Monheim Junge Sportler begleiten Senioren bei Ausflügen

Monheim · Eine gemeinsame Aktion von Inter Monheim und der Bergischen Diakonie Aprath führt junge Menschen aus Zuwandererfamilien und alte Menschen zusammen. Das hilft, gegenseitig Vorurteile abzubauen.

 Tobias Hoven (l.) schiebt Emma Hyna durch die Gassen der Monheimer Altstadt und zeigt ihr die Weihnachtsbüdchen.

Tobias Hoven (l.) schiebt Emma Hyna durch die Gassen der Monheimer Altstadt und zeigt ihr die Weihnachtsbüdchen.

Foto: matzerath

Eigentlich haben Edith Odendahl und Majid El Fahmi nicht viel gemeinsam. Er ist 29, Schichtarbeiter und nebenbei aktiver Fußballer. Sie ist 80, Großmutter und lebt in einem Altenheim. Trotzdem haben sich die beiden einiges zu erzählen, wenn sie zusammen unterwegs sind — wie zum Beispiel jetzt auf dem Weihnachtsmarkt. Gefunden haben sie sich durch eine gemeinsame Aktion von Inter Monheim mit der Bergischen Diakonie Aprath. Die Mitglieder der Box- und Fußballabteilung des Vereins begleiten rund 20 Senioren aus den beiden Pflegeheimen der Bergischen Diakonie Aprath im Stadtgebiet zu verschiedenen Anlässen. Der Auftakt des ehrenamtlichen Engagements fand zum Martinsmarkt im November statt. Nun ging es auf dem Weihnachtsmarkt weiter. Im Frühjahr ist ein weitere Termin geplant — ein gemeinsames Picknick im Marienburg-Park.

"Für mich ist das eine spannende Sache", sagt El Fahmi, während er mit der Seniorin durch die Altstadt zieht. "Sie erzählt mir viel davon, wie es früher in Monheim war und ich erzähle ihr, wie es heute ist", sagt der 29-Jährige, dessen Eltern einst von Marokko nach Deutschland auswanderten. "Respekt vor den Alten ist ein fester Bestandteil unserer Kultur", betont der Ehrenamtler. "Irgendwann werde ich auch alt und hilfsbedürftig sein. Das vergisst man schnell, wenn man jung ist." Er will sich auch über die Aktion hinaus mit der 80-Jährigen treffen, da er selbst direkt am Berliner Platz wohnt, wo auch das Haus der Bergischen Diakonie steht. "Wir können viel voneinander lernen", findet El-Fahmi. "Mir machen die Treffen Spaß."

Edith Odendahl, die sich selbst nicht ohne Stolz als "echtes Monheimer Mädchen" bezeichnet, freut sich ebenfalls über das Engagement. "Das ist eine tolle Aktion", erklärt die Rentnerin, "aber ich würde gerne mit ihm auf Platt reden. Das bringe ich dem jungen Mann auch noch bei." Auf dem Weihnachtsmarkt haben sie zusammen Glühwein getrunken und einen Reibekuchen gegessen. "Das gehört einfach dazu", findet Odendahl.

Mustafa Kock ist ebenfalls dabei. Der 27-Jährige ist mit Irmgard Groß unterwegs. "Wir reden über Politik, das Weltgeschehen, die Entwicklung der Stadt oder das Wetter", berichtet die 85-Jährige. "Auch wenn mehr als 50 Jahre zwischen uns liegen, finden wir immer ein Thema." Ihr Begleiter findet ebenfalls Gefallen an dem Treffen der Generationen. "Die Aktion fördert auf jeden Fall das Verständnis zwischen Jung und Alt", sagt Kock. Auch gegenseitige Vorurteile könnten seiner Meinung nach auf diesem Weg abgebaut werden.

Entstanden ist die Initiative aus der Zukunftswerkstatt der Stadt Monheim. In verschiedenen Teilbereichen wollen die Teilnehmer das Leben in der Stadt verbessern — unter anderem mit Projekten wie der ehrenamtlichen Begleitung von Senioren. Vertreter der Bergischen Diakonie dachten in diesem Rahmen darüber nach, wie sich vor allem das Wohnheim am Berliner Platz besser in das Quartier einbinden lässt. Der Kontakt zum Verein Inter Monheim, der fest im Berliner Viertel verwurzelt ist, kam zum einen über den ehemaligen Vorsitzenden Erhan Güneser und Brigitte Sarr zustande. Letztere ist die Mutter von Tobias Hoven, der die ethnisch bunt gemischte Kreisliga-Fußballmannschaft von Inter trainiert, und dafür unlängst mit dem Integrationspreis der Stadt Monheim geehrt wurde.

"Das ist gelebte Integration", sagt Doris Frers von der Bergischen Diakonie. "Wir bringen nicht nur völlig unterschiedliche Generationen zusammen, sondern auch deutsche Senioren und junge Menschen mit Migrationsgeschichte." Auf den ersten Blick sei das vielleicht eine etwas ungewohnte Kombination, "aber die Reaktionen der Menschen zeigen, dass es eine tolle Initiative ist."

(dora)
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