Langenfeld/Monheim Inventur: lästig, nervig, unvermeidbar

Langenfeld/Monheim · Einmal jährlich verlangt das Finanzamt eine Bestandsliste des Betriebs-Vermögens. Dazu muss gezählt werden.

 Inhaberin Hannelore Viering-Seifert macht jetzt gemeinsam mit einer Mitarbeiterin Inventur. In ihrem Laden "Trend-Foto" in der Langenfelder Stadtgalerie zählt sie Artikel.

Inhaberin Hannelore Viering-Seifert macht jetzt gemeinsam mit einer Mitarbeiterin Inventur. In ihrem Laden "Trend-Foto" in der Langenfelder Stadtgalerie zählt sie Artikel.

Foto: RALPH MATZERATH

Das Stichwort "Inventur" löst bei den örtlichen Einzelhändlern meist Unbehagen aus: "lästig, nervig, aber unvermeidbar" - so lautet der Tenor. Einmal jährlich verlangt das Finanzamt eine Bestandsliste des Betriebs-Vermögens (siehe Infobox). Dennoch hat diese traditionell zum Jahresende notwendige Zählung Teile ihres Schreckens verloren. Die früher oft zu sehenden Schilder "Wegen Inventur geschlossen" sind mittlerweile Ausnahmen.

Das liegt unter anderem an Warenwirtschaftssystemen, die mittels EDV täglich den aktuellen Lagerbestand anzeigen. Auch in kleineren Geschäften können dank Computernutzung viele Vorarbeiten "zwischendurch" geleistet werden. Indessen müssen auch bei optimaler Technik gelegentlich Soll und Ist verglichen werden - und da hilft nur das Zählen.

Hannelore Viering ist Inhaberin von Trend-Foto in der Langenfelder Stadtgalerie. Mit ihrer Mitarbeiterin hat sie unmittelbar nach Weihnachten mit der Zählung der rund 500 verschiedenen Artikel begonnen. Einen halben Tag lang war der Laden geschlossen. In Listen wurden zunächst alle Rahmen, Passepartouts, Fotopapiere, Filme, die Druckerfarben und vieles mehr zahlenmäßig erfasst. "Dann müssen aus den Lieferpapieren jeweils die Einkaufspreise ermittelt werden." Das könne, wenn nebenbei viele Kunden bedient werden, einige Tage dauern. "Besonders mühsam ist die Erfassung der vielen Bilderrahmen." Unterschiedliche Lieferanten bedeuten jeweils verschiedene Bestellnummern. Früher verursachten die Filme viel Aufwand, oder die Chemikalien für die Entwicklung wurden mühsam gemessen und gewogen; in Zeiten der Digitalfotografie sei beides kein Thema mehr.

Der Richrather Fahrrad-Händler Thomas Kleefisch hat alle 5500 Artikel mit Einkaufspreisen im Computer. Er beginnt mit den Vorarbeiten ("immer mal so zwischendurch") für die Inventur bereits im November, allerdings muss er Veränderungen bis zum Jahresende nachhalten. Gezählt wurde im Laden an Heiligabend "vormittags, zu zweit und rund vier Stunden".

Lästig sind nach Kleefischs Worten die Schrauben, "30 Sorten, die stückweise gezählt und erfasst werden müssen". Leichter fällt das Zählen bei den kompletten Zweirädern, denn "dafür gibt es bereits ein komplettes Warenwirtschaftssystem". Die Technik hilft dem Ladeninhaber, wie er betont, enorm. "Früher dauerte die Inventur zwei Wochen."

Sogar 50 000 verschiedene Artikel sind beim "Hagebaumarkt" an der Rheindorfer Straße zu zählen. Unter der Leitung des Marktleiters Günter Dönges stellen sich 75 Mitarbeiter an zwei Tagen dieser Herausforderung. "Im Einsatz sind zum Teil Stammkräfte und Familienangehörige." Der Markt schließt am kommenden Samstag schon um 18 Uhr, dann werde bis in die Nacht gezählt und sonntags gehe es weiter.

Auch in diesem Baumarkt wurde Dönges zufolge vorgearbeitet, die Sommerware oder andere Saisonartikel sind schon gezählt. Schrauben und Nägel werden gewogen, besonders viel Arbeit machen die vielfältigen Deko-Artikel, Bastelutensilien und "die große Kisten mit den unterschiedlichen Rundhölzern". Über eine permanente technisierte Fortschreibung des Lagerbestands verfügt der Baumarkt nicht. Deshalb seien die vorbereitenden Arbeiten sehr (kosten)aufwändig. Die von den Helfern ermittelten Stückzahlen werden auf Plausibilität geprüft, sagt Dönges. "Gegebenenfalls muss in Einzelfällen noch mal nachgezählt werden."

(mmo)
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