Langenfeld Insolvenz: Tubenfabrik Höll kämpft ums Überleben

Langenfeld · Die Tubenfabrik Karl Höll ist ein Traditionsunternehmen mit langer Geschichte. Gegründet wurde die Firma 1884. Seit 1908 ist sie an der Poststraße ansässig.

In den 1960er Jahren kam ein Zweitwerk in Rheinland-Pfalz hinzu. Inzwischen lenkt Oliver Höll in der fünften Generation die Geschicke des Familienunternehmens, das bereits seit einigen Jahren finanzielle Schwierigkeiten hat. Nun hat die Geschäftsleitung beim Amtsgericht Düsseldorf Insolvenz beantragt. Die insgesamt 350 Mitarbeiter in beiden Werken stehen vor einer ungewissen Zukunft. Geschäftsführer Höll aber versichert: "Die Produktion läuft ohne Einschränkung weiter."

"Die Anzeichen dafür waren schon länger da, aber die Nachricht war für die Belegschaft natürlich ein Schock", meint der Betriebsratsvorsitzende Andreas Saes-Vissers. "Wir sind trotzdem optimistisch, dass wir das Ruder herumreißen können." Der Tubenhersteller geht demnach in Planinsolvenz. Das Verfahren erlaubt Schuldnern und Gläubigern, das betroffene Unternehmen nach einem gemeinsamen, strukturierten Plan zu sanieren. Das Management muss dafür nicht in die Hände eines externen Insolvenzverwalters gelegt werden, sondern bleibt bei der alten Geschäftsführung.

Hinzu kommen staatliche Hilfen, die in den kommenden drei Monaten für finanzielle Entlastung sorgen. Betriebsbedingte Kündigungen sind allerdings nicht ausgeschlossen. Die Suche nach Geldgebern läuft auf Hochtouren. "Die Planinsolvenz bietet eine realistische Chance, zum gewünschten Ergebnis zu führen", meint Saes-Vissers. "Ein erneuter Lohnverzicht wäre für die Angestellten nicht verkraftbar gewesen." Gemeint sind damit die jahrelangen Bemühungen, den Betrieb wirtschaftlicher aufzustellen. Bis 2008 sei der Tubenhersteller auf einem guten Weg gewesen, sagt der Betriebsrat, "aber dann kam der Bankencrash - und als Folge die Weltwirtschaftskrise." Seitdem sei das Unternehmen immer wieder in der Bredouille. "In Ostdeutschland gibt es Konkurrenzfirmen, die von staatlichen Subventionen profitieren, und die Lohnkosten sind dort niedriger", sagt der 44-Jährige. "Das macht den Markt nicht einfacher für uns." Ebenfalls problematisch seien die Kosten durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG): "Die Umlagen sind sehr schnell auf rund 500 000 Euro pro Jahr gestiegen."

(dora)
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