Licht-Installation Beethoven grüßt aus dem Landtag

Düsseldorf · Um den Komponisten anlässlich seines 250. Geburtstages zu ehren, beteiligt sich das Parlament im Rahmen des Jubiläumsjahres an einem bundesweiten Programm.

 Zwei Meter hoch und fast zehn Meter breit: Die Buchstaben-Ziffernfolge BTHVN2020 steht im Foyer des Landtags in Düsseldorf und ist nachts beleuchtet.

Zwei Meter hoch und fast zehn Meter breit: Die Buchstaben-Ziffernfolge BTHVN2020 steht im Foyer des Landtags in Düsseldorf und ist nachts beleuchtet.

Foto: dpa/Fabian Strauch

Neun gewaltige, unübersehbare Schriftzeichen sind jetzt in der Bürgerhalle des Landtags ausgestellt. Unübersehbar sind sie nicht nur wegen ihrer Größe von insgesamt zwei mal knapp zehn Metern, sondern auch wegen des intensiven Blickes, der dem Betrachter begegnet. Es sind die Augen Ludwig van Beethovens, und um keinen anderen als ihn geht es bei der Installation und dem, wofür sie steht.

Beethoven gilt als einer der berühmtesten deutschen Komponisten – und anlässlich seines 250. Geburtstages soll an ihn und sein Werk erinnert werden. Dazu hat sich bereits vor vier Jahren, im Juli 2016, die gemeinnützige Beethoven Jubiläums GmbH gegründet. Ihr Ziel: „Das Beethoven-Jubiläumsjahr als nationales Ereignis mit internationaler Strahlkraft in regionaler Verankerung zu gestalten“, wie es der kaufmännische Geschäftsführer Ralf Birkner ausdrückt. Konkret heißt das: Es wurden mit Unterstützung des Bundes, des Landes NRW, des Rhein-Sieg-Kreises und der Stadt Bonn mehr als 200 Projekte – davon allein über 100 in NRW – unterstützt, die sich dem Künstler in unterschiedlicher Weise nähern.

Das deutschlandweite Programm mit dem Motto „Beethoven neu entdecken“ steht unter der Dachmarke „BTHVN2020“ – und genau das macht die Installation im Landtag sichtbar. Man könnte sich fragen, warum ausgerechnet der Düsseldorfer Landtag als Ort ausgewählt wurde. „Nun“, sagt Birkner, „schließlich waren es ja am Ende die Abgeordneten, die dem Jubiläum eine Geburtshilfe von 30 Millionen Euro gegeben haben.“ Eingeweiht wurde der Schriftzug zu Beginn des Jubiläums jedoch in der Beethoven-Stadt Bonn – und dorthin soll er zum Jahresende auch wieder zurückkehren.

Der Landeshauptstadt ist es offenbar ein großes Anliegen, „den weltweit berühmtesten Nordrheinwestfalen zu ehren“, sagt André Kuper, der Präsident des Landtags, bei der feierlichen Eröffnung im Landtag am Dienstagnachmittag. „Beethoven ist ein Beispiel dafür, dass die menschliche Kreativität keine Grenzen kennt“, sagt Kuper und stellt damit den Bezug zu einem Abschnitt in Beethovens Lebens her, der fast genauso bekannt wie seine Musik ist: Bereits als junger Mann Ende 20 verlor der Komponist fortschreitend sein Gehör – einige seiner bedeutendsten Werke wie die Neunte Sinfonie erschuf er taub.

Mit diesem Thema beschäftigt sich im Rahmen des Jubiläumsjahres ein Symposium: „Ludwig van Beethoven: der Gehörte und der Gehörlose“. Aus musikermedizinischer Perspektive und in Kooperation mit dem Universitätsklinikum Bonn und dem Freiburger Institut für Musikermedizin sollen die Musik und die Erkrankung Beethovens betrachtet werden.

Völlig taub erschuf Beethoven die Neunte Sinfonie – heute gilt sie weltweit als eines der bekanntesten Werke der klassischen Musik. Und deswegen gehöre sie auch fest zu einem Beethoven-Jubiläumsjahr dazu, sagt Malte Boecker, der künstlerische Geschäftsführer der Beethoven Jubiläums GmbH: „Und plötzlich wird das, was gerade noch selbstverständlich war, zu einer enormen Herausforderung.“

Gemeint ist die Corona-Pandemie, vor deren Hintergrund das gemeinsame Singen von Chören und das Musizieren von Orchestern auf engstem Raume zu einem Problem wird. Die Veranstaltungen wurden verändert, viele finden in kleinerem Rahmen oder digital statt, manche mussten ganz abgesagt werden. „Beethoven hat sich in seinem Leben immer wieder neu erfunden, und genau das werden wir auch tun.“

Bezug zur aktuellen Situation nahm auch Anette Storsberg, die Staatssekretärin im Ministerium für Kultur und Wissenschaft. „Die Pandemie hat uns eine Ahnung davon verliehen, was eine Gesellschaft ohne Kunst und Kultur ist“, sagt sie. Umso schöner sei es, dass es langsam weitergeht – auch dafür stehe die Installation. „Die Umplanungen waren ein Kraftakt für alle Beteiligten, doch dank des großen Engagements und viel Energie ist es gelungen, ein Programm anzubieten, das der Situation gerecht wird.“

Noch bis zum 11. September bleibt die Installation im Landtag, zu sehen ist sie pandemiebedingt nur von außen, am besten von der Rheinuferpromenade. Der Schriftzug ist übrigens keine Erfindung der Organisatoren des Jubiläumsjahres: Beethoven selbst ließ oft die Vokale seines Namens weg und signierte so viele seiner Briefe und Partituren. Anhand der Buchstaben haben sich auch die Leitthemen für die Projekte entwickelt, die eine vielseitige Beschäftigung mit dem Künstler versprechen: Beethoven als Bonner Bürger, Tonkünstler, Humanist, Visionär und Naturfreund.

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