Zugabe Unser Senf Zum Wochenende Jugendliche nicht erreicht

Langenfeld · Auf dem Papier sah alles so schön schlüssig aus. Daher waren im Jugendhilfeausschuss die Stadtpolitiker durchweg Feuer und Flamme gewesen, als ihnen das Konzept eines ganz besonderen Angebots für bis zu 60 junge Langenfelder vorgelegt wurde. Doch das von allen Seiten gepriesene kommunalpolitische Praktikum (Kopra) im Rathaus, in dem 14- bis 21-Jährige an sechs Terminen von Ende April bis Anfang Juli Entscheidungsabläufe im Stadtrat kennenlernen und etwa bei einem Planspiel selber ausprobieren sollten, kam nicht zustande. Wie unsere Zeitung berichtete, hatten sich nach der Verteilung von gut 2500 Werbeflyern gerade mal zehn junge Leute angemeldet. Darauf blies die Stadtverwaltung die Premiere ab, weil nach den Worten von Fachbereichsleiter Ulrich Moenen "bei dieser Teilnehmerzahl der Aufwand in keinem Verhältnis gestanden hätte".

Die Gefühlslage der hierzu von uns befragten Parteien- und Verbandsvertreter reichte von enttäuscht bis verdattert. Alle beeilten sich zu sagen, dass das Konzept an sich gut durchdacht und das Kopra mit interessanten Themen sowie spannenden Einblicken in die Ratsarbeit gespickt gewesen sei. Statt nun - wie erhofft - vielen interessierten Jugendlichen die Feinheiten des kommunalpolitischen Geschehens in Fraktions- und Ausschusssitzungen näherzubringen, müssen die Ratsleute Ursachenforschung betreiben. Erste Mutmaßungen über die schlappe Resonanz haben sie geäußert. Womöglich sei der Zeitpunkt des Kopra im Frühjahr und die Dauer bis zu den Sommerferien wegen der vielen Klausuren besonders ungünstig. Das bestätigt die Mutter eines Zwölftklässlers, die sich nach unserem gestrigen Artikel meldete. Mit Hinweis auf den verdichteten Schulalltag und Aufgaben nach Unterrichtsschluss mutmaßte die Mutter, dass die Kopra-Planung "nicht wirklich am Jugendlichen und dessen Tagesablauf dran ist".

Darüber hinaus stellt sich die Frage, ob junge Langenfelder nicht doch eher mit einer echten Beteiligung an sie selber betreffenden Entscheidungsprozessen für Kommunalpolitik zu gewinnen sind als durch angebotene Nebenrollen als Beobachter und Nachahmer. Daran krankte schon der als "politischer Geburtstag" alljährlich für 18-jährige Langenfelder angebotene Diskussionstag mit anschließendem Spaßprogramm, der wegen schwindenden Interesses eingestampft wurde - zugunsten des Kopra.

(RP)
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