen werden. „Wir sind bisher nur gut fürs Ehrenamt – fiele das allerdings weg, würde das Gemeindeleben zusammenbrechen“, ergänzt Sabine Kurzweg vom kfd-Vorstand.

Ihre diesjährige Aktionswoche hat der größte katholische Frauenverband Deutschlands daher unter das Motto „Frauen, worauf wartet ihr?“ gestellt. In der Fußgängerzone sammelten Frauen vom kfd-Vorstand Unterschriften für eine „geschlechtergerechte Kirche“.  „Wir stehen auf dem Boden der Kirche, aber wir wollen Veränderung“, betont Heinen. Viele wichtige Tätigkeiten in der Gemeinde würden maßgeblich von Frauen getragen: der Lektorendienst, die Bücherei, der Eine-Welt-Laden, die Kommunions- und Firmvorbereitung, der Krankenbesuchsdienst –  warum sollte daher  nicht eine Frau, die die Berufung verspürt und die Fähigkeiten besitzt, Priesterin werden können? Dabei möchte Irmgard Heinen die Frauen aber nicht als bloße Lückenbüßerinnen angesichts des auch zölibatbedingten Priestermangels verstehen. Ihr ist auch klar, dass die Forderung utopisch scheint. „Aber wenn man nichts fordert, kriegt man auch nichts.“

„Die meisten unterschreiben sofort“, berichtet Ursula Reif beim Unterschriftensammeln. „Ich hab’s mir schwieriger vorgestellt“, bekennt sie. Selbst ältere Passanten, die an dem Stand der kfd vor dem Hauptportal von St. Josef vorbeikommen, steuerten zielsicher darauf zu. Häufig würden die Missbrauchsskandale angesprochen. „Das war eine Sauerei, dass die Bischöfe die Täter auch noch geschützt haben“, schimpft Theodor Gerresheim (79). Das sei Strafvereitelung, so der ehemalige Polizeibeamte. Es könne nicht sein, dass sich die Kirche über das Gesetz stelle. Mit Frauen in den Führungspositionen wäre das anders gelaufen, meint er. Rainer Müller, der 50 Jahre als Bestatter tätig war, nimmt mehr die Gemeinde in den Blick. Unter dem Priestermangel leide vor allem die Gemeinde, die Betreuung der Angehörigen der Verstorbenen komme viel zu kurz. Die Pfarrhelferin, die auch Beerdigungen übernehme, sei phantastisch, sie werde von den Leuten schon als „Pastorin“ angesprochen. „Die Frauen kommen einfach näher an die Angehörigen heran“, findet er. Wer die Frauen aussperre, schade den Gemeinden.

Viele andere unterschriftswillige Passanten führen die Gleichberechtigung der Frau in der heutigen Gesellschaft als Argument an: „Meine Frau und ich führen eine gleichberechtigte Beziehung, das ist doch selbstverständlich“, sagt Wilfried Weis (64). Warum sollten Frauen zwar die Messe vorbereiten, aber nicht selber abhalten dürfen? „Die Kirche ist im Mittelalter stehengeblieben, sie sollte endlich in der Neuzeit ankommen“, findet Wolfgang Tiedemann (70). Sonst sei der fortwährende Mitgliederschwund gar nicht mehr zu stoppen. Gerdfried Kakoschke kann sowieso nicht verstehen, wie man im 21. Jahrhundert eine Institution unterstützen kann, die „reformunfähig und frauenfeindlich“ sei. „Ich glaube, Jesus wäre auf eurer Seite“, ermutigt auch Dieter Klaas die Frauen, nicht locker zu lassen.

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